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Zweimal schnellster Minardi-Pilot und dazu noch zweithöchster Top-Speed im ersten freien Training: Auch Monza war ein gutes Pflaster für mich! Im ersten freien Training bin ich vor meinen beiden Teamkollegen gelandet und sogar vor Pantano, Heidfeld und Klien, was wirklich toll war. Geholfen hat mir auch der Test eine Woche vor dem GP. Zwar bin ich nur einen halben Tag gefahren, aber ich habe Erfahrungen sammeln können im Hinblick auf das Training und konnte gute Gespräche mit meinen Ingenieuren führen.

Wir sind beispielsweise im ersten Training mit sehr wenig Flügel gefahren. Unser Motor ist zwar schwach und die Aerodynamik nicht so gut, aber genau deshalb mussten wir etwas finden, um das Auto schnell zu machen. Und da haben wir halt die Möglichkeit mit dem flachen Flügel gefunden. Beim Bremsen war das Auto nervös und die Parabolica, Lesmo und Ascari waren schwer zu fahren, aber ich bremste an den gleichen Stellen wie meine Teamkollegen und hatte einen hervorragenden Top-Speed: Barrichello war Erster, ich Zweiter und Michael Dritter. 361 Km/h bin ich gefahren – so schnell bin ich bisher noch nie gefahren!

Im zweiten Training muss ich meistens Reifentests fahren, so auch in Monza. Daher kann ich mich nicht mehr großartig verbessern und außerdem haben dann meine Teamkollegen Einblick in meine Daten, halt wo ich bremse, Gas gebe und so weiter. Bei mir gibt es dann keine großen Fortschritte mehr; bei den anderen dagegen wohl.

Spektakulär war sicherlich das Feuer in der Box während des Rennens. Ich weiß nicht, was passiert ist und werde es in China erfahren, wenn das Team uns und die anderen informieren wird. Da ist etwas schief gegangen, aber so etwas kann passieren. Wir haben gesehen, dass beim Stopp von Zsolt alles geklappt hat und bei Bruni passierte es dann. Das kann daran liegen, dass ein Teil nicht mehr zu 100 Prozent funktioniert hat.

Durch diese Sache gab es aber weiteren Schrott bei uns. In Spa wurden Baumgartner und Bruni in Unfälle verwickelt, beim Training in Monza war Pantano in Zsolts Wagen gefahren und dann halt das Feuer in der Box. Für Minardi ist das eine finanzielle Belastung und für mich ist es auch keine gute Sache, denn wir haben nicht so viele Teile und wenn die dann repariert werden, bekomme ich sie auf mein Auto montiert. Generell versucht man ja ein Auto leicht zu bauen, um mit Ballast zu fahren. Aber jedes reparierte Teil ist schwerer als sonst und deshalb wird mein Auto auch schwerer. Das ist also keine gute Sache für mich, auch, weil das für die Abstimmung nicht so gut ist.

Eine schlechte Nachricht für die Formel 1 war letzte Woche die Verkündung, dass Ford aussteigen wird. Vielleicht gibt es die Möglichkeit, dass Cosworth weitermacht, aber vielleicht wird sich Minardi auch nach anderen Möglichkeiten umsehen müssen. Momentan sieht es so aus, dass es einen Vertrag gibt, der besagt, dass wir den JT Motor von Jaguar und Jordan bekommen werden. Aber in den nächsten ein bis zwei Monaten muss eine endgültige Entscheidung getroffen werden.

Dass Ford geht, ist traurig. Ford war immer in der F1 und war Weltmeister. Mit Jaguar war es aber schwierig und sie haben sich entschieden nicht weiterzumachen. Ob es am Team gelegen hat? Den Leuten? Die F1 ist auch teuer und das ist ein Problem. Toyota hat beispielsweise ein Budget von 400 Millionen Dollar und das ist der Wahnsinn. 2005 haben sie dazu noch gute Fahrer, die Rennen gewonnen haben und einige Leute haben das Team verstärkt. Aber bei der großen Struktur ist es schwer alles zum laufen zu bringen. Stichpunkt Zusammenarbeit. Williams und McLaren haben klein angefangen und eine natürliche Entwicklung durchlaufen.

Was mich wirklich überrascht hat, ist dass Villeneuve die letzten drei Rennen fahren wird. Man hörte immer, dass er vielleicht 2005 fahren wird und das habe ich jetzt nicht erwartet. Das zeigt aber auch, dass in der F1 alles möglich ist.

Ich werde derweil weiterhin die Freitagstests fahren. Mein Manager Rick Gorne führt zurzeit Gespräche und wir haben einige Möglichkeiten. Ich hoffe, dass alles sehr schnell geht. Ich fahre gute Tests und sammle Erfahrung, wenngleich ich nur auf 3000 Kilometer gekommen bin. In einem großen Team schafft man während Tests 3000 Kilometer in einer Woche. Aber ich hoffe, dass die Teamchefs mich registriert haben und sich eine Möglichkeit ergibt. Vielleicht sind die dritten Autos auch eine Chance für mich. Sollte niemand Jaguar übernehmen und Jordan sowie Minardi nicht weitermachen, was natürlich schlecht für die F1 wäre, so wäre es doch toll den dritten Renault, B·A·R, Williams oder Ferrari zu fahren.

In den nächsten Tagen geht es für mich nach China. Mit dem Jetlag habe ich nie ein Problem und kann schlafen wann ich will. Deshalb werde ich nicht zu früh anreisen. Am Donnerstag werde ich mir die Strecke anschauen und eine Runde zu Fuß gehen. In Suzuka werden es vielleicht zwei sein. Montagmorgen treffe ich wieder in Belgien ein. Stress ist das Hin- und Herfliegen nicht und außerdem möchte ich nicht eine Woche in Asien verbringen. Das kostet ja auch. Schließlich muss ich die Flüge auch selbst zahlen – allerdings Economy class. In China dürfen wir übrigens nicht mit dem Auto fahren. Jeder wird einen chinesischen Fahrer haben, zumal wir die chinesischen Zeichen nicht lesen können. Außerdem spricht dort nur rund ein Prozent Englisch. In dem Sinne, bis in zwei Wochen,