Lewis Hamiltons Laune nach dem Qualifying der Formel 1 in Österreich zählte nicht zu den besseren des Weltmeisters. Dabei hatte sich der Mercedes-Pilot immerhin noch auf Platz zwei qualifiziert (was durch eine Strafe in der Startaufstellung anders aussehen wird, vgl. unten), Teamkollege und Spielberg-Crack Valtteri Bottas klar geschlagen. Doch für den Pole-Rekordhalter der F1 reicht das natürlich dennoch nicht.

Schon gar nicht mit mehr als zwei Zehnteln Rückstand. Auf einen Ferrari. Auf dem Red Bull Ring, der für die kürzesten Rundenzeiten der Formel 1 sorgt. Dementsprechend deutlich wird Hamilton nach der Qualifikation.

Hamilton: Auf den Geraden killt uns Ferrari richtig

"Wir haben noch etwas abgeknabbert, aber wir waren vom Start weg hinten dran", hadert Hamilton über die Schlappe. "Wir dachten, es würde enger. Sie haben im dritten Training und dann im Qualifying noch etwas mehr Zeit gefunden", sagt der Brite. "Auf den Geraden killen sie uns richtig! Und scheinbar haben sie herausgefunden, wie sie das Auto um die mittelschnellen und schnellen Kurven bekommen."

Das habe Mercedes unterschätzt. "Vor dem Qualifying haben wir definitiv unterschätzt, wie schnell sie [Ferrari] sein würden", so Hamilton. Teamchef Toto Wolff sieht es anders. Man habe sehr wohl mit der Scuderia gerechnet, schon lange vor dem Qualifying. "Wir wussten bereits vor dem Wochenende, dass diese Strecke für uns schwierig werden würde, weil die Charakteristik derzeit nicht zu unseren Stärken zählt. Die Plätze zwei und vier sind in diesem Zusammenhang ein realistisches Ergebnis", sagt der Wiener vor seinem Heimrennen am Sonntag.

Wolff widerspricht: Ferrari nicht unterschätzt, stark erwartet

So sei es im Qualifying dann nur weitergegangen. "Wir konnten schon auf den ersten Versuchen im Q1 erkennen, dass wir uns heute etwas im Hintertreffen befunden haben. Deshalb mussten wir uns heute Nachmittag unseren Weg durch jeden Qualifying-Abschnitt kämpfen", berichtet Wolff.

Damit jedoch längst nicht genug der Niederlagen. Nach der sportlichen folgte auch noch eine Pleite am grünen Tisch. Die Stewards drückten Hamilton für das Behindern von Kimi Räikkönen im Q1 eine Strafversetzung von drei Plätzen in der Startaufstellung. Damit ist Hamilton im Formel-1-Rennen morgen nur noch Vierter. Nicht Fünfter, weil auch Magnussen versetzt wird. Die Erklärung der komplizierten Formel-1-Rechnung liefert Motorsport-Magazin.com in Kürze und aller Ausführlichkeit separat.

Lewis Hamilton: Strafe ist verdient

Ärger über die Entscheidung kommt bei Hamilton jedoch nicht auf, umso mehr über sich selbst. "Ich habe diese Strafe heute völlig verdient und kein Problem damit, sie zu akzeptieren. Es war mein Fehler und ich übernehme die volle Verantwortung. Es war keine Absicht", sagt der F1-Star. Auch Wolff ging d'accord.

Für das Rennen erwartet Hamilton nun eine zusätzlich erschwerte Aufgabe. Die hielt er schon ohne die Strafe nicht für leicht. "Wenn ich da vorne bleiben kann, kann es ein lustiges Rennen werden. Ich glaube, Ferrari ist schnell auf den Longruns, also wird es schwierig, an Charles dranzubleiben", so Hamilton.

Nur noch P5: Mercedes hofft auf Ferrari-Fehler bei Startreifen

Die Hoffnung: Der Ferrari startet anders als Hamilton (Medium) auf Soft, muss also auf härtere Reifen wechseln. Am besten früher als es den Roten lieb ist. Dann könnte Hamilton im Schlusssprint mit Soft auf der Strecke angreifen - wenn der Overcut allein dank besserer Longrun-Pace am Freitag nicht ohnehin schon reicht.

"Wenn ich auf einem anderen Reifen komme, könnte es ein Vorteil sein", hofft Hamilton. "Außer ihr Reifen hält länger, als wir erwarten", so Hamilton. "Aber ich denke, der Medium hält schon länger." So sieht es auch Wolff, geht davon aus, dass sich Ferrari verzockt hat. "Das bedeutet entweder zwei Stopps oder Beeinträchtigungen am Ende des ersten Stints", so Wolff über die Ferrari-Strategie.