Lewis Hamilton ist die große Enttäuschung des Qualifyings zum Kanada GP 2018 der Formel 1 in Montreal: Es reichte nur zu Startplatz vier für den F1-Weltmeister. Dabei ist der Mercedes-Pilot doch ausgewiesener Montreal-Experte. Zuletzt stand Hamilton drei Mal in Folge auf der Pole Position beim Kanada GP, war insgesamt schon sechs Mal ganz vorne in der Startaufstellung auf dem Circuit Gilles Villeneuve.

Ganz anderes 2018. Zwar fehlen nur zwei Zehntel auf den neuen Streckenrekord und damit die Pole von Ferrari-Gegner Sebastian Vettel, doch bringt das eben nur P4. Auch Teamkollege Valtteri Bottas ist mehr als eine Zehntel schneller als der Rekordhalter für die meisten Poles in der Formel 1 überhaupt? Wie Hamilton das passieren konnte, war mit bloßem Auge leicht zu erkennen.

Lewis Hamilton: Unsauber, keine gute Runde

Auf beiden Runs im Q3 leistete sich Hamilton Schnitzer in der Haarnadel im letzten Streckenabschnitt, im ersten Schuss größer, im zweiten etwas kleiner. Schon in Q2 war Hamilton in derselben Kurve, Turn 10, negativ mit einem Verbremser aufgefallen. Für Hamilton deshalb eine regelrechte Problemkurve. "Das war ein dicker Batzen Zeit in dieser Kurve. Allein in der Kurve habe ich die Pole Position verloren", hadert Hamilton.

Was den Briten am meisten stört: Er weiß nicht, woran es scheiterte. "Ich hatte im Qualifying einfach irgendwie mit dem Auto zu kämpfen, überall etwas eigentlich. Meine Runden waren nicht gut und es hat für mich nicht ganz hingehauen. Valtteri hat den Job hinbekommen und ... ja", bricht Hamilton frustriert und ohne Erklärung erst einmal ab. Zumindest zu Kurve zehn fällt dem Mercedes-Piloten aber noch etwas ein - was ihn jedoch nur noch mehr irritiert.

Hamilton rätselt: Warum plötzlich riesige Probleme in Kurve 10?

"Gestern war es noch gut. Die Balance des Autos war in der Kurve gut und normalerweise ist der letzte Sektor auf dieser Strecke auch mein bester. Aber ich hatte in Kurve 10 massiv mit Unebenheiten auf der Strecke zu kämpfen. Warum auch immer. Ich hatte einige Verbremser, es war ziemlich unsauber. Das müssen wir noch anschauen", schildert Hamilton.

Formel 1 2018: Vorteil durch Motor-Upgrades in Kanada? (07:06 Min.)

Lag es vielleicht an den Reifen? Immerhin hatte Mercedes wegen nur fünf Satz georderter Hypersoft diesen Gummi im Training vor dem Qualifying nur einmal ausprobieren können. Möglich, meint Hamilton. "Im Nachhinein müssen wir akzeptieren, dass es schön gewesen wäre, mehr Zeit zu haben, uns mit Hypersoft vorzubereiten. Aber die Testfahrten hatten uns eben zu dieser Entscheidung geführt und wir haben jetzt versucht, das Beste daraus zu machen", sagt Hamilton.

Lewis Hamilton: Glaubte, dass Pole möglich ist

Das Beste war in diesem Fall jedoch nicht genug. "Lewis verbesserte sich auf seinem letzten Versuch, aber er fühlte sich heute nie ganz wohl auf den Hypersoft-Reifen und das bestätigte sich in seinem Qualifying-Ergebnis", bestätigt auch Teamchef Toto Wolff ein beim Hypersoft verortetes Problem.

Das sei laut Hamilton jedoch auf jeden Fall nicht alles gewesen: "Insgesamt war es einfach eine Kombination von Dingen. Das Qualifying war wie erwartet unfassbar eng, aber im Grunde meines Herzen habe ich gedacht, dass wir die Pace für die erste Reihe haben. Aber ich hatte sich nicht und kämpfte einfach nur. Morgen muss ich es besser machen."

Hamilton: Motor-Update hätte doch keinen Unterschied gemacht

Keine große Bedeutung misst Hamilton bei dieser Kombination dem fehlender Motor-Update bei - obwohl er deshalb am Donnerstag fast schon Panik verbreitet hatte. "Ich denke nicht, dass die heutige Performance etwas mit dem älteren Motor zu tun hatte. Sebastian hat einfach bessere Arbeit abgeliefert, als es in Q3 darauf ankam", meint Hamilton jetzt.

Toto Wolff ist im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com hingegen etwas anderer Meinung: "Es hätte heute definitiv einen Unterschied gemacht. Ob es für die Pole - oder bei Lewis für Reihe eins - gereicht hätte, kann ich aber nicht sagen", so der Teamchef. Zuverlässigkeit sei für die WM jedoch immer wichtiger als eine Zehntel besser oder schlechter.

Wolff zerknirscht: Niederlage auf einer der besten Mercedes-Strecken

Insgesamt wirkte Wolff ziemlich ernüchtert. Das war schon im TV-Bild nach Sessionende an der Mimik in der Mercedes-Garage zu erkennen, final dann anhand der Aussagen: "Wir waren heute im Qualifying nicht schnell genug, was die Plätze zwei und vier bestätigen. Auf einer Strecke, auf der wir traditionell immer sehr stark waren, ist das relativ enttäuschend."

Für das Rennen ist Hamilton unterdessen wieder optimistisch. "Wir sind in einer guten Position. Der Longrun gestern war wirklich gut", so der Brite. Und: Hat Mercedes im Rennen plötzlich Reifen-Vorteil statt - Nachteil, weil man die dort wichtigeren härteren Mischungen im Training im Umkehrschluss mehr getestet hat als die Konkurrenz? "Das kann ich noch nicht sagen. Aber ich denke, dass wir gut vorbereitet sind. Es kann normal sein, aber es kann auch gut für uns sein", so Hamilton zu Motorsport-Magazin.com.