Der Große Preis von Frankreich feiert ein Comeback im Formel-1-Kalender. Wie am Montag im Rahmen einer Pressekonferenz in Paris bekanntgegeben wurde, findet ab 2018 wieder ein F1-Rennen in der Grande Nation statt. Austragungsort ist der Circuit Paul Ricard im südfranzösischen Le Castellet, wo die Formel 1 letztmalig 1990 zu Gast war.

"Heute kann ich Ihnen definitiv die Rückkehr des Frankreich GP in die Formel 1 zum Sommer 2018 auf dem Circuit Paul Ricard verkünden. Wir sind stolz auf diese große Rückkehr nach zehn Jahren, denn 2018 wird es dann zehn Jahre her sein, dass uns der Frankreich GP verlassen hat. Das ist ein bedeutender Sieg für alle Freiwilligen, die hart dafür gearbeitet haben", verkündete Christian Estrosi, Präsident der Region Provence-Alpes-Cote d' Azur. Der Vetrag mit der Formel 1 läuft über fünf Jahre.

Fakten zum Großen Preis von Frankreich:

Im Kalender:1950 - 1954, 1956 - 2008
Austragungsorte: Magny Cours (18), Le Castellet (14), Reims (11), Dijon (5), Rouen (5), Clermont-Ferrand (4), Le Mans (1)
Meiste Siege:Michael Schumacher (8)
Meiste Poles:Juan Manuel Fangio (5)

Gewidmet werden soll das Comeback des Rennens dem aus Nizza stammenden verstorbenen Ex-Piloten Jules Bianchi, der im Oktober 2014 in Suzuka schwer verunglückte und im Sommer des vergangenen Jahres seinen Verletzungen erlag. "Meine Gedanken sind bei seiner Familie", so Estrosi.

F1-Comeback nach zehn Jahren in Frankreich

Der letzte Große Preis von Frankreich fand 2008 in Magny Cours statt. Seither gab es regelmäßig Bemühungen, die Formel 1 zurück zu holen, die bis zuletzt jedoch nicht von Erfolg gekrönt waren. Nach einer zehnjährigen Abstinenz schlägt die Königsklasse des Motorsports ab 2018 nun aber wieder ihre Zelte in Frankreich auf.

Das letzte F1-Rennen in Le Castellet fand 1990 statt, Foto: Sutton
Das letzte F1-Rennen in Le Castellet fand 1990 statt, Foto: Sutton

In den vergangenen Jahren fanden in Le Castellet nach einem umfassenden Umbau des Circuit Paul Ricard hauptsächlich Testfahrten statt. Unter anderem war auch die Formel 1 im Januar dieses Jahres in Le Castellet zu Gast, um Pirellis neue Regenreifen zu testen. Gekennzeichnet ist die Strecke durch riesige und bunt bemalte Auslaufflächen.

Der General Manager des Circuit Paul Ricard, Stephane Clair, betonte, dass man es trotz anderslautender Vorurteile schaffen werde, ein Verkehrschaos zu verhindern. Entsprechende Maßnahmen wurden bereits in die Wege geleitet. "Beim Bol D'Or 2015 hat der Verkehrsplan funktioniert und uns erlaubt, 70.000 Zuschauer unterzubringen", betonte Clair. "Dieser Plan wird für den Frankreich GP 2018 weiterentwickelt werden."

Finanziert wird das Rennen von der öffentlichen Hand sowie dem französischen Automobilverband FFSA. Die Region Provence-Alpe-Cote-d'Azur erwartet sich durch das Rennen Tourismuseinnahmen von rund 65 Millionen Euro.

Freude bei Jean Todt und Alain Prost

Bei der Pressekonferenz in Paris waren mit McLaren-Renndirektor Eric Boullier, Renault-Geschäftsführer Cyril Abiteboul sowie dem ehamaligen Piloten Patrick Tambay viele bekannte französische Gesichter aus der Formel 1 zu Gast, die sich für die Rückkehr der Königsklasse in die Grande Nation stark gemacht hatten.

"Ich beglückwünsche zunächst die Region Provence-Alpes-Cote d'Azur, das Département Var und die anderen involvierten Parteien, dass sie es geschafft haben, dieses Projekt wieder voranzutreiben. Ab 2018 wieder einen Formel-1-GP in Frankreich willkommen zu heißen, ist für die FIA eine große Befriedigung", freut sich FIA-Präsident Jean Todt über die Rückkehr der Formel 1 in seine Heimat.

"Der Automobilrennsport ist bei uns geboren, seit 1906 in Le Mans der allererste Grand Prix veranstaltet wurde", verweist Todt auf die lange Geschichte des Rennens. "Wie alle großen, internationalen Sportorganisationen, muss die FIA die Verbreitung des Sports in neue Länder vorantreiben. Aber gleichzeitig darf man seine Wurzeln nicht verlieren und damit seine Historie nicht kaputt machen. Einige Rennen sind Teil unseres Erbes, und der Frankreich-GP gehört dazu."

Alain Prost gewann 1990 in Le Castellet, Foto: Sutton
Alain Prost gewann 1990 in Le Castellet, Foto: Sutton

Das bis dato letzte Formel-1-Rennen in Le Castellet entschied 1990 Alain Prost für sich. "Das ist ein großes Projekt und eine großartige Neuigkeit für den französischen Automobilsport und die französische Automobil-Industrie", sagt der vierfache Weltmeister. "Aber auch für den französischen Tourismus ist das eine großartige Sache. Ich erwarte, dass diese eine sehr gute und beliebte Veranstaltung wird."

