Das zehnte Rennen der Formel-1-Saison 2017 stand ganz im Zeichen von Lewis Hamilton. Der Lokalmatador dominierte auf heimischem Boden nach Belieben und verewigte seinen Namen gleich auf einigen weiteren Seiten in den Geschichtsbüchern der Königsklasse. Die Rekorde von Legenden wie Jim Clark und Michael Schumacher fangen angesichts Hamiltons Erfolgen gewaltig an zu wackeln. Motorsport-Magazin.com hat die wichtigsten Statistiken zum Grand Prix von Großbritannien.

Die Topspeeds: Aufholjäger rocken die Hangar Straight

Ausnahmen bestätigten bekanntlich die Regel - aber nicht in Silverstone. Denn wie so oft ging auch beim zehnten Rennen zur Formel-1-Saison 2017 der Topspeed an eine Power Unit mit Stern. Valtteri Bottas peitschte seinen Mercedes bei der Aufholjagd vom neunten auf den zweiten Platz mit 330,6 km/h auf Silverstones Hangar Straight zum Bestwert. Dies hatte er aber nicht nur der unbestechlichen Performance seines Triebwerks zu verdanken: Der Windschatten der Konkurrenz hatte einen nicht unerheblichen Anteil daran, dass Bottas der schnellste Mann im Feld war.

Bestätigt wurde dies durch den Zweitplatzierten in der Topspeed-Statistik. Daniel Ricciardo wurde bei seinem Husarenritt vom 19. auf den 5. Rang mit 328,8 km/h gemessen. Hinter dem Red-Bull-Mann mit Renault-Power im Heck landete Sebastian Vettel im Ferrari mit 327,4 km/h auf Platz drei - dank Max Verstappens Windschatten. Damit hatte sich die Ausgeglichenheit in diesem Klassement aber auch schon erledigt. Mit fünf Mercedes-befeuerten Boliden in den Top-10 brachte die Motorenschmiede Brixworth bis auf eine alle ihrer Power Units in die vordere Tabellenhälfte.

Neben Vettel fuhren nur noch die beiden Kunden-Boliden von Haas mit Ferrari-Kraftwerken unter Haube unter die ersten Zehn. Für Renault beschränkte es sich sogar lediglich auf den zweiten Red Bull von Max Verstappen. Ziemlich weit ab vom Schuss befand sich wieder einmal McLaren Honda. Fernando Alonso und Stoffel Vandoorne dümpelten mit 314,6 respektive 303,5 km/h im hinteren Viertel der Wertung umher. Langsamer waren nur Jolyon Palmer und Carlos Sainz: Die beiden Pechvögel erreichten mit ihren frühen Ausfällen die Lichtschranke im Rennen gar nicht erst.

Die Top-10 der Topspeeds beim Grand Prix von Großbritannien 2017

PlatzFahrerTeamMotorGeschwindigkeit
1Valtteri BottasMercedesMercedes330,6 km/h
2Daniel RicciardoRed BullRenault328,8 km/h
3Sebastian VettelFerrariFerrari327,4 km/h
4Romain GrosjeanHaasFerrari325,3 km/h
5Max VerstappenRed BullRenault325,1 km/h
6Kevin MagnussenHaasFerrari323,9 km/h
7Lance StrollWilliamsMercedes323,9 km/h
8Sergio PerezForce IndiaMercedes323,7 km/h
9Esteban OconForce IndiaMercedes323,5 km/h
10Lewis HamiltonMercedesMercedes320,2 km/h

DHL Fastest Pitstop Award: Williams mit schnellstem Boxenstopp des Jahres

Der Großbritannien GP 2017 stand für die Williams-Mannschaft ganz im Zeichen ihres 40-jährigen Jubiläums in der Königsklasse. Auf der Strecke fiel die Ausbeute mit Felipe Massas zehntem Platz allerdings unspektakulär aus. Dafür durfte sich die Boxencrew von Williams zum sechsten Mal in diesem Jahr über den schnellsten Reifenwechsel freuen - und der war alles andere als unspektakulär: Mit 2,02 Sekunden kratzten die Männer aus Grove ganz nah an der 2-Sekunden-Marke und legten den bis dato schnellsten Boxenstopp der Saison hin. Die zweitschnellste Truppe in der Boxengasse war Mercedes, die genau wie ihr Pilot nichts anbrennen ließen und Lewis Hamilton in 2,23 Sekunden abfertigte.

