Der USA GP in Austin, Texas zählte zweifelsfrei zu den besten Rennen der Formel-1-Saison 2018. Schon das Qualifying entpuppte sich aus Tausendstelkrimi. Der Grand Prix selbst punktete dann mit extrem vielfältigen Strategien, teils ungewohntem Kräfteverhältnis (Renault-Aufschwung) und einigen spannenden Duellen, allen voran zwischen Kimi Räikkönen vs. Lewis Hamilton und Max Verstappen vs. Hamilton.

Warum? Weil den Teams die Daten fehlten, so eine Theorie. Am verregneten Freitag drehten die Teams auf dem Circuit of the Americas nicht eine einzige Runde im Trockenen. Erst im dritten Training konnten sie Erfahrungswerte sammeln, allerdings nur wenige. Diese Session dauert anders als FP1 und FP2 nicht 90, sondern nur 60 Minuten.

Ross Brawn schwärmt: Mercedes, Ferrari & Red Bull alle anders taktiert

Hinzu kamen erst sehr spät vorgenommene Änderungen am Reifendruck. Auch Pirelli konnte erst zum Sonntag nach justieren. Formel-1-Sportchef Ross Brawn fragt sich deshalb jetzt: Steckt dahinter nur zufällige Korrelation oder Kausalität? Also zwischen dem Mangel an Daten und dem ungewohnten Bild am Rennsonntag mit mehr Action, mehr Racing, mehr Taktik-Nervenkitzel.

"Die drei Fahrer auf dem Podium haben die Linie innerhalb von nur drei Sekunden überquert. Sie waren alle auf verschiedenen Reifenstrategien, durch die Reifenwahl im Fall von Verstappen und Räikkönen und bei Verstappen durch die Notwendigkeit, weil er von der vorletzten Reihe losgefahren ist", fasst der Brite zusammen.

Brawn vermutet: Datenmangel sorgt für bessere Show

"Das ist sehr ungewöhnlich in der Formel 1, wo der Level an Raffinesse der Teams, wenn es um Simulationen und Strategie geht, so hoch ist, dass man normalerweise keine solchen Abweichungen sieh, besonders wenn es um die drei Top-Teams geht."

Brawn vermutet: "Das hing vielleicht damit zusammen, dass sie nicht in der Lage waren, viel im Trockenen zu fahren, als die Strecke am Freitag die ganzen drei Trainingsstunden nass war." Also: "Liefern weniger Daten eine bessere Show?", fragt Brawn. "Auf jeden Fall gringt es mehr Ungewissheit", antwortet das 'F1-Superhirn' sich selbst.

Toto Wolff über mögliche Änderung: Teams würden mehr simulieren

Deshalb wolle man intern jetzt durchaus einmal überlegen, inwiefern man diesen Punkt bei den Überlegungen für die Zukunft der Formel 1 aufnehmen kann. Bereits seit Monaten befindet sich die Formel 1 in einem Prozess, insbesondere vor dem Hintergrund des Reglement 2021, wie man die Königsklasse noch aufregender machen kann. "Und am Sonntag in Austin war das von der ersten bis letzten Runde der Fall", meint Brawn.

Einen Zusammenhang zwischen Mangel an Daten, größerer Unvorhersehbarkeit und damit in letzter Konsequenz spannendere Rennen sieht auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Doch der Österreicher bleibt skeptisch, ob die jetzt auch von Brawn in den Raum gestellten Änderungen, nicht verpuffen würden.

"Du würdest einfach mehr Simulationen abspielen und noch mehr Computer im Hintergrund laufen lassen, die versuchen, herauszufinden, wie man das Auto auf die Strecke stellen muss", erklärt Wolff. "Aber je begrenzter die Zeit ist, die du auf der Strecke hast, desto mehr Variation entsteht schon."