Romain Grosjean ist auch Tage nach dem Frankreich GP noch ganz außer sich. Für einen kleinen Kontakt mit Esteban Ocon erhielt der Haas-Pilot im Rennen eine Fünf-Sekunden-Strafe. In Österreich bezeichnete Grosjean die Strafe als Schwachsinn und verwies auf die Wiederholung der Szene.

Einen Tag später reagierte die FIA auf die Aussagen des Franzosen und lud einige Journalisten, darunter auch Motorsport-Magazin.com zum Videostudium mit Rennleiter Charlie Whiting ein. In einem speziellen System, das allen Formel-1-Stewards zur Verfügung steht, sind sämtliche Zwischenfälle der vergangenen Jahre gespeichert: Inklusive Entscheidungen, zugrundeliegenden Regeln und Videos aus allen erdenklichen Perspektiven.

"Es gibt von allen Szenen viel Videomaterial, das noch nicht gesehen wurde", erklärt Whiting und zeigte verschiedene Perspektiven des Grosjean-Unfalls. Vor allem aus der Vogelperspektive ist dabei klar zu erkennen, dass Grosjean Ocon erst sanft von der Strecke drängt und anschließend auch noch einen Stoß mitgibt.

"Das leichte von der Strecke drängen ist noch okay, so etwas sieht man oft", so Whiting. "Aber der finale Stoß war unnötig". Dazu zeigen die Onboard-Aufnahmen ganz klar, dass Ocon auf seiner Linie bleibt. "Lediglich Grosjean hat sich bewegt und ihm den Stoß gegeben", erklärt Whiting.

Grosjean rechtfertigte seinen Spurwechsel mit dem Verhalten von Charles Leclerc, der mit seinem Sauber nach links gezogen war. Grosjean wollte ihm ausweichen. Doch als Grosjean nach links zieht, ist der Sauber längst vor, nicht mehr neben ihm.

"Was ich komisch finde", so Whiting, "ist die Tatsache, die Kommentare von Romain in der Presse zu lesen. Er ist nach dem Rennen nicht zu uns gekommen und hat das Problem angesprochen." Von sich aus will Whiting die Sache im Fahrerbriefing am Freitagabend in Österreich nicht ansprechen. Sollte der Einwand eines Fahrers kommen, wird auch im Fahrerbriefing das Videomaterial begutachtet.

Vettel und Grosjean kommen mit glimpflichen Strafen davon

Andere meinen sogar, Grosjean sei mit seiner Strafe für den Rammstoß zu glimpflich weggekommen. In Baku gab es eine ähnliche Szene gegen Ende des Rennens, als Kevin Magnussen Pierre Gasly gegen die Wand drückte. Der Däne erhielt eine Zehn-Sekunden-Strafe.

Auch Sebastian Vettel kam in Frankreich glimpflich davon, Foto: Sutton
Auch Sebastian Vettel kam in Frankreich glimpflich davon, Foto: Sutton

Fehlende Konstanz bei den Entscheidungen? Nein, wie Whiting erklärt: "In der ersten Runde werden Zwischenfälle immer mit anderen Augen gesehen." Im Startgetümmel sind Fehler eher zu verzeihen als mitten im Rennen.

Exakt das gleiche gilt übrigens für Sebastian Vettel: Der Ferrari-Pilot erhielt für seine Startkollision mit Valtteri Bottas ebenfalls eine Fünf-Sekunden-Strafe. Manch einer erinnerte sich an den Zwischenfall in China, als Max Verstappen Vettel abgeschossen hatte. Der Niederländer erhielt eine Zehn-Sekunden-Strafe. Das war allerdings mitten im Rennen und nicht in Runde eins.

Formel 1 2018: Frankreich Grand Prix Analyse (34:57 Min.)