Renault konnte in der Formel-1-Saison 2019 nicht einmal die Vorjahres-Ergebnisse einstellen. Stattdessen ist das Team - trotz Top-Fahrer-Neuzugang Daniel Ricciardo - hinter McLaren auf den fünften WM-Rang zurückgefallen und wirkte auf vielen Strecken auch nicht wie ein Team, das tatsächlich McLaren Paroli bieten könnte.

Das Problem waren allerdings nicht unbedingt die Rennen, dort konnten Ricciardo und Nico Hülkenberg ein ums andere Mal beeindrucken. Schwierigkeiten gibt es im Qualifying, dort hatten sie fast jede Woche um den Einzug in die Top-10 zu kämpfen. Im Rennen drehte Renault dafür an vielen Wochenenden den Spieß um und zeigte sich mit guter Renn-Pace. Nur dann machen die schlechten Qualifing-Ergebnisse immer eine Aufholjagd durch das Mittelfeld notwendig, das schmerzt.

Ricciardo: Fahrer-Erfahrung hilft Renault-Rennpace

"Da ist mehr Können dabei, da komme ich ins Spiel", scherzt Ricciardo in Brasilien. "Diese kleinen Kinder, die können mit diesen Autos nicht 71 Runden dranbleiben." Spaß beiseite: So wirklich kann Ricciardo die Frage nach der Differenz zwischen Rennen und Qualifying nicht beantworten. Am Ende scheint Renault mit den Reifen besser umzugehen als die Konkurrenz, angeführt vom Qualifying-Maßstab McLaren. "Aber das beantwortet die Frage noch immer nicht", meint Ricciardo. "Warum wir besser auf die Reifen aufpassen, da bin ich mir nicht sicher."

"Ich würde sagen, dass es zwischen mir und Nico einiges an Erfahrung gibt", mutmaßt er. "Wir fahren diese Pirellis jetzt schon lange und wissen, wie diese Rennen funktionieren." Dass die filigranen Pirelli-Reifen eine ganz sensible Behandlung benötigen, betonen die Fahrer immer wieder. Und Ricciardo und Hülkenberg sind lange dabei: Ricciardo kam 2011, im ersten Pirelli-Jahr, in die Formel 1. Hülkenberg war da Testfahrer. Seit 2012 standen beide durchgehend am Start.

"Vielleicht machen wir das sogar einfach unterbewusst - wir fügen ein bisschen was in Setup ein, was aufs Rennen hinzielt, mit Rollsteifigkeit und so Zeug", denkt Ricciardo. "Ja, vielleicht kommt das durch Erfahrung, selbst ohne dass man es absichtlich macht. Aber ich bin mir nicht ganz sicher." Bewusst zielen sie aber nicht darauf ab: "Nein, nichts, wir versuchen das Auto so weit nach vorne wie möglich zu stellen."

Renaults Betriebsfenster ist 2019 kleiner

Ricciardo schätzt, dass das Betriebsfenster des Renault 2019 einfach etwas eng ist. Es ist schwierig, das perfekte Setup für den R.S.19 zu finden. Das macht es schwierig, im Qualifying auf eine Runde das Maximum herauszuholen. Da muss alles passen: Die Reifen müssen die genau richtige Temperatur haben, und das Auto darf sich nicht zu anfällig für äußere Einflüsse wie Wind oder Temperatur zeigen.

Nach Qualifyings hängt Renault meist hinter McLaren, Foto: LAT Images
Nach Qualifyings hängt Renault meist hinter McLaren, Foto: LAT Images

Jenen Teams, die hier wenig Spielraum haben, kommt das im Mittelfeld meist teuer zu stehen. Hier liegt ein großer Fahrerblock meist innerhalb weniger Zehntel, und wenn das Auto nicht perfekt ist, kann das schnell Platz 14 statt sieben bedeuten. Der McLaren ist hier 2019 empfänglicher, seine Balance bleibt auf neuen Reifen im Qualifying konstanter und die Fahrer tun sich leichter damit, ans Limit zu gehen.

Mit der Setupfindung hat Renault schon das ganze Jahr über Probleme, besonders das gilt es für 2020 zu richten. Mit dem Low-Downforce-Paket für Spa und Monza hatte das Team übrigens einen Volltreffer gelandet - nur kommt das über die Saison verteilt kaum zum Einsatz.

Trotz der mageren 2019-Ausbeute unterstrich Ricciardo in den letzten Tagen noch einmal seine Hoffnung darauf, 2020 mit Renault auf dem Podium zu stehen. Währenddessen hat das sich das Team mit Ex-Williams-Mann Dirk de Beer einen neuen Chefaerodynamiker und mit McLaren-Abgänger Pat Fry einen neuen Berater geangelt. Besonders hinsichtlich 2021 soll das Team damit besser aufgestellt sein.