Siegesrausch in Silverstone, Hamilton-Festspiele in Großbritannien, vergessen all der Ärger um London, Fans und Urlaub. Für Mercedes sieht nach dem Doppelsieg beim Heimrennen unweit der Teamzentrale in Brackley, einer klaren Abreibung für Ferrari, alles so rosig aus wie es nur aussehen kann. Und doch müssen sich die Protagonisten wieder manch unangenehmen Fragen stellen.

Thema diesmal: Ein angeblicher Teamwechsel Lewis Hamiltons zum Hauptrivalen, zu Ferrari. Dieses Gerücht machte am Rande des Silverstone-Wochenende die Runde im Fahrerlager und das nicht zum ersten Mal. "Ich weiß nicht, wer über Ferrari gesprochen hat. Zumindest niemand im Team und er selbst auch nicht", stellt Toto Wolff klar. "Er hat gesagt, dass er Ferrari-Fan ist - wie wir alle - und dass jeder Fahrer den Traum verfolgt, da zu fahren", ergänzt der Mercedes-Motorsportchef.

Damit zielt Wolff auf eine schon etwas ältere Aussage Hamiltons im Vorfeld des Aserbaidschan GP. Schon vor gut drei Wochen in Baku hatte sich Brite Fragen bezüglich einer möglichen Ferrari-Zukunft stellen müssen. "Damit beschäftige ich mich momentan nicht. Im Gegenteil: Ich beschäftige mich momentan nur damit, wie sie zu schlagen sind", widersprach auch Hamilton schon damals.

Gerücht #1: Ferrari? Hamilton-Aussage aus Kontext gerissen

Für Medienecho sorgte allerdings nicht diese, sondern eine andere Aussage des Briten, Hamilton: "Trotzdem habe ich nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich ein großer Fan des Teams (Ferrari) bin und von alldem, was sie in der Motorsport-Geschichte erreicht haben und auch in der normalen Welt im Hinblick auf ihre Straßenautos. Wer weiß, was die Zukunft bringt?" Kaum beachteter Nachsatz allerdings auch hier: "Aber im Moment kann ich es mir nicht vorstellen irgendwo anders zu sein als hier (Mercedes). Ich genieße den Kampf, den wir mit Ferrari haben wirklich sehr."

Genauso sieht es Toto Wolff in Silverstone, vielleicht sogar gerade in Silverstone, hat Mercedes dort doch gerade sein bestes Wochenende des Jahres hingelegt. "Er befindet sich im Moment an einem sehr guten Ort, er hat das schnellste Auto und das ist ein Mercedes", sagt Wolff. Zudem stehe Hamilton ohnehin noch unter Kontrakt. "Er hat einen Vertrag, der noch mehr als eineinhalb Jahre läuft. Wir hatten bis jetzt immer nur die beste Dynamik innerhalb des Teams. Also haben all die Gespräche außerhalb für mich null Relevanz", entgegnet Wolff den Gerüchte-Chefköchen.

Gerücht #2: F1-Aus trotz Vertrags: Macht Hamilton den Rosberg?

Schon vor dem Ferrari-Thema hatte es indessen ein anderes Gerücht gegeben: Hamilton könne sogar ganz den Helm an den Nagel hängen. Hintergrund damals: Wieder eine aus dem Zusammenhang gerissene Aussage. "Mein Schicksal liegt in meinen eigenen Händen. Ich kann selbst entscheiden, Ende des Jahres aufzuhören. Bedeutet das, dass mein Vermächtnis weniger großartig wäre als wenn ich erst in fünf Jahren aufhören würde? Wer weiß ...", sagte Hamilton Mitte Juni der FIA-Zeitschrift "Auto".

Allerdings war das mehr philosophisch gemeint, nur ein sehr, sehr vages Gedankenspiel. "Ich werde niemals aufhören, alles von mir abzuverlangen, egal, was ich gerade tue", sagte Hamilton nämlich auch. Und genau das kann der Brite eben im Formel-1-Auto am besten, wie er nun in Silverstone klarstellt. "Selbst wenn ich noch einen Titel hole, wird es nie den Fall geben, dass ich die Handschuhe an den Nagel hänge. Ich will immer noch mehr gewinnen. Selbst wenn ich mal aufhöre, wird mein Inneres sagen, dass ich noch mehr will. Aber jetzt liegt der Fokus erstmal auf dem Hier und Jetzt und auf dem vierten Titel", sagt Hamilton.

F1-Zukunft? Hamilton bleibt nebulös ...

Alles klar also? Naja. Denn erneut wäre Lewis Hamilton nicht Lewis Hamilton, würde er keine nebulöse Andeutung folgen lassen. "Im Leben kannst du aber nicht wissen, was passieren wird. Ich weiß nicht, was in sechs Monaten passieren wird", sagt Hamilton, stellt aber sogleich wieder klar: "Ich weiß nur, dass ich Racing liebe und das Gefühl habe, besser als jemals zuvor zu fahren. Im Moment liebe ich das Rennfahren."

Phrasen wie "im Moment" und "in sechs Monaten" lassen jedoch auch hier noch den Gerüchte-Liebhabern viel Spielraum. Hamilton nochmals auf Nachfragen dazu: "Zu den sechs Monaten kann man sagen - auch wenn es ziemlich unwahrscheinlich ist, weil ich immer gern fahren werde und verrückte Sachen mache -, dass man nicht sagen kann, was zur Weihnachtszeit in meinem Kopf abgehen wird. Aber hoffentlich wird es gut mit einem vierten Titel." Es bleibt also alles irgendwie im Unklaren.

Hamiltons klares Bekenntnis zu Mercedes

Nicht Genaues weiß man nicht also, Herr Hamilton? Nicht ganz: Zumindest mit dem Ferrari-Thema räumt der Brite recht entschieden auf - ohne anders lautenden Andeutungen & Co. "Ich habe ein tolles Team um mich herum, das mir dabei hilft, so gut zu sein wie ich es heute bin. Bradley (Lord, Pressechef) ist einer meiner Soldaten, einer meiner Ritter. Auch Angela (Cullen, Masseurin) - so ein Segen sie hier zu haben. Es gibt nicht einen Moment, in dem sie nicht lächelt", schwärmt Hamilton von seiner Mercedes-Truppe.

"Ich habe die bestmögliche Beziehung zu meinen Ingenieuren und Mechanikern. Mit all den Leuten, das ist 'ne lange Reihe. Die arbeiten so effizient und damit will ich weitermachen", stellt Hamilton nun auch mit einer Liebeserklärung an seinen eigenen Rennstall alles klar.