Eigentlich hätte Lewis Hamilton als Strahlemann zum Formel-1-Rennen in Kanada reisen können. Der Mercedes-Pilot führt vor Montreal die Weltmeisterschaft mit 110 Punkten vor Sebastian Vettel mit 96 Punkten an. Und das selbst nach dem durchwachsenen Wochenende in Monaco.

"Aber wir haben nur drei Punkte auf Sebastian verloren, auf einer Strecke, die zusammen mit Singapur die schlechteste für uns sein sollte, nimmt man das gerne", so Hamilton. Doch die Stimmung des Mercedes-Superstars war dennoch gedrückt.

Schuld daran ist die Motorenfabrik in Brixworth. Wegen Qualitätsproblemen musste das eigentlich für Kanada angekündigte Upgrade verschoben werden. Für Hamilton ist das gleich ein dreifaches Problem. Denn der amtierende Weltmeister fährt beim siebten Formel-1-Rennen der Saison 2018 noch immer mit seiner ersten Power Unit.

"Mit steigender Laufleistung verlierst du auch immer gleichzeitig Leistung", weiß Hamilton. "Und da Kanada eine Power-Strecke ist, wird das Problem noch verstärkt. Es ist auf jeden Fall unglücklich, dass wir den neuen Motor hier nicht haben." Der neue Motor soll beim nächsten Rennen in Frankreich zum Einsatz kommen.

Hamilton sieht schwarz: Ferrari mit Motorenupgrade zu stark

Und dann ist da auch noch die Konkurrenz. Ferrari und Red Bull sollen in Montreal jeweils Ausbaustufen ihrer Power Units erhalten. "Ferrari ist auf den Geraden ohnehin schon gut, vor allem wenn sie ihr Motorenupgrade bringen, sind sie hier der klare Favorit, dann sind wir nicht in einer Position, in der wir kämpfen können", fürchtet Hamilton. Zwei Zehntel, so seine Befürchtungen, könnte die Konkurrenz nur dank eines neuen Motors gewinnen.

Obwohl der Circuit Gilles Villeneuve zu Hamiltons Lieblingsstrecken zählt - mit einem Sieg könnte er mit Michael Schumachers Montreal-Bestmarke von sieben Siegen gleichziehen - schielt der Brite nach Monaco erneut auf Schadensbegrenzung: "Ich hoffe einfach nur auf Zuverlässigkeit."

Formel 1 Kanada 2018: Brennpunkte zum Rennen in Montreal: (06:49 Min.)

Hamilton überzeugt: Mercedes versteht Hypersoft vor Montreal besser

Nach Monaco kommen in Montreal zum zweiten Mal überhaupt die Hypersoft-Reifen zum Einsatz. Mercedes hat im Gegensatz zur Konkurrenz etwas weniger der Pirelli-Kleber geordert. Hamilton scheint es egal zu sein: "Ich weiß nicht einmal, welche Reifen hier zum Einsatz kommen... Aber die Reifen sind alle nicht besonders gut. Bis auf den Hypersoft vielleicht..."

Der weichste Reifen könnte in Kanada für ordentlich Spektakel sorgen. Schon auf dem engen Straßenkurs von Monaco war Reifenmanagement ein großes Thema. "Aber das war in dieser Form eine einmalige Sache", glaubt Hamilton. "Wir hatten dort etwas verändert. Der Hypersoft ist etwas speziell, aber wir verstehen ihn jetzt. Im Nachhinein würden wir etwas anders machen."

Hamilton hofft in Kanada auf seine Stärken

Anders machen muss Hamilton in Montreal wohl nur wenig. Hier holte er 2007 seinen ersten Sieg, auf kaum einer anderen Strecke ist der Brite so erfolgreich wie auf dem Circuit Gilles Villeneuve. "Jeder Fahrer hat Stärken und Schwächen, du kannst nicht auf allen 21 Strecken perfekt sein. Ich bin zum Beispiel sehr gut über die Kerbs", erklärt Hamilton.

"Es geht hier weniger um das Bremsen, es geht mehr darum, wie du die Geschwindigkeit durch die Kurven auf die langen Geraden nimmst", stellt der Weltmeister noch klar. 2018 könnte es für ihn mit dem Leistungs-Defizit besonders wichtig werden, Geschwindigkeit mit auf die Gerade zu nehmen.