Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass McLaren sich neben der Formel 1 auch in anderen internationalen Rennserien einschalten will - wie es einst zu Zeiten von Gründer Bruce McLaren der Fall war. In erster Linie ist von der WEC und der IndyCar die Rede. Letzterer Rennserie stattete CEO Zak Brown nun einen Besuch ab, um Pläne für einen Engagement in der US-amerikanischen Top-Formelserie zu konkretisieren.

Die Realisierung dieses Projekts könnte auch für Fernando Alonso durchaus interessant sein, zeigte er sich nach dem enttäuschenden Montreal-Qualifying der Königsklasse gegenüber wieder einmal äußerst kritisch. "Das letzte WM-fähige Auto hatte ich 2007. Der Rest war immer ziemlich weit von der Performance der Siegerteams entfernt. Ich lauf dem jetzt schon seit elf Jahren hinterher", klagt Alonso.

Ursprünglich wollte Alonso mit seiner Rückkehr zu McLaren und der damit einhergehenden Partnerschaft mit Honda ab der Saison 2015 an die glorreichen Zeiten der britisch-japanischen Ehe mit Ayrton Senna und Alain Prost anknüpfen. Stattdessen erlebte er drei katastrophale Jahre, in denen er nicht einmal in die Nähe des Podests kam, von Siegen oder WM-Titel ganz zu schweigen. Etwas, woran auch der Wechsel des Teams zu Renault nichts ändern konnte.

Alonso klagt: Magische Leistungen werden in der F1 nicht belohnt

Da stellt sich die Frage, ob der 36-Jährige ein weiteres erfolgloses Jahr in der Formel 1 riskieren will und auch 2019 für McLaren in der Königsklasse startet. "Ich denke nicht, dass dies das Problem ist", so Alonso. "Die entscheidende Sache ist für mich die Richtung, in die die F1 geht. Ich denke nicht daran, wie konkurrenzfähig du nächstes Jahr sein kannst, denn das ist unmöglich vorherzusehen."

"Es geht nur um den Sport. Es sind hier jetzt zwei Mercedes, zwei Ferrari, zwei Red Bull, zwei Renault und zwei Force India in den Top-10. Es ist eine Weltmeisterschaft der Hersteller. Es geht darum wie wichtig der Input des Fahrers wieder wird und welche Richtung der Sport nimmt. Aber das ist meine Entscheidung, das ist nur für meine Zukunft wichtig", erklärt er weiter.

Eine Aussage die sich durchaus mit dem deckt, was Alonso 2017 nach seinem Gastspiel in der IndyCar resümierte. Der zweimalige F1-Champion hatte damals erklärt, lieber in einer anderen Rennserie wie der IndyCar um Siege und Titel zu fahren als noch jahrelang um zehnte Plätze in der Formel 1.

"In jeder Meisterschaft kommt es auch auf das Package an. Es ist in keiner Rennserie möglich, ohne das beste Paket zu gewinnen", stellt Alonso in Montreal klar. "Aber ich denke, dass in anderen Serien der Input des Fahrers eine größere Rolle spielt. Wenn du einen magischen Tag hast und eine magische Runde fährst, stehst du auf Pole, denn die Autos liegen dicht genug beisammen um das zu ermöglichen. Das ist etwas, das du hier nie sehen wirst."

Alonso tragischer Held, Sato Sieger - Die Highlights vom Indy 500 2017 (03:34 Min.)

McLaren forciert IndyCar-Projekt für 2019

Was er und die Motorsport-Welt hingegen dafür schon sehen könnten, ist ein IndyCar-Team mit dem Namen McLaren. Denn laut Zak Brown intensiviert der Rennstall gerade seine Anstrengungen, um für 2019 ein Projekt auf die Beine zu stellen. "Wir ziehen IndyCar ernsthaft in Erwägung und führen bereits seit einiger Zeit sorgfältige Prüfungen durch", so der US-Amerikaner, der von einem Besuch bei den IndyCars in Detroit erst am Freitag nach Montreal kam.

"Der Trip nach Detroit war sehr gut. Es ist immer schön andere Rennserien zu sehen und Michael (Andretti, Anm. d. Red.) und die anderen Leute zu sehen", so Brown. Schon vor Wochen machte er klar, unter welchen Gesichtspunkten sich McLaren auch Engagements in anderen Rennserien vorstellen kann. Das Projekt muss konkurrenzfähig sowie wirtschaftlich rentabel sein, darf sich nicht zum Nachteil des Formel-1-Teams auswirken und muss zur Marke McLaren passen.

"Wir sind mit unseren Untersuchungen noch nicht fertig, aber es sieht positiv aus und wir werden in den kommenden Monaten eine Entscheidung treffen um für 2019 vorbereitet zu sein, wenn wir sehen, dass wir alle vier Elemente unter einen Hut bekommen. Aber wir sind noch nicht fertig und es ist noch eine lange Reise", so Brown, der in der Vergangenheit auch nie müde wurde zu bekräftigen, dass McLaren seinen Star-Piloten Fernando Alonso auch über die Formel 1 hinaus gerne in seinen Auto sehen würde.

McLaren verhandelt mit Alonso und für IndyCar mit Honda

"Wir befinden uns mit Fernando in Verhandlungen. Letztes Jahr haben wir um dieselbe Zeit damit begonnen", so Brown. "Er fährt schon lange F1 und ich denke, er genießt das Fahren wie eh und je. Und ich denke auch, dass er besser als je zuvor fährt. Auch wenn er mit der F1 ein bisschen frustriert ist, weil es mehr eine Meisterschaft der Konstrukteure ist, liebt er die F1. Genau wie die WEC oder Daytona. Hoffentlich können wir Fernando bei McLaren halten, egal auf welche Art oder Weise."

Sollte Alonso sich wirklich dazu entscheiden mit McLaren den Schritt in die USA zu wagen, könnte es tatsächlich sein, dass er sich wie in seinen McLaren-Albträumen und bei seinem Indy-500-Start 2017 mit Honda-Power im Heck wiederfindet. Damals ging der Motor mitten im Kampf um den Sieg hoch, was durchaus eine gewisse Ironie mit sich brachte. "Es gibt zwei Hersteller die in der IndyCar einen ausgezeichneten Job machen", sagt Brown über Honda und Mitbewerber Chevrolet.

"Wir würden es lieben, wieder mit Honda zu fahren. Sie machen großartige Motoren und gewinnen in der IndyCar viele Rennen. Daher würden wir nicht zögern, wieder mit Honda Rennen zu fahren wenn es dazu kommt. Aber wir haben mit beiden Herstellern gesprochen und befinden uns noch im Orientierungsprozess."