Red Bull spielte im Training der Formel 1 am Freitag in Abu Dhabi hinter Mercedes und Ferrari die dritte Geige. Doch der Schein trügt. Dr. Helmut Marko sieht Max Verstappen beim Finale auf Augenhöhe mit Weltmeister und Favorit Lewis Hamilton. Mit etwas Feintuning soll der vierte Saisonsieg im Duell mit Mercedes doch noch möglich sein.

"Wir sehen das wieder als Match zwischen Verstappen und Hamilton", prognostiziert Helmut Marko im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com für Sonntag nach Interlagos gleich den nächsten Showdown zwischen den beiden Superstars im Grid. Der Zeitenmonitor spiegelt das angesichts von Platz fünf für seinen Piloten und Platz zwei für den Rivalen nicht unbedingt wider.

Allerdings hatte Verstappen auf seiner schnellsten Runde im FP2, die ihm über eine halbe Sekunde auf die Bestzeit von Valtteri Bottas einbrockte, auch einen nicht unerheblichen Schnitzer. Schon in der ersten Kurve ging er am Ausgang weit und kam von der Strecke ab. "Weil die Reifen noch nicht ready waren", erklärt Marko.

Red Bull sieht nur Hamilton als Konkurrenz

Obwohl der RB15 bei den kühleren Temperaturen in der Nacht bereits deutlich besser mit den Reifen zurechtkam als am Vormittag, passte die Balance noch nicht auf allen Mischungen. "Ich glaube, wir müssen vorne die roten und hinten die gelben Reifen draufmachen. Dann haben wir die optimale Balance", scherzt Marko.

"Insgesamt war es ein anständiger Freitag. Ich bin nicht ganz zufrieden mit der Balance, aber es gibt natürlich noch einige Dinge, die wir uns anschauen können. Insgesamt bin ich ziemlich zufrieden", resümiert Verstappen. Dass Marko ihn trotzdem zu den Favoriten auf den Sieg zählt, macht er an Red Bulls üblicher Stärke fest.

"Im Longrun haben die anderen glaube ich nicht nachgetankt, aber wir haben voll nachgetankt. Wenn wir jetzt die Relation sehen, sind wir relativ knapp an Hamilton dran. Der ist in unseren Augen der Schnellste", sagt er. Nachdem der am Freitag dominante Valtteri Bottas durch seine Motorenstrafe von hinten ins Rennen gehen muss, bleibt der Champion als einziger Rivale übrig: "Wir sehen in Hamilton unseren großen Gegner."

Red Bull sucht noch Antwort auf Setup- und Reifenfrage

Um dem Einzelkämpfer in Silber gefährlich werden zu können, muss sich aber noch was tun. "Wir müssen von der Abstimmung her sicher irgendeinen Kompromiss finden zwischen Topspeed und Sektor drei", so Marko, dessen Team am Freitag zu sehr auf die eigenen Defizite schaute und das Auto für die Geraden abstimmte.

Da Ferrari in Sachen Topspeed diesmal nicht Angst und Schrecken verbreitete, will Red Bull den Fokus beim Setup mit diesen Erkenntnissen auf mehr Performance in den Kurven legen. Das sollte auch dem Graining-Problem des Red Bulls entgegenwirken.

Dem Soft-Reifen wird das Team wohl trotzdem aus dem Weg gehen wollen. "Der Soft ist auf eine Runde schnell, aber auf den Longruns bricht er wie erwartet ein", so Verstappen, der am Samstag im Q2 möglicherweise auf der härteren Mischung ausrücken wird, um damit in die Top-10 zu fahren und am Sonntag nicht auf Soft starten zu müssen. "Mit dem gelben Reifen sind wir deutlich besser", so Marko.

Von den geplanten Setupänderungen will vor allem Alexander Albon profitieren. Der Rookie kam am Freitag noch nicht wirklich zurecht, verlor eine halbe Sekunde auf den Teamkollegen. "Ich muss noch etwas Feintuning betreiben. Besonders in Sektor drei. Aber wir kommen noch", sagt der Thailänder, der zuletzt in Qualifying und Rennen auch nach schwierigen Trainings stets zur Stelle war.