Lewis Hamilton, Toto Wolff und Mercedes. Seit 2014 sind das die Namen, die es in der Formel 1 zu schlagen gilt. Am letzten Wochenende in Bahrain fuhr Hamilton bereits seinen 100. Grand Prix für das Mercedes Werksteam. Gemeinsam mit dem mittlerweile viermaligen Weltmeister nahm in der Saison 2013 sein Teamchef Toto Wolff die Arbeit in Brackley auf. Nach 100 gemeinsamen Formel-1-Rennen stellt sich nun natürlich die Frage: Wie hat sich das Team mit Hamilton und Wolff in den letzten fünf Jahren entwickelt? Und welche Ziele treiben die Silberpfeile nach der Dominanz der vergangenen Jahre überhaupt noch an?

Mercedes als bester Platz in der Formel 1

Eines ist sicher: Die Geschichte von Mercedes in der Formel 1 ist noch lange nicht vorbei. Geht es nach Hamilton und Wolff, so hat sie gerade erst begonnen. Sie wollen auf jeden Fall weitermachen. "Wir haben über die letzten vier Jahre das Rad in Bewegung gesetzt. Es ist so super, mit Lewis und dem Team zu arbeiten. Es gibt keinen Platz, an dem ich lieber wäre", beschreibt Toto Wolff seine Beziehung zum F1-Team von Mercedes. "Wenn wir in 20 bis 30 Jahren sagen können, dass wir Teil einer Silberpfeil-Ära in der Formel 1 waren, dass wir die Erfolgreichsten waren - die Chance hast du nicht oft. Und wir haben gerade erst damit angefangen."

Für die Formel 1 setzt Mercedes momentan auf ein stabiles Team. Wolff und Niki Lauda sind bereits bis einschließlich 2020 unter Vertrag, Hamilton soll folgen. Noch hat der Brite nichts unterschrieben, aber es wird gerade verhandelt, und Hamilton macht keine Anstalten, zu einem anderen Team zu wechseln. "Mercedes ist in einer Topform, und ich sehe nichts, was das ändern könnte", sagte Hamilton im Dezember zu den Stuttgarter Nachrichten. "Ich hoffe, dass ich meine Karriere bei Mercedes beenden kann."

Wie bei Toto Wolff ist bei Hamilton das Ziel klar. "Ich hoffe, dass wir so weitermachen können. Dass wir weiter wachsen, uns weiter verbessern und unsere Beziehung weiter ausbauen. Ich will dieses Team weiterbringen als es je zuvor war", legt er sich am Samstag in Bahrain fest. "Ich will es so lange pushen wie ich kann. Damit es für alle anderen sehr lange dauert, bis sie aufgeholt haben. Ich denke, das würde gerade die roten Autos wirklich nerven."

Hamilton: Mercedes war Risiko

Zur Feier von Hamiltons 100. GP für Mercedes erinnern sich er und Toto Wolff auch zurück zu ihren Anfängen bei Mercedes. Bei Hamilton begann die Geschichte 2012. Damals steckte er gerade in Verhandlungen mit seinem alten Team McLaren um einen neuen F1-Vertrag. "Es war im Sommer 2012, ich war in Monaco am Pool, und da ruft Niki mich an und sagt, 'wir wollen dich ...'", beschreibt Hamilton den ersten Kontakt mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden von Mercedes F1, Niki Lauda.

Formel 1 2018: Hamilton und Wolff über ihren Mercedes-Werdegang (12:20 Min.)

2012 herrschte bei Mercedes aber gerade Umbruchsstimmung. Zwei Jahre vorher waren sie unter dem damaligen Motorsportchef Norbert Haug in die Formel 1 zurückgekehrt, hatten Michael Schumacher aus dem Ruhestand geholt. Doch der Erfolg blieb aus. Das Anheuern von Niki Lauda war die erste von einigen großen Änderungen. Hamilton war der nächste auf der Liste. Aber würde er McLaren verlassen - ein Team, das 2012 um Rennsiege fuhr? "Die Leute sahen es als ein Risiko", so Hamilton. "Aber für mich war das aufregend. Ich mag das Risiko - wenn du keine Risiken eingehst, dann lebst du nicht."