Die Austragungsorte des Frankreich GP

Der Große Preis von Frankreich zählt mit bislang 58 Ausgaben seit 1950 zu den Traditionsrennen schlechthin. Nur in Großbritannien, Italien, Monaco, Deutschland und Belgien fand noch öfter ein Formel-1-Weltmeisterschaftslauf statt. Wenig Kontinuität gibt es hingegen, was die einzelnen Austragungsorte betrifft, denn die Formel 1 fuhr in Frankreich schon auf sieben unterschiedlichen Strecken.

Der erste Frankreich GP fand in Reims statt, Foto: Dailmer
Der erste Frankreich GP fand in Reims statt, Foto: Dailmer

Reims: Der erste Große Preis von Frankreich fand 1950 auf dem Circuit de Reims-Gueux statt und wurde von Juan Manuel Fangio gewonnen. Dabei handelte es sich um einen rund acht Kilometer langen Dreieckskurs, der über öffentliche Straßen führte. Elf Mal war Reims Schauplatz eines Laufes zur Formel-1-Weltmeisterschaft, zum letzten Mal 1966.

Rouen: Abwechselnd mit Reims gastierte die Formel 1 in ihren Anfangsjahren zwischen 1952 und 1968 fünf Mal auf der 6,5 Kilometer langen Strecke von Rouen-Les-Essarts, die ebenfalls über öffentliche Straßen führte. Mitausschlaggebend für den Abschied der Formel 1 aus Rouen waren Sicherheitsmängel. 1968, beim letzten Auftritt der Königsklasse, verunglückte Honda-Werkspilot Jo Schlesser tödlich.

Clermont-Ferrand galt als gefährliche Strecke, Foto: Sutton
Clermont-Ferrand galt als gefährliche Strecke, Foto: Sutton

Clermont-Ferrand: Vier Mal, in den Jahren 1965, 1969, 1970 und 1972, schlug die Formel 1 ihre Zelte auf dem Circuit de Charade bei Clermont-Ferrand auf. Der acht Kilometer lange Kurs war ausgesprochen Kurvenreich und wies aufgrund des Verlaufs über erloschene Vulkanhügel einen Höhenunterschied von 150 Metern auf. Wie in Rouen führten auch in Clermont-Ferrand Sicherheitsmängel zum Niedergang der Strecke. 1972 wurde Helmut Marko von einem aufgewirbelten Stein am Helm getroffen und zog sich dabei eine so schwere Augenverletzung zu, dass er seine Karriere beenden musste.

Le Mans: Ein einziges Mal war die Formel 1 in Le Mans zu Gast. 1967 fand der Frankreich GP auf dem 4,4 Kilometer langen Circuit Bugatti statt und wurde von Jack Brabham gewonnen. Weil das Rennen aber nur drei Wochen nach den 24 Stunden von Le Mans stattfand, hielt sich sowohl das Interesse der Zuschauer als auch der Piloten stark in Grenzen - es waren nur 15 Autos am Start.

Sechs Mal fuhr die Formel 1 in Dijon, Foto: Sutton
Sechs Mal fuhr die Formel 1 in Dijon, Foto: Sutton

Dijon: Zwischen 1974 und 1984 war der Circuit de Dijon-Prenois sechs Mal Austragungsort eines Formel-1-Rennens. Fünf Mal fand auf dem 3,8 Kilometer langen Kurs der Frankreich GP statt, und 1982 war Dijon Schauplatz des bis heute letzten Großen Preises der Schweiz. Rundstreckenrennen waren zu diesem Zeitpunkt in der Schweiz bereits verboten, deshalb musste das Rennen außerhalb der Landesgrenzen stattfinden.

Le Castellet: Der ab 2018 wieder in den Rennkalender zurückehrende Circuit Paul Ricard in Le Castellet war bereits zwischen 1971 und 1990 Schauplatz von 14 Formel-1-Rennen. Nach dem Verkauf der Strecke wurden zur Jahrtausendwende großflächige Umbaumaßnahmen vollzogen und Le Castellet konzentrierte sich fortan in erster Linie auf die Abhaltung von Testfahrten. Die Besonderheit des Kurses liegt darin, dass unzählige Streckenvarianten möglich sind, um alle nur erdenklichen Bedingungen zu simulieren. Den letzten Frankreich GP in Le Castellet gewann 1990 Lokalmatador Alain Prost

Michael Schumacher gewann den Frankreich GP acht Mal, Foto: Sutton
Michael Schumacher gewann den Frankreich GP acht Mal, Foto: Sutton

Magny Cours: Nachfolger von Le Castellet als Austragungsort des Großen Preises von Frankreich wurde 1991 Magny Cours. Bis inklusive 2008 war die Formel 1 ohne Unterbrechung auf der bei Nevers gelegenen Strecke zu Gast, wobei sich die Begeisterung der Piloten aufgrund der Abgeschiedenheit der Region in Grenzen hielt. Michael Schumacher fühlte sich in Magny Cours dennoch pudelwohl und gewann das Rennen nicht seltener als acht Mal. Damit ist der Kerpener Rekordsieger des Großen Preises von Frankreich.