Im vergangenen Jahr musste sich Sauber noch während des Saisonstarts mit einer Klage von Giedo van der Garde auseinandersetzen. Und auch 2016 herrscht Unruhe rund um Hinwil. Erst wurde der neue Bolide zu spät fertig, wodurch nur vier Testtage mit dem C35 übrig blieben. Und schließlich musste Teamchefin Monisha Kaltenborn zugeben, dass die Löhne für den Februar nicht rechtzeitig gezahlt werden konnten. Sollte das Ergebnis beim Saisonauftakt in Australien aber ähnlich verlaufen wie im letzten Jahr, als beide Fahrer reichlich Punkte sammeln konnten, wird man die Schwierigkeiten schnell vergessen haben. Jedoch spricht nicht viel dafür.

Die Neuerungen: Bewährungsprobe für den C35

Während alle anderen Teams zwei Testwochen mit dem neuen Auto absolvieren konnten, brachte Sauber den neuen Boliden erst für den zweiten Teil der Vorbereitung. Immerhin lief der ziemlich rund. "Während den Tests in Barcelona hatten wir einige produktive Tage, vor allem mit dem C35. Ich sammelte einige Kilometer im neuen Auto. Ich fühle mich gut vorbereitet auf meine zweite Formel-1-Saison", klingt Felipe Nasr entsprechend zuversichtlich. Ähnlich klingt auch Teamkollege Marcus Ericsson. "Im Rückblick auf die letzten Wochen verliefen die Vorbereitungen bei den Testtagen in Barcelona durchaus positiv. Ich fühle mich im C35 wohl. Nun müssen wir abwarten, wie sich die Dinge an einem Rennwochenende entwickeln."

Der neue Sauber hatte seine erste Ausfahrt verspätet, Foto: Sutton
Der neue Sauber hatte seine erste Ausfahrt verspätet, Foto: Sutton

Die Zuständigkeiten während eines Wochenendes haben sich bei Sauber ebenfalls etwas verändert. Giampaolo Dall'Ara ist nicht mehr der leitende Ingenieur an der Rennstrecke. Diese Rolle füllt nun Timothy Malyon aus, der von Red Bull kam. Auch für ihn ist es eine erste Bewährungsprobe.

Die Erwartungen: Erfolgreicher Start in die Saison

Letztes Jahr zeigte Sauber ein fehlerloses Rennen und profitierte gleichzeitig von Fehlern der Konkurrenz. Als Resultat sprangen Rang fünf für Nasr und Platz acht für Ericsson heraus. Ein fantastisches Ergebnis für das Team, das bis zum Saisonende von den Punkten zehrte. Daran denkt man nun gerne zurück. "Der Große Preis von Australien erinnert mich an mein fantastisches Rennen letztes Jahr. Als Fünfter bei meinem ersten Formel-1-Rennen ins Ziel zu kommen, das werde ich wohl nie vergessen. Es ist schön, mit diesen tollen Erinnerungen zum Albert Park zurückzukehren", meint Nasr. Er ergänzt: "Wir verdienen einen erfolgreichen Start in die Formel-1-Saison 2016."

In dasselbe Horn bläst auch Ericsson. "Die Atmosphäre im Albert Park ist großartig. Ich bin wirklich gerne in Australien. Außerdem habe ich sehr schöne Erinnerungen an letztes Jahr, denn dort fuhr ich meine ersten Formel-1-Punkte ein", erinnert sich der Schwede. Gleichwohl ist nicht zu erwarten, dass es in diesem Jahr ein ähnliches Chaos-Rennen gibt.

Die Statistik: Sauber beim Australien GP

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Sauber 0 000 350
Felipe Nasr 0 000 100
Marcus Ericsson 0 000 40

Sauber: Melbourne Bilanz

Sauber in Melbourne: Melbourne hat sich für Sauber noch nicht als besonders erfolgreiches Pflaster erwiesen. Neben zahlreichen Ausfällen blieben vor allem die Disqualifikation aufgrund nicht regelkonformer Heckflügel (2011) sowie Nico Hülkenbergs vereitelter Start wegen Problemen mit dem Benzinsystem (2013) in Erinnerung. Im Vorjahr schafften allerdings sowohl Felipe Nasr als Fünfter als auch Marcus Ericsson als Achter den Sprung in die Punkteränge. Für das beste Ergebnis sorgte Nick Heidfeld 2001 als Vierter.

Felipe Nasr feierte 2015 das beste Debüt eines Brasilianers in der Formel 1, Foto: Sutton
Felipe Nasr feierte 2015 das beste Debüt eines Brasilianers in der Formel 1, Foto: Sutton

Marcus Ericsson in Melbourne: Der Schwede gab 2015 in Melbourne für Caterham sein Formel-1-Debüt, schied mit Öldruckproblemen jedoch aus. Im Vorjahr lief es hingegen deutlich besser, Ericsson belegte bei seinem ersten Rennen für Sauber den achten Platz und holte die ersten Punkte seiner F1-Karriere.

Felipe Nasr in Melbourne: Historisches leistete Felipe Nasr im Vorjahr. Der Rookie beendete seinen ersten Grand Prix als Fünfter, was sowohl das beste Debüt eines Brasilianers als auch eines Sauber-Piloten in der Formel 1 war.

Die Prognose: Punkteloser Saisonauftakt

  • Sauber reist mit Testrückstand nach Australien
  • Erneut gibt es finanzielle Unruhen im Team
  • Bis auf 2015 zählt der Albert Park nicht zu Saubers Lieblingsstrecken

Motorsport-Magazin.com meint: So schön der Saisonauftakt 2015 für Sauber war, so unwahrscheinlich ist eine Wiederholung. Jede Menge eigenes Glück sowie viel Unvermögen der Konkurrenz sorgten für ein Ergebnis, das sich so nicht wiederholen wird. Warum? Weil das Mittelfeld in diesem Jahr so eng ist wie lange nicht. Das wird gleich beim ersten Rennen deutlich werden. Hinter Mercedes und Ferrari kämpfen Williams, Red Bull, Force India und Toro Rosso. Erst danach kommt eine weitere Gruppe, in der sich auch Sauber befindet. Mit viel Glück könnte es zu wenigen Punkten reichen. Aber normalerweise haben die Schweizer ihr Australien-Glück aufgebraucht. (Chris Lugert)