Zwischen Hamilton und Lauda gab es zuerst ein paar Differenzen. Diese wurden aber schnell ausgeräumt: "Ich hatte vorher nie wirklich mit Niki gesprochen, und er hatte keine hohe Meinung von mir. Aber als wir uns dann zum ersten Mal getroffen haben, wussten wir gleich - wir haben viel gemeinsam."

Die Zusammenarbeit zwischen Niki Lauda und Lewis Hamilton läuft inzwischen hervorragend., Foto: Mercedes-Benz
Die Zusammenarbeit zwischen Niki Lauda und Lewis Hamilton läuft inzwischen hervorragend., Foto: Mercedes-Benz

Es folgte ein Besuch von Mercedes-Teamchef Ross Brawn. "Ich hörte mir an, welchen Plan er mit dem Team verfolgte, wo es stand und wo es hinwollte", erinnerte sich Hamilton im letzten Jahr gegenüber Sky Sports F1. Brawn überzeugte ihn: "Ich denke, ich hatte bei McLaren schon alles gemacht, was ich dort machen konnte. Mercedes sah ich als dieses Baby, das zu wachsen beginnt. Da wollte ich ein Teil davon sein."

Wolff: Mercedes kann man nicht ausschlagen

Mercedes machte sich gleich auch auf die Suche nach einem neuen Motorsportchef. In der engeren Auswahl: Williams-Teilhaber Toto Wolff. Der erzählt vom ersten Anruf aus der Mercedes-Chefetage: "'Warum treffen wir uns nicht zum Frühstück'. Und dann sagten sie: 'Wir hätten gerne, dass du das Team anführst.'" Wolff hatte sich da schon bei Williams ausgezeichnet. 2009 stieg er in die Formel 1 ein, und als zu Saisonbeginn 2012 ein Personalwechsel stattfand, übernahm Wolff immer mehr Tätigkeiten im Team. Mit Pastor Maldonado gewann Williams 2012 erstmals seit langem wieder ein Rennen.

Aber Mercedes-Motorsportchef? "Ich sagte, das ist nicht wirklich mein Ding. Für ein großes Unternehmen nur zu arbeiten. Ich war ja Anteilseigner bei Williams", so Wolff. Da bot ihm Mercedes Anteile am F1-Team an, 30 Prozent. "Und ich ging weg und dachte, Partner bei Mercedes, das ist eine tolle Gelegenheit." Im Januar 2013 wurde es offiziell: Wolff beerbte Norbert Haug als Mercedes-Motorsportchef.

Heute: Hamilton feiert, Wolff kritisiert

Damit begann die Erfolgsgeschichte. Beim Ungarn GP 2013 holten Hamilton und Wolff ihren ersten gemeinsamen Sieg in der Formel 1. Mit dem Start in die Ära der Hybrid-Motoren im Jahr 2014 folgte die Dominanz: Geführt von Wolff holten Hamilton und Teamkollege Nico Rosberg 16 der 19 möglichen Siege, und Hamilton wurde zum zweiten Mal Weltmeister. Seitdem fahren sie von Erfolg zu Erfolg, von Rekord zu Rekord.

Deshalb lehnen sich Hamilton und Wolff aber noch lange nicht zurück. "Die Freude über einen Sieg ist kurz, zwei Stunden lang, vielleicht fünf Stunden", beschreibt Wolff, und Hamilton stimmt zu. Für das Feiern ist übrigens Hamilton zuständig. "Ich erinnere mich nur an die glücklichen Momente." Wolff übernimmt die Kritik: "Ich bin immer so skeptisch, und ich denke andauernd darüber nach, wo wir uns verbessern können. Da vergesse ich leider die guten Momente."

Was Hamilton und Wolff teilen: Den Hass auf Niederlagen. Hamilton schon alleine deshalb, weil er seinen Chef nicht verärgern will. "Ich hoffe zum Beispiel jedes Mal, dass ich einen guten Job im Qualifying mache, weil du sonst auf den Tisch haust", scherzt er mit Wolff über dessen berühmten Wutausbruch in Rennen von Australien 2017, als Sebastian Vettel vor Hamilton aus der Box kam. "Es ist die Emotion, die ich habe", erklärt Wolff seine wilden Momente. "Ich war so wütend, als das passiert ist. Weil der Schmerz der Niederlage hält so viel länger an."