Mark Webber konnte in den sieben Jahre in Diensten von Red Bull neun Siege einfahren und wurde dreimal WM-Dritter. Dabei stand er deutlich im Schatten seines damaligen Teamkollegen Sebastian Vettel, der in seinen sechs Jahren bei Red Bull viermal Weltmeister wurde. Ein Umstand, an dem der Australier lange Zeit zu knabbern hatte und das Verhältnis zwischen den Beiden zusehends verschlechterte. Höhepunkt dessen war zweifellos die Stallorder in Malaysia 2013, die als "Multi21-Affäre" F1-Geschichte schrieb. Vettel missachtete die Teamanweisung und überholte den völlig überrumpelten Webber dennoch.

Der Australier wetterte in seiner Autobiographie "Aussie Grit" darüber, dass Vettel gedroht habe, seine Anwälte einzuschalten, sollte das Team nach Multi21 Sanktionen gegen den Deutschen verhängen. Doch Webber hat mit seinem Buch offensichtlich alte Gräuel von der Seele geschrieben. Das persönliche Verhältnis zu Vettel habe sich deutlich verbessert, sagte Webber gegenüber Motorsport.com. "Ungeachtet dessen, ob er für Red Bull fährt oder nicht, denke ich, dass unser Verhältnis sich zum Positiven gewendet hat", sagte der Australier.

Brenzlig: Malaysia 2013 brachte die Harmonie im Team vollends aus dem Gleichgewicht, Foto: Sutton
Brenzlig: Malaysia 2013 brachte die Harmonie im Team vollends aus dem Gleichgewicht, Foto: Sutton

Respekt war schon immer da

Der teaminterne Kampf war für Beide nicht einfach. "Wir sind uns während unserer Zeit bei Red Bull in die Quere gekommen. Wir lernten eine Menge über uns selbst - ich am Ende meiner Karriere und Seb zu Beginn seiner", erzählte Webber. "Nachdem ich die F1 verlassen habe, hat sich Vieles schnell geändert. Ich habe nicht viele Feinde, wenn überhaupt. Wir haben mittlerweile großen Respekt voreinander." Webber betonte allerdings, dass dies auch schon der Fall gewesen ist, als Beide in der F1 gegeneinander kämpften.

Der respektvolle Umgang zwischen Webber und Vettel wirkt nicht aufgesetzt. Denn der Australier hat dem Neo-Ferrari-Piloten bereits vor Veröffentlichung des Buches einen Einblick in die Inhalte gewährt. Um Vettel zu warnen, sozusagen. "Ich habe mit Seb gesprochen und ich habe mit Dietrich [Mateschitz] gesprochen", so Webber. Allerdings nicht mit Red-Bull-Teamchef Christian Horner. "Das Buch ist ein ehrliches Abbild dessen, was ich damals gefühlt habe und was zu jener Zeit in meiner Formel-1-Karriere abgegangen ist. Es geht dabei weniger um Red Bull an sich, sondern viel mehr um Milton Keynes, das Rennteam."

Mark Webber: Respekt zu Seb größer denn je, Foto: Sutton
Mark Webber: Respekt zu Seb größer denn je, Foto: Sutton

Storyteller Mark Webber

Eigentlich hatte Mark Webber gar nicht vor, solch ein kontroverses Buch zu schreiben, ertappte sich aber dabei, wie sehr es ihm Spaß macht, Geschichte aus den frühen Jahren seiner Karriere zu erzählen. "Es machte Spaß, die frühen Jahre niederzuschreiben, über den Antrieb und die Bestimmung, sie zu erleben.", philosophierte Webber. "Nur, wenn man zurückschaut, stellt man fest, was man erreicht hat. Und darauf bin ich stolz. Die größte Überraschung für die Leute war, wie hart es war, diese frühe, harte Phase meiner Karriere zu durchstehen."