Es ist angerichtet für Mercedes. Wie zu erwarten war, sicherten sich die Silberpfeile bei ihrem Heimrennen auf dem Hockenheimring geschlossen die erste Startreihe, in der Reihenfolge Nico Rosberg vor Lewis Hamilton. Der Lokalmatador profitierte dabei von einer nicht ganz sauberen Runde Hamiltons, der damit die Chance auf die Pole Position vergab.

Wäre dies vor einer Woche auf dem Hungaroring noch ein veritables Problem für den WM-Leader gewesen, hätte er den Start nicht gewonnen, ist die Situation in Hockenheim wesentlich entspannter - dem Layout der Strecke im Badischen sei Dank.

"Es gibt hier sicherlich mehr Möglichkeiten um zu überholen als beim letzten Rennen", glaubt Hamilton an viele Chancen, seinen Teamkollegen zu passieren, möchte dies aber im Optimalfall so früh wie möglich tun - entweder am Start oder kurz danach. "Ich will nah an Nico dran sein, um zu überholen", lautete Hamiltons Devise für den Zeitpunkt unmittelbar nach dem Erlöschen der Ampeln.

Diesem Plan will Rosberg, der wie sein Vater Keke vor drei 30 Jahren in Hockenheim auf der Pole Position steht, natürlich einen Strich durch die Rechnung machen. "Es ist wichtig für mich, das Rennen morgen zu gewinnen. Das wäre fantastisch. Es wird wieder ein harter Kampf werden, so wie immer, aber ich fühle mich gut", gibt sich der gebürtige Wiesbadener zuversichtlich. Gelingt der Sieg, geht Rosberg als WM-Leader in die Sommerpause.

Die Angst fährt nicht mit

So gut Ausgangslage für Mercedes auch sein mag, aufgrund der jüngsten Kollisionen wird der Puls am Kommandostand vielleicht doch den einen oder anderen Schlag höher als üblich sein. Gerade beim Heimrennen würde ein teaminterner Crash keinen schlanken Fuß machen, auch wenn Hamilton beruhigt. "Wir machen jedes Wochenende unseren Job. Es gab Rennen, bei denen die Chefs nicht zufrieden waren, und andere, bei denen wir einen guten Job gemacht haben", meint der Brite. "Wir haben einige Dinge diskutiert, es sollte morgen kein Problem geben."

Diese Bilder sollen sich nicht wiederholen, Foto: Sutton
Diese Bilder sollen sich nicht wiederholen, Foto: Sutton

Ähnlich sieht es auch Motorsportchef Toto Wolff, für den es einerlei ist, wo das Rennen stattfindet - schließlich ist die ganze Welt per TV sowieso live dabei. "Es wäre nicht schlimmer als in Barcelona, wo wir nach 60 Sekunden überlegt haben, was wir die nächsten 90 Minuten machen. Ich würde nicht sagen, dass es da extra Druck gibt. Es ist überall dasselbe", betont der Österreicher.

Allerdings geht man in der Führungsetage der Silberpfeile ohnehin davon aus, dass die Piloten ihre Lektion gelernt haben. "Ich bin sehr zuversichtlich", so Wolff. "Wir haben viel darüber gesprochen, welche Konsequenzen es hätte. Das hat sich nicht geändert." Dass Rosberg durch die internen Regeln im Vorteil sei, dementiert Wolff. "Diese Regeln sind gemacht, um Vorfälle zu verhindern, die uns Punkte kosten. Silverstone war problemlos, Ungarn war problemlos. Ich denke, die Nachricht ist angekommen."

Hamilton gratuliert Rosberg zur Pole Position, Foto: Sutton
Hamilton gratuliert Rosberg zur Pole Position, Foto: Sutton

Wann wird Hamilton bestraft?

Ein anderes heikles Thema, das zwar nicht das bevorstehende Rennen betrifft, aber wohl unmittelbar nach der Sommerpause akut werden wird, sind Hamiltons drohende Strafen. Der Brite steht sowohl beim Turbolader als auch beim MGU-H bereits bei der fünften Komponente in der laufenden Saison, ein weiterer Wechsel hat somit eine Strafversetzung um zehn Positionen in der Startaufstellung zur Folge.

Bislang eingesetzte Power Unit-Komponenten

FahrerVerbrennungsmotorTurboMGU-HMGU-KEnergiespeicherKontrollelektronik
Hamilton355333
Rosberg333222

Weil Hamilton um diese nicht herumkommen wird, macht man sich bei Mercedes schon eifrig Gedanken, wann die Strafen in Kauf genommen werden. "Wir ziehen die Strafe auf jeden Fall auf einer Strecke, auf der das Überholen leichter ist als auf einer anderen. Und wir wollen es so langen hinausziehen, bis wir wissen, dass wir glatt mit dem letzten Motor durch die Saison kommen", kündigt Wolff an. Spa und Monza wären somit eine Option, Singapur, obwohl später im Kalender, wohl nicht.

Abhängig davon, wann Hamilton in den sauren Apfel beißen muss, ist auch der Zeitpunkt, wann Mercedes noch ein etwaiges Update der Power Unit an den Start bringt. "Wir wollen den Motor nicht wechseln, wenn im Rennen darauf ein Update ansteht", unterstreicht Wolff noch einmal. Mercedes hat in dieser Saison noch elf Token zur Verfügung, um den Antriebsstrang zu verbessern.