Liberty Media ist seit dieser Woche im Besitz der Stimmrechte der Formel 1. 35,3 Prozent hält der Medienkonzern nach dem zweiten und finalen Closing an Delta Tepco, der Muttergesellschaft der Formel 1. Seit der Übernahme hat sich schon viel getan im Management: Bernie Ecclestone musste gehen, Chase Carey, Ross Brawn und Sean Bratches übernahmen umgehend. Nun will das Triumvirat die Formel 1 umkrempeln. Um zu verstehen, warum das nicht ganz so einfach ist, muss man wissen, wie in der Formel 1 die Regeln gemacht werden.

Nachdem das Concorde Agreement 2013 auslief, verhandelten FIA Präsident Jean Todt, Formel-1-Chef Bernie Ecclestone und die Teams neue Verträge. In diesen Verträgen wird bis einschließlich 2020 geregelt, wer wie viel Geld aus dem Top des kommerziellen Rechteinhabers erhält. Außerdem wird in diesen Verträgen auch festgelegt, wie die Formel 1 sportlich regiert wird.

Strategiegruppe kann Änderungen anstoßen

Zusammensetzung der Strategiegruppe, Foto: adrivo Sportpresse GmbH
Zusammensetzung der Strategiegruppe, Foto: adrivo Sportpresse GmbH

Am Anfang steht die F1 Strategy Group, sie wurde erst 2013 eingeführt. In dieser Strategiegruppe können Änderungsvorschläge eingebracht werden. Über die Zusammensetzung der Strategiegruppe gibt es immer wieder heftige Diskussionen, weil sich einige Teams benachteiligt fühlen.

Teams in der Strategiegruppe, Foto: adrivo Sportpresse GmbH
Teams in der Strategiegruppe, Foto: adrivo Sportpresse GmbH

Insgesamt gibt es 18 Stimmen in der Strategiegruppe. Der kommerzielle Rechteinhaber verfügt über sechs Stimmen. Ebenfalls sechs Stimmen sind der FIA zuteil, als Präsident verfügt also Jean Todt über die Entscheidungsgewalt. Die restlichen sechs Stimmen gehören den Teams. Fünf von diesen sechs Stimmen gehen an die sogenannten CCB (Constructors Championship Bonus) Teams. Dazu gehören Ferrari, Red Bull, Mercedes, McLaren und Williams. Neben ihrem Stimmrecht in der Strategiegruppe erhalten sie jährlich lukrative Bonuszahlungen aus dem Geldtopf des kommerziellen Rechteinhabers.

Bleibt noch eine zu vergebende Stimme in der Strategy Group. Diese ist von der Platzierung der Vorsaison abhängig und geht an das bestplatzierte nicht-CCB-Team. Somit zählt derzeit Force India zum ausgewählten Kreis der Stimmberechtigten.

Formel-1-Kommission nur mit Veto-Recht

Nachdem ein Vorschlag die Strategiegruppe mit einfacher Mehrheit passiert hat, ist die Formel-1-Kommission an der Reihe. Diese setzt sich wiederum aus 25 stimmberechtigten Parteien zusammen. Rechteinhaber Liberty Media steht ebenso eine Stimme zu wie dem Automobilweltverband. Außerdem hat jedes der elf eingeschriebenen Teams ebenfalls eine Stimme. Des Weiteren gibt es acht Streckenbetreiber, einen Motorhersteller, zwei Sponsoren und den Reifenhersteller, die allesamt repräsentativ mit jeweils einer Stimme vertreten sind.

Zusammensetzung der Formel-1-Kommission, Foto: adrivo Sportpresse GmbH
Zusammensetzung der Formel-1-Kommission, Foto: adrivo Sportpresse GmbH

Die Kommission kann aber keine eigenen Änderungswünsche einbringen, hat also lediglich ein Veto-Recht für die von der Strategiegruppe eingebrachten Vorschlägen. Stimmen 70 Prozent der Kommission für eine Änderung, befasst sich das World Motorsport Council damit. Das WMSC ist somit die letzte Instanz des Regelgebungsprozesses.

Ross Brawn übernimmt Bernie Ecclestones Stimmrecht

25 Mitglieder und Präsident Jean Todt entscheiden final über das Reglement, Sicherheitsaspekte und die Entwicklung des Sports. Die Mitglieder des WMSC repräsentieren alle einen nationalen Motorsportverband. Dabei darf kein Land doppelt vertreten sein. Ausnahmen bilden der FIA-Präsident selbst und drei spezielle Mitglieder, zu denen der Präsident des internationalen Kartverbandes, der Vertreter des kommerziellen Rechteinhabers der Formel 1 und der Präsident der FIA Herstellerkommission zählen.

Bislang vertrat Bernie Ecclestone den kommerziellen Rechteinhaber in Strategiegruppe, Kommission und im Motorsportweltrat WMSC. Diese Rolle wird nun wohl Ross Brawn übernehmen. Aufgrund der Stimmrechte dürfte es für die neuen Eigentümer aber schwierig werden, Revolutionen anzustoßen. Die Formel 1 ist bei der Regelgebung kein agiler Sportwagen, sondern eher ein schwerfälliger Tanker.