Charles Leclerc hat beim Formel-1-Rennen in Spa-Francorchamps seinen ersten Grand-Prix-Sieg gefeiert. Einen Tag nach dem Tod seines Freundes Anthoine Hubert im Rennen der Formel 2 setzte sich der Ferrari-Pilot gegen Weltmeister Lewis Hamilton und dessen Mercedes-Teamkollegen Valtteri Bottas durch. Sebastian Vettel wurde nach einem fehlgeschlagenen Strategie-Schachzug Vierter.

Das Rennen begann zunächst mit einer Kollision zwischen Max Verstappen und Kimi Räikkönen in der ersten Kurve. Der Niederländer crashte in Folge der Berührung in Eau Rouge und schied aus. Nach einer Safety-Car-Phase zur Bergung des Red Bulls kontrollierte Leclerc das Rennen wie schon beim Start weiter souverän.

Während Vettel von den Silberpfeilen verfolg wurde, enteilte sein Teamkollege ihm in der Anfangsphase mit deutlich schnelleren Rundenzeiten. Ferrari und Vettel ließen sich von Mercedes im ersten Renndrittel zu einem frühen Boxenstopp verleiten.

Durch den Undercut übernahm Vettel kurzzeitig die Führung vor Leclerc. Der Ferrari-Kommandostand wies aufgrund der deutlich schnelleren Pace Leclercs jedoch bald darauf den Platztausch an, der von Vettel ohne Widerstand vollzogen wurde. Wenig später kassierte auch Hamilton den Ferrari-Piloten.

Vettel fiel durch einen zweiten Boxenstopp auf die vierte Position zurück, auf der er schlussendlich auch über den Zielstrich fuhr. Leclerc verwaltete seine Führung souverän vor Hamilton und sorgte mit seinem Sieg für den Befreiungsschlag der Scuderia. Hinter dem Führungsduo komplettierte Bottas das Podest.

Die Punkteränge: Best of the Rest wurde Alexander Albon im Red Bull, nachdem Lando Norris eine Runde vor Schluss auf Platz fünf liegend ausfiel. Die Top-10 komplettierten Sergio Perez, Daniil Kvyat, Nico Hülkenberg, Pierre Gasly und Lance Stroll.

Formel 1, WM-Stand 2019: Hamilton weiter auf WM-Kurs

Der WM-Stand: Hamilton baute seinen Vorsprung auf Bottas um weitere drei Punkte aus. Der Ausfall Verstappens trägt ebenfalls dazu bei, dass der amtierende Weltmeister in der Gesamtwertung an der Spitze weitestgehend seine Ruhe hat. 65 Punkte liegt Bottas bei acht ausstehenden Rennen zurück. Verstappen ist weiter Dritter. Leclerc liegt als Fünfter nur noch zwölf Zähler hinter Vettel.

In der Herstellerwertung büßte Mercedes fünf Punkte auf Ferrari ein. Die Silbernen führen die Weltmeisterschaft mit 145 Punkten Vorsprung weiter komfortabel an. McLaren musste die erste Nullrunde seit fünf Rennen hinnehmen, ist aber weiter souverän Vierter. Dahinter geht es zwischen Toro Rosso, Renault und Racing Point immer enger zu.

Das Wetter: Nach perfektem Sommerwetter präsentierten sich die Ardennen am Sonntag wie vorhergesagt wechselhaft. Nach Regen am Vormittag blieb es über die gesamte Renndistanz hinweg trocken. Die Außentemperatur war mit 17 Grad Celsius allerdings deutlich kühler als in den vorherigen Sessions. Der Asphalt hatte lediglich 28 Grad Celsius.

Startkollision zwischen Verstappen und Räikkönen

Die Startphase: Leclerc erwischte einen optimalen Start und verteidigte seine Führung in der ersten Kurve erfolgreich. Dahinter ging Hamilton innen an Vettel vorbei. Hinter der Spitze kam es im Nadelöhr von La Source erneut zu einem Unfall. Verstappen geriet mit Räikkönen aneinander. Weiter hinten wurde auch Ricciardo in eine Kollision verwickelt.

Verstappens linke Vorderradaufhängung gab infolge der Berührung in Eau Rouge nach und der Red-Bull-Pilot landete in der Streckenbegrenzung. Auf der Kemmel-Gerade setzte Vettel einen erfolgreichen Konter gegen Hamilton, bevor die Rennleitung zur Bergung von Verstappens Boliden das Safety Car auf den Plan rief.

Leclerc hängt Vettel ab

Der frühe Rennverlauf: Räikkönen, Ricciardo und Sainz nahmen das Rennen nach Reparaturstopps wieder auf. Letzterer kam jedoch nicht weit und musste seinen McLaren in der dritten Runde mit einem Defekt abstellen, gerade als das Rennen wieder freigegeben werden sollte. Die Neutralisierung wurde dementsprechend verlängert.

Mit einer Runde Verspätung nahmen die 18 verbliebenen Piloten den Grand Prix wieder auf. Leclerc kontrollierte den Restart souverän, Vettel verbremste sich in La Source und bekam es gleich wieder mit Hamilton zu tun. Die Höchstgeschwindigkeit des Ferrari rettete ihn jedoch vor einer weiteren Attacke des amtierenden Champions.

Leclerc legte wie erwartet die Pace vor und hielt Vettel in der Anfangsphase erfolgreich auf Distanz. Hamilton und Bottas folgen ebenfalls außerhalb des DRS. Als großer Profiteur des Starts führte Lando Norris das Mittelfeld an, gefolgt von den Haas-Piloten, Sergio Perez, Pierre Gasly und Lance Stroll.

