Für die Fahrer kommt es in Monaco zu einer Neuerung. Bereits zu Beginn der Saison sollte festgelegt werden, dass die Fahrer ihre Abreißvisiere künftig nicht mehr aus dem Auto werfen sollen, sondern diese im Auto deponieren müssen. Damit sollte verhindert werden, dass die Visiere in Belüftungen gelangen und damit für Überhitzungen sorgen. Jedoch regte sich Widerstand unter den Fahrern, die Sicherheitsrisiken befürchteten. Vorschläge, die Visiere in speziellen beuteln am Overall abzulegen, verwarfen die Fahrer mit dem Hinweis auf Sicherheitsbedenken unter anderem im Falle eines Brandes.

Die FIA akzeptierte die Beschwerden und verschob die Einführung der neuen Regel erst auf den Spanien GP, nun auf das Monaco-Wochenende. Die Vorgabe war dieselbe wie ursprünglich geplant: Abreißvisiere im Auto behalten. Die Reaktionen waren bereits vor dem Training sehr verhalten. "Es ist nicht einfach, besonders wenn man sie 20 Jahre einfach abgenommen hat. Es ist schwierig", erklärte Jenson Button am Mittwoch. "Selbst wenn man es weiß, ist es schwierig - wenn alles im Wind flattert - es wieder ins Cockpit zu bekommen. Dass es dann noch in Monaco kommt, ist schwierig für alle. Keiner von uns mag es wirklich", stellte der McLaren-Pilot klar.

Nicht ganz so tragisch sah Teamkollege Fernando Alonso das Problem. " Ich denke, es ist kein Problem. Es ist eine komische regel, aber das ist nicht unser Problem, die Abreißvisiere im Cockpit zu behalten. Wir werden das wohl beim Boxenstopp machen. Das ist die einfachste Lösung", legte sich der Spanier bereits eine Strategie zurecht.

Auch Fernando Alonso benötigt beim Fahren den Durchblick, Foto: Sutton
Auch Fernando Alonso benötigt beim Fahren den Durchblick, Foto: Sutton

Alles neu macht der Donnerstag

Doch wie überall gilt auch für dieses Thema: Probieren geht über Studieren. Also versuchten sich die Fahrer im Training an der neuen Regel. Und auch danach blieb es McLaren-intern bei deutlich differenzierten Ansichten. "Ich hab es ins Auto gesteckt, aber das ist echt schwer hier, das ins Auto zu tun. Es ist uneben und geht nicht geradeaus. Da ist keine Zeit für sowas. Wir sollten das eigentlich hier nicht tun", hielt Button an seiner Kritik fest. Alonso dagegen fand: " Ich denke nicht, dass das etwas ändert. Wir müssen nur sichergehen, dass die im Cockpit bleiben. Hier in Monaco gibt´s nicht viel Zeit, um die Hand vom Lenkrad zu nehmen. Es wird gehen.

Der Kritik Buttons schloss sich Daniil Kvyat an. Der Russe bezeichnete die Diskussionen als "Kindergarten-Gerede". Dabei bezog er sich allerdings nicht mehr auf die ursprüngliche Ansage, sondern bereits auf eine Neufassung. Denn nach einem Fahrer-Briefing entschloss sich die FIA, den Fahrern im Rennen doch Abreißvisiere zu überlassen - jedoch nur zwei Stück pro Pilot.

"Für dieses Rennen wurden den Fahrern zwei Abreißvisiere erlaubt. Ich denke, das ist ausreichend. Es gibt weiterhin einen Dialog mit der FIA, um einen Weg zu finden", erklärte Mercedes-Technikchef Paddy Lowe auf der Pressekonferenz am Donnerstag. Kvyat fand das dagegen gar nicht witzig. "In Runde zwei oder drei, besonders wenn du nicht auf Pole stehst und du vielen Autos folgst, kommt so viel Öl auf dein Visier, dass du es abreißen musst", verweist er auf den Nutzen der Abreißvisiere. Und er poltert weiter: "Wenn die FIA möchte, dass wir das so machen, dann sollen sie mit etwas kommen, das uns erklärt, wie wir es im Auto behalten oder es passiert halt nicht", stellt er klar.

Whiting ändert Vorgabe

Am Abend meldete sich dann Rennleiter Charlie Whiting nochmals zu Wort. Um dem ganzen Vorfall den Druck aus dem Kessel zu nehmen, wandelte er die Muss- in eine Kann-Bestimmung um, in der er die Fahrer zu ökonomischem Umgang mit den Abreißvisieren anhielt. "Basierend auf Diskussionen mit den Fahrern, habe ich entschieden, dass die Gefahr für die Fahrer größer ist, wenn sie versuchen, die Visiere im Cockpit zu verstauen, als wenn ein solches Visier auf der Strecke liegt", stellte Whiting fest.

Steigt Nico Rosberg nach den ganzen Änderungen noch durch?, Foto: Mercedes-Benz
Steigt Nico Rosberg nach den ganzen Änderungen noch durch?, Foto: Mercedes-Benz

"Daher war es für mich besser, an den gesunden Menschenverstand zu appellieren und die Fahrer darauf hinzuweisen, dass sie die Zahl ihrer Abreißvisiere auf ein Minimum beschränken sollen. Dies hängt natürlich von verschiedenen Faktoren ab. Darauf basierend, werden wir keinen Bericht über einen Fahrer erstatten, der sein Abreißvisier auf der Strecke oder in der Box wegwirft", ergänzt Whiting seine Ausführungen. Im Klartext: Es wird keinerlei Strafen geben. Die Fahrer sind angehalten, ihre Abreißvisiere nur zu wechseln, wenn dies absolut notwendig ist. Eine Begrenzung auf eine bestimmte Anzahl wird ebenfalls nicht vorgenommen. Viel Lärm also um nichts.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Bitte hört endlich mit diesem Nonsens auf! Natürlich sind Abreißvisiere, die auf der Strecke herumliegen, eine mögliche Gefahr für die Kühlung der Autos. Aber als Fahrer gehört das Abziehen dieser Visiere zum Standard-Vorgang, sie denken darüber überhaupt nicht nach. Ihnen jetzt auch noch aufzuerlegen, die Visiere im Auto zu belassen, wäre nicht weniger als eine deutlich gefährlichere Ablenkung gewesen. Und auch die angedachte Beschränkung auf zwei Visiere war ein schlechter Witz. Nach den Diskussionen über die Optik der Helme braucht man nicht auch noch dieses Thema. Die Sicht ist das höchste Gut eines Fahrers - damit sollte nicht experimentiert werden. (Chris Lugert)