Die Lage um das Coronavirus hat sich in Österreich in der letzten Woche erstmals entspannt. Seit mehreren Tagen meldet das Land mehr Genesene als neue Fälle, und die Regierung verkündet in dieser Woche erste Lockerungen der Ausgangssperre.

Die schließen Sportveranstaltungen mit ein, wie die zuständigen Minister in einer Pressekonferenz am 15. April erklärten. Sofort kommt die Frage zum Formel-1-Rennen in Spielberg auf - das soll laut ursprünglichem Kalender am 05. Juli auf dem Red Bull Ring in Spielberg stattfinden, momentan als zweites Rennen nach dem Frankreich-GP. Tatsächlich bestätigt die österreichische Regierung: Bei entsprechenden Maßnahmen wäre das in ihren Augen möglich.

Formel 1 in Österreich: Möglich - mit starken Einschränkungen

Nachdem Sportminister und Vizekanzler Werner Kogler schon am Wochenende gegenüber regionalen Medien angemerkt hatte, dass ein Formel-1-Rennen in Spielberg vor leeren Rängen grundsätzlich vorstellbar sei, unterstreicht er das in nun erneut: "Ich möchte nur so viel sagen: Auch da gilt, dass wir nicht im Wege stehen wollen."

Davor hatte er verkündet, dass die österreichische Fußball-Bundesliga langsam wieder den Trainingsbetrieb aufnehmen darf und ihr der Spielbetrieb vor leeren Rängen in absehbarer Zukunft ermöglicht werden soll. Die sonst gültigen Regeln zum Mindestabstand zwischen Personen sollen für die Teilnehmer an den Sportevents angepasst werden, dafür müssen Veranstalter und Teams 24 Stunden vor jedem Event selbst Virus-Nachweis-Tests organisieren und so die Sicherheit garantieren.

Entsprechende staatliche Richtlinien sollen die Details in den nächsten Tagen fixieren. Das alles würde sich grundsätzlich auf die Formel 1 übertragen lassen. Ein Rennen mit Zuschauer kann man wohl vergessen, aber den Rest nicht.

Zwar macht die Größe des Formel-1-Fahrerlagers mit den selbst bei einem Geisterrennen notwendigen Menschenmassen Sorgen. Jedoch klingt Kogler optimistisch, was Abstandsregeln und dergleichen angeht: "Das scheint aber möglich, was ich aus entsprechenden Verbänden höre." Erste Gespräche mit der Formel 1 hätte es bereits gegeben, über Rennveranstalter Red Bull und deren Motorsportberater Dr. Helmut Marko, der als Vermittler auftrat.

Formel 1 vs. österreichische Reisebestimmungen

"Ich habe ihm mitgeteilt, dass wir den zuständigen Verbänden alle Richtlinien übermitteln", sagt Kogler. "Die können dann schauen, was möglich ist." Ross Brawn, Sportdirektor von F1-Eigentümer Liberty Media, hatte in der vergangenen Woche Geisterrennen als eine realistische Option genannt, bei denen das ganze Formel-1-Paddock regelmäßig getestet würde, unter Quarantäne einreisen würde und keinen Kontakt zur Außenwelt hätte.

Probleme dürften nämlich weniger die lokalen österreichischen Bestimmungen über Mindestabstände machen, sondern die Einreisebestimmungen. Diese wird Österreich nicht so schnell lockern, das hat die Regierung schon seit Tagen immer wieder untermauert. "Aber im Prinzip wurde mir von der Formel 1 selbst quasi bedeutet, dass sich das aus ihrer Sicht ausgehen könnte. Selbst der eine oder andere in Quarantäne davor, das wäre vorstellbar", macht Kogler Hoffnung.

Garantien gibt es keine, dafür ist es zu früh. Die Regierung behält sich vor, in den nächsten Wochen jederzeit die viel bemühte "Notbremse" zu ziehen und die Lockerungen wieder auszuhebeln, sollte sich der positive Trend nicht fortsetzen. Damit wäre ein Formel-1-Rennen im Juli Geschichte. Und damit wohl auch erneut der Saisonstart - denn die Verschiebung des Frankreich-GPs ist aufgrund der dort verlängerten Bestimmungen vermutlich nur mehr eine Frage der Zeit.

Wie sieht die neue Formel 1 nach der Krise aus? (02:04:00)