Als die Formel 1 unlängst den Rennkalender für die Saison 2021 veröffentlichte, war der Aufschrei der Fans groß. 23 Rennen soll es im nächsten Jahr geben - aber keinen Deutschland GP. Auch die Rennstrecken, die es 2020 aufgrund der Coronapandemie erstmals oder erneut in den Kalender geschafft haben, bleiben außenvor.

Stattdessen gibt es mit Saudi Arabien einen neuen Grand Prix, der den zahlreichen Traditionalisten ein Dorn im Auge ist. "Ich mache ihnen keinen Vorwurf", sagte Prinz Khalid Bin Sultan Al Faisal, Präsident des lokalen Motorsportverbandes zu Motorsport-Magazin.com.

"Ich mache ihnen keinen Vorwurf, weil sie noch nie in Saudi Arabien waren. Wir öffnen uns und die Leute kommen hoffentlich, sehen das Land, kommen dann zurück und erzählen, was sie gesehen haben. Das wird die Meinung der Leute hoffentlich ändern", so Prinz Khalid weiter.

Das diktatorisch geführte Saudi-Arabien öffnet sich der restlichen Welt langsam, lässt inzwischen auch Touristen einreisen. Trotzdem steht das Land wegen Unterdrückung und Menschenrechtsverletzungen in der Kritik.

Saudi Arabien: Wollen nicht irgendein Formel-1-Rennen

Abgesehen von der politischen Situation befürchten die Motorsportfans eine weitere Retortenstrecke im Formel-1-Rennkalender. Aber auch diese Angst will man den Anhängern nehmen. "Wir wollen nicht irgendein Rennen sein, wir wollen das beste Rennen", stellt der saudische Prinz klar.

Schon länger plant Saudi Arabien die Austragung eines Grand Prix. In Qiddiya entsteht derzeit in Zusammenarbeit mit Alexander Wurz eine gigantische Rennstrecke. Das Problem: Die Anlage wird erst 2023 fertiggestellt. "2023 ist zu weit weg. Wir sind bereit und ungeduldig", so Prinz Khalid.

Bereit, ungeduldig - und reich. Denn während ein Rennen in Deutschland an den Antrittsgebühren (zwischen 20 und 30 Millionen US-Dollar) scheitert, legt Saudi Arabien für den Gastauftritt der Formel 1 wohl mindestens die doppelte Summe auf den Tisch.

Dazu gibt es für die Zeit bis 2023 noch eine eigene Rennstrecke. In Zusammenarbeit mit der Formel 1 und mit dem Architekturbüro von Hermann Tilke laufen die Planungen für einen Stadtkurs in der Hafenstadt Dschidda auf Hochtouren.

"Wir haben die Infrastruktur, um dort ein Rennen auszutragen. Wir wollen auch einen anderen Teil Saudi Arabiens zeigen. Dschidda ist die zweitgrößte Stadt des Landes und dazu noch sehr schön. Wir mögen den Motorsport, wir haben ein wundervolles Land und alle Ressourcen - warum dann bis 2023 warten", fragt der Präsident des saudischen Motorsportverbandes.

Rennen in Dschidda wird Nachtrennen

Die Pläne für den Stadtkurs sind zu 80 Prozent fertig. Ein Nachtrennen soll es werden, soviel steht schon fest. Prinz Khalid ist das aber noch nicht genug: "Es wird herausragend für alle, das kann ich versprechen: Ob man es am TV sieht oder uns die Ehre erweist und persönlich kommt."

Ob auch die wahren Fans mit dem Stadtkurs warm werden? "Es geht nicht nur um die Kulisse", erklärt er. "Es geht um Racing. Das muss aufregend und schnell sein. Gleichzeitig ist es aber ein Stadtkurs, wir beginnen also nicht auf einem weißen Blatt Papier. Wir sind dadurch eingeschränkt, aber wenn man sich die Corniche ansieht, bekommt man eine Idee davon. Ich garantiere, dass es ein schnelles und aufregendes Rennen mit viel Überholmanövern geben wird. Wir mögen das Event in Monaco, aber das Racing ist nicht so aufregend, weil nicht überholt wird. Wir wollen einen Straßenkurs, der schön aussieht, eine schöne Kulisse bietet und gleichzeitig noch ein aufregendes Rennen."

Wenn 2023 der Kurs in Qiddiya fertiggestellt ist, zieht die Formel 1 innerhalb des Landes um. Zwei Rennen soll es nicht geben. Ohnehin gibt es mit Bahrain, Abu Dhabi und dann Saudi Arabien bereits drei Grands Prix im Mittleren Osten. "Wir haben sehr gute Beziehung zu Bahrain und zu den Vereinigten Arabischen Emiraten. Wir kämpfen nicht gegeneinander, wir komplettieren uns", stellt der Prinz klar.

Die kolportierte Vertragslaufzeit von zehn Jahren will er nicht bestätigen: "Ich kann keine vertraglichen Details nennen, aber hoffentlich ist es länger als das." Im Hintergrund arbeitet er nämlich nicht nur an der Austragung von Rennen. "Wir wollen auch Rennfahrer, Journalisten, Ingenieur und Mechaniker hervorbringen", erklärt Prinz Khalid.

Die kann man mit Geld locken, aber nicht hervorbringen. Dessen ist man sich auch in Saudi Arabien bewusst: "Das wird schwieriger. Dieses Programm für den Motorsport in Saudi Arabien wird 20 bis 25 Jahre brauchen." Mit dem Formel-1-Rennen macht der Wüstenstaat den nächsten Schritt. Race of Champions, Dakar und Formel E machten bereits Station.

Formel 1, Rennkalender Saison 2021

DatumGrand PrixStrecke
21. MärzAustralienMelbourne
28. MärzBahrainSakhir
11. AprilChinaShanghai
25. AprilTBCTBC
9. MaiSpanienBarcelona
23. MaiMonacoMonte Carlo
6. JuniAserbaidschanBaku
13. JuniKanadaMontreal
27. JuniFrankreichLe Castellet
4. JuliÖsterreichSpielberg
18. JuliGroßbritannienSilverstone
1. AugustUngarnBudapest
29. AugustBelgienSpa
5. SeptemberNiederlandeZandvoort
12. SeptemberItalienMonza
26. SeptemberRusslandSotschi
3. OktoberSingapurSingapur
10. OktoberJapanSuzuka
24. OktoberUSAAustin
31. OktoberMexikoMexiko Stadt
14. NovemberBrasilienSao Paulo
28. NovemberSaudi ArabienDschidda
5. DezemberAbu DhabiAbu Dhabi