Sauber machte am Ende der Testphase Schlagzeilen. Das Team hatte einem Teil seiner Mannschaft die Löhne noch nicht bezahlt. Als Grund gab Teamchefin Monisha Kaltenborn damals überweisungstechnische Schwierigkeiten eines Sponsoren an. Oder im Klartext: Das Geld war nicht vorhanden und damit mussten die Mitarbeiter warten. Später erklärte Sauber, dass alle noch ausstehenden Zahlungen am 9. März beglichen werden konnten.

In Australien musste die Teamchefin nun vor den Journalisten Rede und Antwort stehen, hielt sich zu der Thematik Finanzen aber sehr bedeckt. "Zuerst einmal kommentieren wir unsere Finanzen nicht und das werde ich auch beibehalten. Bezogen auf die Verspätung [der Gehälter] war es um präzise zu sein eine Verspätung", sagte die Österreicherin mit Nachdruck. "Es war sehr bedauerlich von unserer Seite und es war einfach eine Verkettung unglücklicher Umstände. Es war sehr unglücklich, wie diese Umstände zueinandergekommen sind und vor allem der Zeitpunkt. Daraus ist diese Verspätung entstanden, aber das sollte nicht mehr vorkommen. Man muss sagen, dass das passiert ist und dazu stehen wir, das ist sehr bedauerlich und das darf nicht passieren."

Die ersten Monate eines Jahres sind laut Kaltenborn traditionell die kostenintensivsten, weil das Auto in dieser Zeit fahrtauglich auf die Strecke gebracht werden muss. Auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com, ob die noch ausstehenden Preisgeld-Zahlungen der FOM - diese Zahlungen beginnen laut Kaltenborn Ende März - eine Rolle bei der finanziellen Schieflage des Teams gespielt haben, gab es keinen Kommentar.

Neuer Sponsor, Titelsponsor oder auch nicht - Verhandlungen laufen

Aktuell steht Sauber in Verhandlungen mit Sponsoren. Verschiedene Medien berichteten, es handle sich sogar um einen neuen Titelsponsor. Dazu wollte Kaltenborn ebenfalls keine Auskunft geben. "Ich bin nicht gewillt, unsere Sponsorenverhandlungen hier in irgendeiner Form offenzulegen, was ich zuvor auch nie getan habe und damit fange ich jetzt auch nicht an. Wir führen unsere Verhandlungen so durch und wenn wir etwas zu sagen haben, sagen wir das", reagierte sie auf die Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

Negative Auswirkungen auf die Verhandlungen sah sie durch die Schlagzeilen rund um die ausgebliebenen Lohnzahlungen nicht. Sponsoren würden aus bestimmten Gründen in ein Team investieren und sich gut darüber informieren, wo sie hingehen.

Wichtige Teammitglieder verloren - Finanzen der Grund?

Neben finanziellen Sorgen und Sponsoren-Aktivitäten muss sich Sauber nun auch mit internen Umstrukturierungen auseinandersetzen. Der leitende Ingenieur an der Rennstrecke, Giampaolo Dall'Ara, hat das Team verlassen, vor kurzen verkündete Sauber nun auch den Abgang des Technikdirektors Mark Smith. Diese Personalfragen stehen nach Aussagen von Kaltenborn aber in keinerlei Zusammenhang mit den Schlagzeilen um die Geldsorgen des Teams.

"Wenn man jetzt die ganzen Dinge so zusammenpackt und versucht, Zusammenhänge herzustellen, stimmt das schlicht nicht. Es gibt nichts mehr zu sagen. Aus internen Veränderungen, die wir auch nicht kommentieren, irgendein Konstrukt herzustellen, entbehrt jeder Grundlage", wehrte sich die Österreicherin.

Sie verdeutlichte nochmals, dass der Abgang von Smith rein persönliche Gründe hatte. Ungeachtet dessen, muss das Team nun für die Saison 2016 neue Wege einschlagen, da Smith in die Pläne involviert war. Ob es überhaupt einen neuen Technischen Direktor beim Schweizer Tradtionsrennstall geben wird, ließ Kaltenborn offen. Sie untermauerte, dass Sauber lange Zeit ohne eine derartige Position auskam und daher kein großes Problem entstanden ist. Nun werde die Situation abgewogen und eine Entscheidung getroffen.

Felipe Nasr im Sauber bei den Barcelona-Testfahrten. Wie schnell ist der C35 wirklich?, Foto: Sutton
Felipe Nasr im Sauber bei den Barcelona-Testfahrten. Wie schnell ist der C35 wirklich?, Foto: Sutton

Punkte aus eigener Kraft - am besten beim Saisonauftakt

Von dieser Entscheidung wird - zumindest teilweise - auch die Weiterentwicklung des Sauber C35 über die Saison 2016 abhängen. Im vergangenen Jahr ließ die Mannschaft selten mit großen Updates aufhorchen. Die Pläne sehen nun zwar anders aus, für das Team ist aber wichtig, im Rahmen seiner Möglichkeiten zu handeln und gleichzeitig das Jahr 2017 und die Regelrevolution nicht aus den Augen zu verlieren. "Es bleibt immer die Frage, bis zu welchem Zeitpunkt man das aktuelle Auto entwickelt und ab wann man sich auf das neue Auto fokussiert. Aber diesbezüglich sind wir flexibel und werden entscheiden, je nachdem, wie die Saison verläuft", so Kaltenborn.

Der Saisonauftakt in Form der Testfahrten verlief für Sauber mit gemischten Gefühlen. Erst in der zweiten Woche kam das neue Auto zum Einsatz, zeigte allerdings gute Standfestigkeit und überzeugte die Fahrer. "Es ist nichts passiert, was das Team als Ausrede verwenden sollte. Wenn es um Zuverlässigkeit geht, haben wir bisher gezeigt, dass sie da ist."

Nun hofft Kaltenborn, dass das Team aus den Fehlern von 2015 gelernt hat, wo zu oft Chancen auf Punkte vergeben wurden. Dann sollte Zählbares möglich sein - aus eigener Kraft. "Wir haben das im vergangenen Jahr ein paar Mal geschafft, also warum sollten wir es dieses Jahr nicht schaffen?", gab sie sich auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com selbstbewusst. Ein gutes Ergebnis in Australien könnte dem Team zumindest helfen, neue Schlagzeilen zu produzieren - positive Schlagzeilen.