Nico Hülkenberg wird beim Finale 2019 in Abu Dhabi sein vorerst letztes Formel-1-Rennen bestreiten - und sofern es keine Sensation gibt, seinen Rekord von dann 177 Grands Prix ohne Podium mit in den vorläufigen F1-Ruhestand nehmen. Ob es für ihn eine zehnte Saison in der Königsklasse geben wird, um diesen wieder abzugeben, ist offen. Ein Rücktritt sei das Aus 2020 nicht.

In seinen bisher neun Saisons Formel 1 weißt seine Statistik eine Pole Position, zwei schnellste Runden und vier vierte Plätze als größte Erfolge aus. Etwas, das sich Hülkenberg bei seinem Debüt 2010 anders vorgestellt hatte. "Natürlich gibt es einiges verpasstes Potential und verpasste Ergebnisse, aus diversen Gründen", so der 32-Jährige.

Mit Back-to-Back-Titeln in Formel 3 und GP2 stieg er vor zehn Jahren mit Williams in die Formel 1 auf und fuhr beim vorletzten Saisonrennen im verregneten Brasilien sensationell auf die Pole Position. Nach einem Jahr auf dem Abstellgleis als Testfahrer kehrte er als Stammpilot bei Force India zurück und knüpfte nahtlos an seine starke Rookiesaison an.

Doch ein Moment im Jahr 2012 sollte im Nachhinein wie ein Schatten auf seiner Karriere liegen. Wieder war es Interlagos, wieder herrschten Mischbedingungen und wieder kämpfte Hülkenberg mit unterlegenem Material gegen die Großen. 30 Runden verbrachte er in Führung, mehr als jeder andere Pilot an diesem Sonntag. Doch bei einem misslungenen Überholmanöver gegen Lewis Hamilton warf er sein sicheres Podium weg.

Es war der erste von mehreren kleinen aber folgenschwerer Fehlern, welche ihn vom F1-Podest fern hielten. So beschädigte er sich später unter anderem beim Chaos-GP in Baku 2017 die Hinterradaufhängung, während Lance Stroll im Williams als Dritter auf das Podest fuhr. 2019 in Hockenheim standen die Chancen auf Edelmetall ebenfalls nicht schlecht, doch wieder war es ein eigentlich nicht nennenswerter Rutscher, der für ihn in der gnadenlosen Auslaufzone der Südkurve endete.

Hülkenberg überzeugt: Es hätten Podien stehen können

"Natürlich habe ich Fehler gemacht, so wie wir alle manchmal welche machen. Die hätte ich natürlich gerne vermieden. Ein paar Moves und Dinge würde ich jetzt vielleicht anders machen", weiß auch Hülkenberg um die Szenen, welche seine Laufbahn bestimmten. Hockenheim 2019 spielte nicht zuletzt auch eine Rolle bei seinem F1-Aus.

"Das war bitter. Denn das hat auch Konsequenzen auf nächstes Jahr gehabt", so Hülkenberg, der Renaults Vertrauen in seine Fähigkeiten mit diesem Fehler offenbar bis zu einem Grad verspielte, der für die Teamführung ausreichte, um 2020 auf Esteban Ocon zu setzen."Wenn ich die zehn Jahre reflektiere sind da natürlich hier und da Dinge, die besser hätten laufen können. Es hätten Podien stehen können, es hätten vielleicht sogar mehr werden können", sagt Hülkenberg.

In Selbstmitleid zerfließen oder sich von der Vergangenheit verfolgen zu lassen ist trotz dieser Erkenntnis aber nicht angesagt. "Ich bereue nichts, nein. Im Nachhinein ist es immer einfach, das alles zu sagen. "Wenn ich die ganzen Prozesse und Entscheidungen durchgehe, empfinde ich nicht, dass wir etwas falsch gemacht haben. Es ist halt so gelaufen, wie es ist. Ich kann und muss damit leben. Es ist sowieso nicht zu ändern und ich bin mit mir im reinen und komme damit gut klar."

Hülkenberg hadert mit 2019: Im Renault nicht wohlgefühlt

Weniger gut klar kommt er mit seinen in der vergangenen Saison gezeigten Performances. Im Qualifying-Duell steht es vor dem Finale 13:7 für Teamkollege Daniel Ricciardo, im Rennen hat der Renault-Neuzugang bis dato 17 Zähler mehr eingefahren. Zufriedenheit findet Hülkenberg in diese Zahlen nicht.

"Nicht ganz. Dieses Jahr ging es auf und ab. Speziell im Qualifying habe ich nicht immer ganz so performt", sucht er nicht nach Ausreden. Der Samstag war stets seine Stärke, vor allem im Force-India-Teamduell gegen Sergio Perez. Auch 2019 legte Hülkenberg mit starker Samstags-Pace los, doch die nackten Zahlten spiegeln das nicht wider.

"Die ersten paar Wochenenden gab es zwei oder drei Qualifyings, die aufgrund technischer Probleme zu seinen Gunsten ausgegangen sind", sagt er in Hinblick auf den Vergleich mit Ricciardo. "Das muss man auch sehen, aber generell hatte er zur Mitte des Jahres einfach einen sehr guten Rhythmus gefunden und war sehr stark, und ich stand zu der Zeit ein bisschen auf Kriegsfuß mit dem Auto und habe mich nicht wohl gefühlt. Das macht dann den Unterschied."

Q&A: Wie gut sind die neuen Formel-1-Chefs von Liberty? (30:03 Min.)

Mühsames Jahr für Renault-Piloten

Nach der Sommerpause lag Hülkenberg nur einen Zähler hinter Ricciardo und ließ dann vier Punkteresultaten in Folge los. Doch ab Japan war die Luft raus. Ricciardo punktete regelmäßiger und besser. "Es war generell ein mühsames Jahr vom Auto her. Wir haben nicht alles ganz unter Kontrolle gehabt", so Hülkenberg.

Renault gelang es nie, im Mittelfeld konstant zu performen. Aus diesem Grund wurden die Strategien zwischen beiden Piloten immer häufiger gesplittet - oft mit dem schlechteren Ende für Hülkenberg. "Das war ja nicht nur ich. Das Mittelfeld ist eng und wir konnten uns nicht absetzen. Diesen Schritt haben wir sportlich nicht geschafft, sagt er.