Neben Williams und Mercedes schafften es auch Red Bull, Haas, McLaren und Ferrari beim Reifenwechsel unter drei Sekunden zu bleiben. Toro Rosso, Sauber, Force India und Renault gelang dies nicht. Letztere waren mit 5,57 Sekunden bei Nico Hülkenbergs Boxenstopp sogar ganz weit abgeschlagen. Was genau schief lief, blieb bisher verborgen. Unter dem Strich könnt es aber sogar eine Position gekostet haben, denn bei der Zieldurchfahrt lag der Sechstplatzierte Hulk nur 2,154 Sekunden hinter Daniel Ricciardo. Somit reichte es für Renault nicht zu einem neuen besten Ergebnis seit der Rückkehr als Werksteam 2016.

Die schnellsten Boxenstopps der Teams in Silverstone

PlatzTeamFahrerZeit (in Sekunden)
1WilliamsFelipe Massa2,02
2MercedesLewis Hamilton2,23
3Red BullMax Verstappen2,33
4HaasKevin Magnussen2,48
5McLarenFernando Alonso2,66
6FerrariKimi Räikkönen2,74
7Toro RossoDaniil Kvyat3,11
8SauberPascal Wehrlein3,38
9Force IndiaSergio Perez3,51
10RenaultNico Hülkenberg5,57

DHL Fastest Lap Award: Hamilton erzwingt den Grand Slam

Lewis Hamilton lieferte dominierte in Silverstone nach Belieben. Angesichts seines enormen Vorsprungs ließ er es in der zweiten Rennhälfte gemächlich angehen, doch gegen Rennende war nochmal eine Machtdemonstration fällig: Um den Grand Slam perfekt zu machen, brannte er in 1:30.621 Minuten drei Runden vor der Zielflagge nochmal die schnellste Rennrunde in den Asphalt. Beinahe hätte ihm aber jemand die Show gestohlen: Max Verstappen wechselte aus Angst vor einem Reifenschaden in der 49. Runde auf Supersoft und verpasste im 51. und letzten Umlauf mit 1:30.678 Minuten nur haarscharf die Zeit von Hamilton.

Hinter den Beiden Zeitenjägern schaffte es mit Bottas nur noch ein Fahrer unter die 1:31er Marke. Dahinter folgten mit Räikkönen, Vettel und Ricciardo die anderen üblichen Verdächtigen der drei Top-Teams, die es allesamt unter 1:32 Minuten schafften. Komplettiert wurde die Top-10 von Grosjean, Hülkenberg, Magnussen und Ericsson. Überraschend schwach unterwegs waren das Force-India-Duo und Felipe Massa, welche die Ränge 14 bis 16 belegten. Langsamer war nur Daniil Kvyat, der in seinem lädierten Toro Rosso unter allen im Ziel angekommenen Piloten mit 1:33.594 Minuten die britische Traditionsrennstrecke am langsamsten umrundete.

Die Top-10 der schnellsten Rundenzeiten in Silverstone

PlatzFahrerTeamRundenzeit
1Lewis HamiltonMercedes1:30.621 min
2Max VerstappenRed Bull1:30.678 min
3Valtteri BottasMercedes1:30.905 min
4Kimi RäikkönenFerrari1:31.517 min
5Sebastian VettelFerrari1:31.872 min
6Daniel RicciardoRed Bull1:31.874 min
7Romain GrosjeanHaas1:32.290 min
8Nico HülkenbergRenault1:32.577 min
9Kevin MagnussenHaas1:32.683 min
10Marcus EricssonSauber1:33.119 min

