2016 fährt die Formel 1 in Aserbaidschan. Genau genommen in der 2-Millionen-Metropole Baku. Für die meisten Europäer hört sich das nach irgendeinem weiteren Rennen im Osten an. Doch wer schon einmal in Baku war, der weiß, was die Metropole im Kaukasus zu bieten hat. Entsprechend wird die Strecke rund um die Altstadt auch der längste Stadtkurs im Kalender. Knapp über sechs Kilometer beträgt die Stadtrundfahrt.

Doch warum werden selbst die Stadtkurse in der Formel 1 immer länger? Eine feste Vorgabe für Streckenarchitekt Hermann Tilke gibt es nicht. Lediglich die Fahrzeit sollte nicht zu kurz ausfallen, "damit sich die Katze nicht so schnell in den Schwanz beißt." Grund für die längste Stadtrundfahrt der Formel 1 ist aber die Stadt an sich. "Weil die Verantwortlichen gerne um die Altstadt herum fahren und möglichst viele historische Punkte mitnehmen wollen", erklärte Tilke im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

Tilke: Irgendwie muss sich der Kreis schließen

Beim Layout fällt die lange Gerade ins Auge, Foto: Tilke
Beim Layout fällt die lange Gerade ins Auge, Foto: Tilke

Beim Blick auf das Layout fällt auch eine extrem lange Gerade auf. Mehr als zwei Kilometer stehen die Piloten dort voll auf dem Gas. Entlang der Uferpromenade am Kaspischen Meer sollte den Fahrern aber nicht langweilig werden. Auch die Mega-Gerade ist eher ein Zufallsprodukt. Tilke erklärt schmunzelnd: "Irgendwie muss man den Kreis ja schließen." Mit über 2000 Metern ist die Gerade zwar auf jeden Fall die längste Gerade im Formel-1-Kalender, nicht aber die längste Vollgas-Passage, rechnet man bei den meisten Autos Eau Rouge dazu.

7,5 Meter ist die Strecke hier schmal, Foto: Tilke
7,5 Meter ist die Strecke hier schmal, Foto: Tilke

Aber Baku ist nicht nur Vollgas. Untypisch für moderne Strecken: An der engsten Stelle zwischen Kurve 9 und 10 ist die Strecke lediglich 7,5 Meter breit. Auch wenn der Platz insgesamt knapp ist, müssen sich die Piloten keine Sorgen machen, dass die Boxeneinfahrt ähnlich eng wie in Russland wird. "Es ist insgesamt wenig Platz da, aber so eng wie in Sochi fällt sie nicht aus. In Sochi mag vielleicht jetzt der Platz da sein, aber als wir die Strecke gebaut haben, liefen die Vorbereitungen für die Olympischen Spiele, so dass es den Raum nicht gab", verteidigt sich Tilke.

Was den Fahrern an Baku besonders gefallen dürfe: Die lange Gerade führt zwar komplett in der Ebene an der Promenade vorbei, nach dem Paddock geht es aber richtig zur Sache. Dann wartet auf die Piloten eine lange Bergaufpassage. Erst im letzten Streckendrittel führt das Asphaltband dann wieder auf Meereshöhe zurück.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Natürlich findet es hier niemand toll, dass die Formel 1 immer weiter aus Europa wegzieht und klassische Kurse wegfallen. Wer sich aber näher mit Baku beschäftigt, der merkt schnell, dass das Projekt auf den zweiten Blick deutlich besser ist als es sich zunächst vielleicht anhörte. Kein Traditionskurs, okay. Stadtkurse muss man auch nicht unbedingt mögen. Aber immerhin fahren wir nicht irgendwo in Yeongam, wo mehr Kühe als Zuschauer an der Strecke sind. Geben wir Baku eine Chance. (Christian Menath)