In der siebten Runde leistete sich Leclerc in Les Combes einen Fahrfehler. Der Monegasse war auf der Bremse zu spät dran und musste durch die Auslaufzone. Der Zeitverlust gegenüber Vettel hielt sich allerdings in Grenzen. Hamilton beobachtete währenddessen bereits die ersten Probleme bei Vettel, der mit der Balance zu kämpfen begann.

In der zehnten Runde stieß Hamilton erstmals ins DRS-Fenster vor. Im Mittelfeld musste Magnussen erst Perez und dann auch Gasly sowie Stroll ziehen lassen. Vettel baute den Vorsprung wieder auf über eine Sekunde aus und rettete sich vor einer Attacke durch Hamilton. Leclerc lag im 13. Umlauf nach einer weiteren schnellsten Runde bereits über drei Sekunden vor Vettel.

Ferrari fällt auf Mercedes-Finte rein

Die Boxenstopp-Phase: Ferrari holte Vettel in der 15. Runde zum ersten Boxenstopp, als Reaktion auf die zum Service bereit stehende Mercedes-Crew. Hamilton und Bottas fuhren jedoch an der Boxeneinfahrt vorbei. Der Wechsel von Soft auf Medium erfolgte bei Vettel innerhalb von 2,5 Sekunden.

Leclerc, Hamilton und Bottas reagierten nicht auf den Stopp von Vettel und blieben weiter auf der Strecke. Vettels Rundenzeiten auf dem frischen Medium-Reifen waren jedoch deutlich schneller, sodass Mercedes die Overcut-Pläne bald verwerfen und sich auf eine andere Strategie fokussieren konnte.

Im Mittelfeld ging es während dessen weiter munter zur Sache. Kvyat führte in Runde 20 als Fünfter die Verfolger an, dahinter folgten Norris, Giovinazzi, Albon, Ricciardo und Grosjean. Aus dieser Gruppe hatten aber lediglich Norris und Grosjean bereits ihre Boxenstopps absolviert.

In Runde 21 kam Leclerc zum Wechsel von Soft auf Medium. Mit 2,4 Sekunden Standzeit legte die Crew einen lupenreinen Service hin. Durch die vielen Runden auf dem heruntergerittenen Soft-Pneu kehrte Leclerc allerdings fünf Sekunden hinter Vettel auf die Strecke zurück.

Eine Runde später stoppte auch Hamilton. Der Brite wurde in 3,6 Sekunden abgefertigt, wechselte dabei ebenfalls von Soft auf Medium. Mit sieben Sekunden Rückstand auf Leclerc nahm er sein Rennen wieder auf. Bottas folgte in der darauffolgenden Runde und fiel durch seinen Reifenwechsel von der ersten auf die vierte Position zurück.

Vettel mit stumpfen Waffen

Der weitere Rennverlauf: An der Spitze nutzte Leclerc seinen frischen Reifen, um den Abstand auf Vettel in Siebenmeilenstiefeln zu verkürzen. Über eine Sekunde holte er auf den Teamkollegen pro Runde auf. Im 26. Umlauf war Leclerc auf unter eine Sekunde an Vettel herangerückt. Das Team forderte Vettel daraufhin auf, den Teamkollegen ziehen zu lassen.

Vettel kam der Aufforderung auf der Start- und Zielgeraden nach und ließ Leclerc vorbei. Der Ferrari Kommandostand plante für ihn den Rest des Rennens auf seinem früh aufgezogenen Medium-Reifen. Vettel äußerte im Funk Zweifel, die restlichen 15 Runden auf diesem Reifen zu absolvieren.

In Runde 29 war Hamilton hinter ihm im DRS-Fenster, doch der Mercedes-Pilot verbremste sich bei der Anfahrt auf die Bus-Stop-Schikane zunächst. Einen Umlauf später setzte Hamilton auf der Kemmel-Geraden erstmal die Überholhilfe ein, kam für eine Attacke aber nicht nah genug heran. Beim Anbremsen auf Bus-Stop ritt Hamilton den ersten Angriff, doch Vettel verteidigte sich erfolgreich.

In der 32. Runde reichte Vettels Ferrari-Power jedoch nicht mehr, um sich gegen den Silberpfeil zu wehren. Bei der Anfahrt auf Les Combes ging Hamilton mit Hilfe des DRS relativ mühelos an seinem Konkurrenten vorbei. Kurz darauf drohte Vettel die Attacke von Bottas, doch die Ferrari-Strategen riefen ihren Mann in der 33. Runde für einen zweiten Reifenwechsel von Medium zurück auf Soft an die Box. Vettel fiel dadurch auf die vierte Position zurück, 16 Sekunden hinter Bottas.

Leclerc befreit Ferrari

Die Schlussphase: Vettels Schlussattacke lief allerdings nicht wie geplant. Auf seiner zweiten Runde mit dem frischen Reifen verbremste er sich in Les Combes und büßte weiter Zeit auf Bottas ein. Damit war das Podium für ihn außer Reichweite. Den Punkt für die schnellste Runde stellte er dafür sicher.

Während Vettel sich den Bonuspunkt sicherte, sorgte Leclerc mit seinem ersten Formel-1-Sieg für den Befreiungsschlag der Scuderia. In der Schlussphase ging es im Mittelfeld noch einmal heiß her, als Giovinazzi in Pouhon abflog und Norris auf der Start- und Zielgeraden ausrollte. Beide Piloten verloren dadurch ein Punkteresultat.

Die Top-Facts des Rennens

  • Leclerc feiert ersten F1-Sieg
  • Erster Ferrari-Sieg seit 12 Monaten
  • Mittelfeld-Drama in der letzten Runde
  • Verstappen mit erstem Ausfall 2019