Die 3 Top-Facts zum Rennen

1. - Hamilton im Grand-Slam-Wahn: Lewis Hamilton lieferte in Silverstone eine wahre Gala-Vorstellung ab: Pole Position, Start-Ziel-Sieg und schnellste Rennrunde bedeuteten für den Mercedes-Piloten den fünften Grand Slam seiner Formel-1-Karriere. Damit überhole er nicht nur WM-Rivale Sebastian Vettel, sondern auch Legenden wie Ayrton Senna, Jackie Stewart und Nigel Mansell. In der ewigen Bestenliste liegt er nun gleichauf mit Michael Schumacher und Alberto Ascari an zweiter Stelle. Um sich zum größten 'Grand Slammer' der Geschichte zu machen, muss er allerdings noch ein paar dominante Wochenenden nachlegen: Jim Clark ist mit acht Grand Slams immer noch unangefochten an der Spitze. Angesichts seiner diesjährigen Form könnte Hamilton aber noch im Laufe dieser Saison zum Schotten aufschließen: Bei drei seiner bis dato vier Saisonsiegen lieferte der 32-Jährige schon einen Grand Slam ab. Vor Silverstone gelang es ihm auch in Shanghai und in Montreal.

Top-10: Grand Slams in der Formel 1 (Pole, Start-Ziel-Sieg und schnellste Rennrunde)

PlatzFahrerGrand SlamsRennenQuote
1Jim Clark87211,11
2Alberto Ascari53215,62
3Michael Schumacher53071,62
4Lewis Hamilton51982,52
5Jackie Stewart4994,04
6Ayrton Senna41612,48
7Nigel Mansell41872,13
8Sebastian Vettel41882,12
9Nelson Piquet32041,47
10Juan Manuel Fangio2513,92

2. - King Lewis of Great Britain: Naja, noch nicht ganz. Aber viel fehlt nicht mehr, denn mit seinem insgesamt fünften Triumph in Silverstone zog Hamilton in Sachen Heimsiege mit dem unvergessenen Jim Clark gleich. Die schottische Legende gewann zwischen 1962 und 1967 ebenfalls fünf Mal auf heimischem Boden. Angesichts Hamiltons elf Teilnahmen am Großbritannien GP hat Clark mit 62,5 gegenüber 45,45 Prozent immer noch die deutlich bessere Quote. 2018 hat Hamilton, sofern er weiterhin in der Königsklasse am Start ist, die Chance gleich in zwei Statistiken an Clark vorbeizuziehen. Die beiden Briten sind nämlich nicht nur bei der Gesamtzahl an Heimsiegen gleichauf, sie teilen sich auch die meisten Triumphe in Serie: Beide gewannen vier Mal hintereinander zuhause.

Top 10: Die erfolgreichsten Briten beim Großbritannien GP

PlatzFahrerSiegeAnzahl Großbritannien GPQuote
1Jim Clark5862,5
2Lewis Hamilton51145,45
3Nigel Mansell41233,33
4Stirling Moss2922,22
5Jackie Stewart2922,22
6David Coulthard21513,33
7Tony Brooks1616,66
8Peter Collins1714,28
9James Hunt1616,66
10John Watson1119,09

3. - Hamilton : Hamiltons 25 Zähler für den vierten Saison-Triumph bedeuteten neben all den Sieger- und Grand-Slam-Ehren auch die 162. Punkteankunft seiner Karriere. Damit zog er mit seinem Ex-McLaren-Teamkollegen Jenson Button gleich. Um in dieser Statistik bis an die Spitze vorzustoßen, wird sich Hamilton allerdings noch etwas ins Zeug legen müssen. An der Spitze hat Michael Schumacher mit 221 Punktefahrten ordentlich vorgelegt und zudem liegen mit Fernando Alonso (189) und Kimi Räikkönen (179) noch zwei aktive Piloten vor ihm. Nicht weit hinter Hamilton lauern außerdem Felipe Massa (158) und Sebastian Vettel (151), die ebenfalls noch fleißig dabei sind, ihre Statistik aufzupolieren.

Top 10: Punkteankünfte in der Formel 1

PlatzFahrerPunktefahrtenGrands PrixQuote
1Michael Schumacher22130672,22
2Fernando Alonso18928067,50
3Kimi Räikkönen17926168,58
4Jenson Button16230652,94
5Lewis Hamilton16219881,81
6Felipe Massa15826060,76
7Sebastian Vettel15118880,31
8Rubens Barrichello14032243,47
9Nico Rosberg13320664,56
10Alain Prost12819964,32