Die Formel 1 ist ein komischer Zirkus: Auf der einen Seite wollen die Piloten Reifen, die möglichst viel Grip bieten und fordern von Pirelli immer aggressivere Reifennominierungen, auf der anderen Seite beschweren sie sich dann über zu schnell abbauende Pneus.

Mit den Hypersoft-Reifen führte Pirelli zur Formel-1-Saison 2018 extrem weiche Reifen für Straßenkurse ein. Auf anderen Strecken ist der Hypersoft mehr oder weniger ein reiner Qualifying-Reifen.

Bislang erlebte die weichste Mischung drei Einsätze. In Monaco waren viele von der Haltbarkeit negativ überrascht, in Montreal dafür positiv. In Monaco allerdings ist Überholen so schwierig, dass die Haltbarkeit kein großes Problem ist. Dazu wählte Pirelli in Monaco und Kanada die drei weichsten Mischungen. In Singapur wurde der Supersoft übersprungen, stattdessen kam der Soft zum Einsatz.

Ferrari, Mercedes & Co ist Reifenproblem egal

Und prompt kam es beim Nachtrennen zu den ersten größeren Beschwerden. Während im Qualifying noch Rekorde purzelten und die Wagenlenker von ihren weiterentwickelten und mit Hypersoft ausgestatteten Boliden schwärmten, wurde das Rennen vermehr zum Krampf.

Das Problem: Während die Top-10 auf jenen Reifen starten müssen, auf denen sie sich für das Q3 qualifizieren, hat der Rest des Feldes freie Reifenwahl. Das Problem läuft unter dem Radar der Masse, weil die Top-Teams einen derartigen Vorsprung haben, dass es völlig egal ist, auf welchen Reifen sie starten - Ferrari, Mercedes und Red Bull belegen ohne besondere Vorkommnisse immer die ersten sechs Ränge. Ihr Vorsprung ist so groß, dass sie sich teilweise auf härteren Reifen für Q3 qualifizieren können.

Im engen Mittelfeld ist die Reifen-Regel für manche aber ein Ärgernis. Romain Grosjean landete im Singapur-Qualifying auf Rang acht, im Rennen wurde es nur Platz 15 für den Haas-Piloten. "Wir hatten eine gute Pace, wir waren auch auf jeder Mischung stark. Aber unser Problem war, dass wir uns in den Top-10 qualifiziert haben und deshalb den Hypersoft fahren mussten", analysierte der Franzose.

Fernando Alonso freute sich als Elfter in der Startaufstellung ganz besonders: "Hier ist es wichtig, dem Hypersoft aus dem Weg zu gehen. Wenn du im Q3 landest und Zehnter wirst, hast du natürlich einen großen Nachteil."

Und tatsächlich landete der Spanier im Rennen auf Rang sieben und sicherte sich den Titel Best of the Rest. Von den vier Piloten der Mittelfeldteams, die es ins Q3 schafften, blieb am Ende einzig und allein Nico Hülkenberg in den Punkterängen. Natürlich hatte das auch etwas mit Force Indias verpatztem Rennen zu tun, aber das große Problem waren die Hypersoft-Reifen. Kaum jemand außerhalb der Top-10 nutzte im Rennen die weichste Mischung.

Grosjean: Müssen sehen, ob wir ins Q3 wollen

Weil in Russland erneut Hypersoft, Ultrasoft und Soft zum Einsatz kommen, überlegt Romain Grosjean, wie er dem Reifen-Nachteil aus dem Weg gehen kann: "Wir müssen uns entscheiden, ob wir ins Q3 kommen wollen oder ob wir etwas anders machen sollten. Du willst nicht im Qualifying in die Top-10 kommen und dann im Rennen keine Chance haben, Punkte zu holen."

Fraglich ist allerdings, ob der Reifenabbau in Sochi so dramatisch sein wird. Für einen Stadtkurs ist der Asphalt in Singapur verhältnismäßig aggressiv. In Russland hingegen kommt mitunter die sanfteste Oberfläche der gesamten Saison. Hier könnte es sogar zum Problem werden, dass die härteren Mischungen keinen Verschleiß zeigen, dadurch überhitzen und deshalb Blasen werfen.

Übersicht: Reifenmischungen der Formel-1-Saison 2018

Hypersoft Ultrasoft SupersoftSoftMediumHard Superhard
AustralienQRR
BahrainQRR
ChinaQRR
AserbaidschanQRR
SpanienQRR
MonacoQRR
KanadaQRR
FrankreichQRR
ÖsterreichQRR
GroßbritannienQRR
DeutschlandQRR
UngarnQRR
BelgienQRR
ItalienQRR
SingapurQRR
RusslandQRR
JapanQRR
USAQRR
MexikoQRR
BrasilienQRR
Abu DhabiQRR

Q: Von Pirelli nominierter Qualifying-Reifen
R: Zwei von Pirelli festgelegte Reifensätze fürs Rennen