Red Bulls Pole Position für das Formel-1-Rennen in Mexiko am morgigen Sonntag war unter dem Strich alles andere als eine Überraschung. Den Namen des Pole-Sitters hingegen hatte längst nicht jeder auf der Rechnung. Daniel Ricciardo schnappte Teamkollege Max Verstappen die Pole vor der Nase weg, nachdem dieser fast das ganze Wochenende dominiert hatte. Für den Australier ein wichtiger Befreiungsschlag, der für ihn selbst gar nicht so unerwartet kam.

"Ich bin fast durchgedreht, als ich gehört habe, dass ich die Pole habe", so ein freudestrahlender Ricciardo, der in den vergangenen Wochenenden von einer Defektserie arg gebeutelt wurde und nach diesem Erfolg endlich wieder strahlen kann. Am Ende war es der Hauch von 26 Tausendsteln, der ihm die dritte Pole seiner Karriere und die zweite in diesem Jahr bescherte.

"Ich bin wirklich super happy. Es ist natürlich eine ziemlich lange Zeit her, dass ich mal ein gutes Wochenende hatte", so der 29-Jährige, der seit seinem Sieg in Monaco nicht mehr auf dem Podest stand und im teaminternen Duell gegen Verstappen vor Mexiko mit 14:3 zurücklag. "Ich wusste, es war mehr drin, und dass ich es am Ende nur irgendwie herausquetschen musste."

Ricciardos Red Bull läuft: Verstappen-Probleme sind dem Pole-Sitter unbekannt

Nach dem ersten Run lag Verstappen noch auf Polekurs. Ricciardo hatte auf seiner schnellsten Runde zunächst auch nicht das Gefühl, dass es reichen würde. "Ich würde nicht sagen, dass ich überrascht bin. Aber der erste Sektor war ehrlich gesagt nicht so gut, weshalb ich von der Pole danach doch etwas überrascht war. Dafür waren meine Sektoren zwei und drei stark, und das ist wo ich den Unterschied gemacht habe", erklärt der Pole-Sitter.

Verstappen war sichtlich angefressen und klagte über massive Probleme mit der Motorbremse seines RB14. Ricciardo erklärt gegenüber Motorsport-Magazin.com, keine derartigen Vorkommnisse gehabt zu haben: "Ehrlich gesagt weiß ich nicht, welches Ausmaß es bei ihm hatte. Max hat gestern Abend im Briefing schon darüber gesprochen. Aber bei mir gab es nichts, was sich danach angefühlt hat."

Red-Bull-Teamchef Christian Horner konnte Verstappens Probleme gegenüber Sky Sports F1 nicht bestätigen. "Sie hatten das gleiche Auto und die gleichen Möglichkeiten. Daniel hat im Q3 den besseren Job gemacht und er verdient die Pole", so der Brite, der sich mit seinem Piloten freute: "Es war eine mächtige letzte Runde von ihm, die kam aus dem Nichts. Du konntest im Funk hören, wie glücklich er auf der In-Lap war. Ich freue mich wirklich sehr für ihn."

Ricciardo sieht keinen Red-Bull-Alleingang im Mexiko-Rennen

Nach der befreienden Pole Position ist die Zielsetzung für den Sonntag klar. Schon seit Wochen erzählt Ricciardo, wie sehr er sich zum Abschied von Red Bull noch einmal ein Top-Resultat wünscht. Nach den Trainingstagen scheint Red Bull auch in Sachen Rennpace der haushohe Favorit zu sein. Beste Voraussetzungen also, um das Abschiedsgeschenk zu holen?

"Ich denke, es ist zu früh um zu sagen, dass es nur ein Rennen zwischen uns beiden wird. So schön das auch wäre, der Run auf die erste Kurve ist am Sonntag lang. Und selbst wenn du danach vorne bist, der Reifenabbau war das gesamte Wochenende über beträchtlich", mahnt Ricciardo. "Aber ich denke, wenn du das schnellere Auto hast kannst du immer noch überholen. Also sind wir hoffentlich den ganzen Tag über das schnellste Auto."

Red-Bull-Clash in Mexiko? Ricciardo will Team keine Herzattacke bereiten

Egal ob Kurve eins oder Renndistanz, der größte Konkurrent scheint letztendlich Vorjahressieger Max Verstappen zu sein. Angesichts der Konstellation in der ersten Reihe sind die Erinnerungen an den Baku-Clash zwischen den beiden allgegenwärtig - auch bei Ricciardo. "Niemand will einen Kampf wie in Baku", wiegelt er ab. "Also hoffentlich keine Herzinfarkte morgen. Nur Herzattacken vom Feiern und der Freude", scherzt er.