Den größten Aufreger des Qualifyings zum Österreich GP gab es erst nach dem Zeittraining: Davide Valsecchi interviewte die Top-3 auf der Start- und Zielgeraden und wollte am Ende noch einen Handshake zwischen Sebastian Vettel und Lewis Hamilton. Doch Hamilton hatte offenbar keine Lust, signalisierte seinem Teamkollegen Valtteri Bottas, dass er gehen will - und ging. Sofort herrschte große Aufregung im Media Center, die italienischen Journalisten waren außer sich. Die Stimmung in den Sozialen Netzwerken kochte ebenfalls hoch.

Was allerdings die wenigsten sahen: Unmittelbar nach dem Qualifying klatschten Hamilton und Vettel noch im Parc-ferme ab, als sie aus ihren Autos ausstiegen. Dass Hamilton nicht unbedingt bester Laune war, konnte man ihm ansehen. Allerdings hatte das wohl mehr mit seiner Ausgangssituation zu tun, als mit der Rivalität zu Vettel. Für den Deutschen ohnehin keine große Sache. Eine Geste mangelnden Respekts seitens Hamilton? Nicht für Vettel: "Nö. Man hört einfach nicht so gut da vorne. Deswegen ... Ich glaube nicht. Da würde ich jetzt kein Theater draus machen."

Hamilton beendete das Qualifying nur auf Rang drei und muss wegen einer Getriebestrafe am Sonntag von Platz acht aus ins Rennen gehen. Dabei lief es zuvor noch gut, Hamilton holte sich die Bestzeit im ersten Quali-Abschnitt, ehe er im Q2 auf die langsameren Supersoft-Reifen wechselte, auf denen er auch ins Rennen gehen wird. "Das Auto war gut, Q1 und Q2 waren gut, nur in Q3 habe ich es nicht richtig hinbekommen", ärgerte sich Hamilton.

Hamilton in Q2 nicht optimal vorbereitet

Dass sich die Konkurrenz im Q2 auf den Ultrasoft-Reifen für den finalen Schlagabtausch einschießen konnte, Hamilton wegen der alternativen Reifenstrategie aber nicht, lässt er nicht als Ausrede gelten. "Nein, das macht keinen großen Unterschied", so Hamilton.

Den Unterschied machte da schon eher Romain Grosjean, der die Session vorzeitig beendete, weil er seinen Haas mitten auf der Strecke abstellen musste. Hamilton musste deshalb seinen zweiten Versuch abbrechen.

Vettel vs. Hamilton: So lief das Wiedersehen in Österreich (04:10 Min.)

Zuvor hatte er eigentlich das gesamte Wochenende dominiert, musste aber am Samstagvormittag den nächsten Rückschlag hinnehmen: Auf seinem letzten Versuch brach die Bremsscheibe vorne rechts, Hamilton konnte einen Einschlag gerade so verhindern. Das Training war damit vorzeitig beendet.

Hamilton machte deshalb nach dem Qualifying verständlicherweise keinen besonders glücklichen Eindruck: "Es ist noch immer die gleiche Herangehensweise, auch wenn du weißt, du wirst strafversetzt. Du versuchst, alles bestmöglich zu machen und im Rennen geht es dann um Schadensbegrenzung. Ich habe am Dienstag erfahren, dass ich fünf Startplätze verliere. Da war ich gerade positiv gestimmt und wollte nach Baku zurückschlagen - und dann das. Das ist hart für uns."

Keine Gedanken an den Sieg

Nach dem Qualifying konnte Hamilton der Situation wenig Positives abgewinnen. Dass Teamkollege Bottas den Edelhelfer spielt und Vettel einbremst, glaubt er nicht. "Es macht keinen Sinn für Valtteri, langsamer zu fahren... "

Und an eine Aufholjagd wie 2014 in Österreich, als er von Platz neun auf den zweiten Platz nach vorne fuhr, vermag Hamilton auch nicht zu denken: "Damals war der Geschwindigkeitsunterschied von uns zu den anderen viel größer als heute, deshalb ist es jetzt weniger wahrscheinlich." Den Sieg hat er komplett abgeschrieben: "Daran denke ich gar nicht. Valtteri war das ganze Wochenende über schnell."

Von einem großen Vorteil durch die Supersoft-Reifen am Start will Hamilton ebenfalls nichts wissen. "Es wird nicht sehr viel ändern, der Supersoft ist ein langsamerer Reifen als der Ultrasoft. Aber mit Safety-Cars und Regen - wer weiß...", so der ernüchterte WM-Zweite. Nur der Wettergott kann noch einen kleinen Funken Hoffnung in Hamilton zünden: "Wenn man von Platz acht startet, könnte Regen hilfreich sein."

Redaktionskommentar: Drama um Handschlag?!

Motorsport-Magazin.com meint: Hamilton verweigert Vettel den Handschlag! Was für eine Schlagzeile! Gerade nach dem Zwischenfall von Baku und der Strafe für Vettel. Aber wie so oft ist es nur die halbe Wahrheit. Lewis gab Seb zu Beginn der Interviews nach dem Qualifying die Hand und gratulierte ihm zu P2. Als er am Ende noch einmal von Davide Valsecchi dazu aufgefordert wurde, Vettel PR-wirksam die Hand zu geben, hatte der ohnehin schon wegen des Quali-Ergebnisses schlecht gelaunte Brite keine Lust, sich dies vorschreiben zu lassen - und ging einfach weg. Kein Drama. Weitermachen! (Stephan Heublein)