Die Auftakt-Pressekonferenz der Formel-1-Saison 2018 am Donnerstag war etwas tröge. Sebastian Vettel, Lewis Hamilton und Daniel Ricciardo beschnupperten sich eher vorsichtig, als groß mit Kampfansagen zu tönen. Wie erwartet waren es dann im 1. Freien Training zum Australien GP in Melbourne auch mit Mercedes, Ferrari und Red Bull ebenjene Top-Teams, die einmal mehr den Ton angaben.

Unmittelbar nach dem ersten Training wurde aber aus dem kreischen der Hybrid-Turbomotoren ein Wortgefecht zwischen den Teamchefs. Die Einschätzungen der Streckenperformance fiel noch unter die Kategorie 'Pressekonferenz-Blabla', doch nach ging es richtig rund zwischen Toto Wolff, Maurizio Arrivabene und Christian Horner. Streitpunkt: Laurent Mekies.

Der Sicherheitsverantwortliche der FIA und stellvertretende Rennleiter verlässt den Automobilweltverband Ende Juni und tritt schon am 20. September seinen Job beim Formel-1-Team von Ferrari an.

Grund für die Aufregung ist ein angebliches Gentleman-Agreement. Mit Marcin Budkowski gab es erst unlängst einen Fall, in dem hochrangiges FIA-Personal zu einem Team wechselt. Budkowski war FIA-Technikdirektor der Formel 1 und wechselte direkt aus diesem Posten zum Formel-1-Team von Renault.

Weil die Verträge der FIA mit ihren Angestellten in Genf geschlossen werden, gilt Schweizer Recht. Das erlaubt allerdings keine längeren Sperrfristen. Nach nur drei Monaten hätte Budkowski sein Technik-Wissen mit zu Renault nehmen können. Die Aufregung bei den Teams war groß, schließlich einigte man sich auf eine Pause von immerhin noch sechs Monaten. Im April beginnt Budkowski seinen Dienst bei Renault.

Im letzten Treffen der Strategiegruppe wurde der Fall erneut zum Gesprächsthema. "Aber für mich ist es kein Problem, weil es nicht ist wie bei Marcin. Marcin war in Technische Direktiven involviert, Laurent ist auch ein großartiger Ingenieur, aber er war nicht in sensible Themen involviert", erklärt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.

Red Bull sieht anders als Mercedes sehr großes Problem

Für seinen Kollegen von Red Bull ist die Sachlage aber ganz anders. "Für mich ist es ein sehr großes Problem", sagte Christian Horner in Richtung Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene. "Jedes Team fand es inakzeptabel, was mit Marcin passiert ist, aber natürlich gibt es das Problem mit Arbeitsverträgen in unterschiedlichen Ländern. Aus rechtlicher Sicht kann man das nicht machen, das haben wir alle verstanden und deshalb sind wir darin übereingekommen, dass mindestens zwölf Monate dazwischenliegen müssen, bis ein Mitglied der FIA oder der FOM zu einem Team gehen darf."

"Das Ernüchternde ist", so Horner weiter, "dass dieses Meeting nicht einmal sechs Wochen her ist und das die Gespräche [zwischen Ferrari und Mekies] offenbar schon stattgefunden haben. Dazu kommt, dass Ferrari in Person von Sergio Marchionne sogar eine dreijährige Sperre wollte! Und drei Wochen später ist das Team in dieser Situation! Welchen Sinn machen solche Meetings, wenn man sich nicht daran hält, was man darin beschließt?"

Ferrari-Chef kontert: Das waren Interna!

Arrivabene beschwerte sich zunächst einmal über das Verhalten einiger Teamchefs, die mit dem Problem an die Medien gegangen waren. "Wir unterschreiben bei jedem Treffen eine Vereinbarung, in der wir zusichern, nicht öffentlich über die Themen zu sprechen, die wir darin diskutieren", so die Retourkutsche des Ferrari-Teamchefs.

Arrivabene findet aber nicht nur das Verhalten von Horner und Co. falsch, sondern auch das eigene richtig. "Ja, es gab diese Diskussion in der Strategiegruppe", gesteht er. "Aber wir haben die FIA damit beauftragt, die nationalen Gesetze bis zum nächsten Treffen der Strategiegruppe noch einmal von einem Anwalt prüfen zu lassen und dann mit einem Vorschlag zu kommen. Wir haben uns absolut an das lokale Schweizer Arbeitsrecht gehalten, nach dem Laurent angestellt war."

Horner: In Formel 1 muss sich jetzt dringend etwas ändern

Für Horner führt dieser Fall einmal mehr das große Problem vor Augen: Die Teams können sich auf nichts einigen. Deshalb fordert er für das Reglement 2021 und die kommerziellen Verträge: "So wie es aktuell ist, ist es unmöglich. Die FIA und der kommerzielle Rechteinhaber müssen Regeln und Geldverteilung vorlegen und dann müssen die Teams sagen, ob sie mitmachen wollen oder nicht. Alle fünf oder sechs Jahre wiederholt sich die Geschichte, wenn ein Concorde Agreement verhandelt wird. Liberty muss sich mit der FIA zusammentun und etwas aufstellen."

Während sich Toto Wolff ob der Zukunft von Mercedes in der Formel 1 über das Jahr 2020 hinaus bedeckt gibt, bekräftigt Arrivabene die Ausstiegsdrohung von Ferrari-Präsident Sergio Marchionne, wenn gewisse Bedingungen nicht erfüllt werden: "Ich kommentiere das Statement meines Chairmans nicht, er weiß, was er sagt. Ich sage nur: Bitte nehmt ihn ernst!"