Ausgerechnet in Hockenheim, im Qualifying zu seinem Heimrennen, hat Nico Hülkenberg mal wieder einen Stich gegen Daniel Ricciardo gesetzt. Zuletzt hatte der Australier den Emmericher auf eine Runde weitgehend im Griff. Das zeigt auch das Quali-Duell. Durch seinen Sieg in Deutschland verkürzte Hülkenberg lediglich auf 3:8 - noch immer ein solider Abstand, wenngleich einige Defekte von Saisonbeginn verzerren.

Anders als Ricciardo schaffte es Hülkenberg so ins Q3 und qualifizierte sich dort als Neunter. Im Q2 war es allerdings noch P8 gewesen - und eine vier Zehntel schnellere Zeit. Die hätte im Q3 sogar zu P6 gereicht. Dementsprechend ärgert sich Hülkenberg trotz teaminternen Siegs und Top-10-Startplatz.

"Ich bin nicht ganz zufrieden", hadert Hülkenberg. "Wenn es so eng zugeht und du Neunter bist, dann ist das eine verpasste Gelegenheit." Umso größer ist der Ärger, weil Hülkenberg alles in einer bekannten Ecke einbüßte. "In Kurve acht hatte ich einen Quersteher und habe so die ganze Zeit verloren", schildert er. "Es ist mir schleierhaft, warum wir das ganze Wochenende da Probleme haben."

Hülkenberg: Abstände im Mittelfeld verrückt

Grundlegend kann Hülkenberg mit seinem Qualifying dennoch leben. Vor allem wegen des spektakulären Q2. Nur 0,033 Sekunden trennten dort P8 von P13. Ruhm von Scheitern. Oder eben Hülkenberg von Ricciardo. "Ich habe gesehen, dass wir P8 und P13 waren und schon gedacht: 'Wow, was ein Gap! Gut!' Aber dann habe ich den wahren Abstand gesehen ...", schildert Hülkenberg den Q2-Krimi.

Doch hatte er eben noch immer das bessere Ende für sich. "So sind die Würfel dann eben gefallen", sagt Hülkenberg. "Es ist aber schon verrückt. Wir fahren da alle mit anderen Autos und haben am Ende nach der Runde alle fast dieselbe Zeit. Das war unfassbar eng. Sowas habe ich da auch noch nicht erlebt", sagt Hülkenberg, sonst nie müde zu betonen, dass das Mittelfeld in der Formel 1 schon immer eng gewesen ist.

Renault opfert Topspeed-Sektoren für Motodrom

Das Rennen nimmt der Renault-Pilot durch den Queren in Turn acht nun dennoch mit einer gewissen Hypothek in Angriff. Mit Räikkönen, Grosjean, Sainz und Perez hat er gleich vier Mittelfeldkonkurrenten vor sich die alle schwer zu überholen sein werden. Gerade für Renault, wie Hülkenberg verrät.

"Wenn man den Durchschnitt sieht von den Sektorenzeiten, dann sind wir im letzten Sektor am konkurrenzfähigsten. Das kann aber auch einfach dem geschuldet sein, dass wir viel Abtrieb fahren und dadurch die ersten beiden ein bisschen in die Röhre gucken", schildert Hülkenberg.

Hülkenberg erwartet im Rennen harte Gegenwehr

Genau das wäre im Rennen dann Gift. Viel Abtrieb heißt viel Luftwiderstand heißt Schwierigkeiten beim Überholen. "Ja. Überholen ist aber generell nicht einfach mit diesen Autos", sagt Hülkenberg zu Motorsport-Magazin.com. "Von daher mal schauen. Der Start und die erste Runde sind wie immer immens wichtig. Dann werden wir sehen, wo wir uns einsortieren."

In Sachen Rennpace erwartet Hülkenberg ein ebenfalls ausgeglichenes Kräfteverhältnis zwischen Alfa, Renault und McLaren. "Dadurch wird es dann auch nicht leichter", fürchtet Hülkenberg. Hoffnungsvoll stimmt den Regenspezialisten aber der Wetterbericht. Zu 80 Prozent soll es im Rennen schütten. Das verhalf Hülkenberg bereits im Vorjahr an selber Stelle zu seiner vielleicht besten Performance des ganzen Jahres.