Exzellenter Start für Ferrari in Montreal, oder nur eine geschönte Momentaufnahme? Trotz den Plätzen zwei und drei am Trainings-Freitag für Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen tappen die beiden Star-Piloten hinsichtlich des tatsächlichen Leistungsverhältnisses auf dem Circuit Gilles Villeneuve im Dunkeln. Nachdem Mercedes in FP1 standesgemäß die Führung übernommen zu haben schien, schlug Ferrari am Nachmittag zunächst zurück.

Sowohl Vettel als auch Räikkönen überflügelten Rosberg, schoben sich mit nahezu identischen Bestzeiten (1:16.304/1:16.310) bis auf drei Zehntelsekunden an die Top-Zeit von Lewis Hamilton im Silberpfeil heran. Noch am Morgen schien die silberne Konkurrenz deutlich zu stark, auch wenn die großen Abstände von Hamilton auf Vettel (1,7 Sekunden) und Räikkönen (2,2 Sekunden) wohl kaum das reale Kräfteverhältnis widerspiegelten.

"Komischer Tag" durch Regenschauer

Auch aufgrund des verregneten Nachmittags, der nur rund einen halbe Stunde Action auf trockener Strecke gestattete, ist die Hierarchie in Kanada nach wie vor nicht klar abgesteckt. Da die Schauer zudem bereits von den Teams antizipiert worden waren, passten viele ihre Trainingsprogramme am Morgen an, was zu teilweise untypischen Longruns bereits während der ersten Session sorgte.

Aufgrund des Regens blieb Kimi Räikkönens Ferrari in FP2 lange in der Garage, Foto: Sutton
Aufgrund des Regens blieb Kimi Räikkönens Ferrari in FP2 lange in der Garage, Foto: Sutton

"Heute lief für uns persönlich alles wie erwartet. Wir haben unser Programm komplett über die Bühne gebracht, auch wenn der Regen uns natürlich den normalen Ablauf durcheinandergewirbelt hat", resümierte Räikkönen seinen Arbeitstag lapidar. Trotz seines starken Resultats am Nachmittag will der finnische Superstar keine Voraussagen für das restliche Wochenende treffen.

Blenden lässt er sich von der bisherigen Leistungsstärke der "Roten Göttinen", die nach Verwendung zweier Tokens erstmals in dieser Saison mit verbessertem Motor antreten, keinesfalls: "Durch den Regen am Nachmittag wurde es ein komischer Tag. Irgendwie war alles ein großes Durcheinander, die Teams haben ihre Programme anders gestaltet. Es fällt extrem schwer zu sagen, wo wir nun wirklich stehen, auch wenn wir sicherlich keinen schlechten Job gemacht haben."

Viel Arbeit vor "erstem Finale"

Der finnische Weltmeister von 2007 hätte vor allem gerne in Sachen Quantität aufgeschlagen. Mit 46 Umläufen drehte Räikkönen die sechstwenigen Runden der 20 Piloten. Vettel umrundete den Insel-Kurs gar noch zwei Mal weniger. "Es ist kein Geheimnis, dass wir mehr fahren wollten. Obwohl wir den Regen am Nachmittag antizipiert hatten, kamen wir nicht auf ausreichend Runden, auch im Gegensatz zur Konkurrenz. Das trägt zur Unklarheit bezüglich einiger Dinge natürlich bei."

Kimi Räikkönen und Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen und Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene, Foto: Sutton

Nachdem Räikkönen in dieser Saison schon oft ein schwaches Abschneiden im Qualifying bessere Resultate am Sonntag verbaute, ist sich der Finne bewusst, dass er gegen die enorm starke Konkurrenz an der Spitze des Feldes bereits am Samstag liefern muss. Vor allem auf dem Circuit Gilles Villeneuve ist Überholen hauptsächlich eine Frage überlegener Motor-Power – eine Disziplin, in der Ferrari trotz deutlicher Fortschritte längst noch nicht Klassenprimus ist.

"Das Qualifying ist hier natürlich einfacher und nicht ganz so ausschlaggebend wie in Monaco, jedoch wissen wir, dass auch hier eine Position in den vorderen Reihen notwendig sein wird, wenn wir um die Podestplätze mitkämpfen wollen. Wir haben heute gutes Potential gezeigt, jedoch heißt das noch nichts", blickt der Finne auf sein persönliches "erstes Finale" am Samstag voraus. Zu viele Unbekannte erschweren eine Prognose zusätzlich. "Hier kommt es für eine schnelle Runde auf so viele Dinge an. Das Wetter ist natürlich absolut entscheidend. Morgen muss für uns alles passen."