Die Formel 1 Saison 2003 ging mit ihrem engen Titelkampf zwischen Michael Schumacher, Kimi Räikkönen und Juan Pablo Montoya anerkanntermaßen als eines der "spannendsten F1-Jahre" der näheren Vergangenheit in die Geschichte ein. Entsprechend viel Stoff bot das F1-Jahr 2003 für "Hollywood-Drehbücher" und "Filmepen", weshalb wir den Herren Spielberg, Cameron und Jackson im vergangenen Jahr in unserer Reportage "Die Formel Hollywood 2003" locker vormachen konnten wie ein echter Blockbuster auszusehen hat.

"The Year After 2003" bot aufgrund einer unaufhaltsamen roten Übermacht zwar sehr viel weniger Hollywood-reife Inhalte, doch können wir mit ein paar Anleihen bei den oben genannten Regisseuren mehr als nur ein paar schnell zusammengeschusterte Sequels bieten...

Jurassic Parc Fermé

Es ist finsterste Nacht. Die Wellen brechen sich an den Ufern einer kleinen von seltsamen Tieren bewohnten Insel. Ein beladener Gabelstapler rumpelt durch das Dickicht und bringt seine silbern glänzende Fracht an ihren an einen Hochsicherheitstrakt erinnernden Bestimmungsort. Doch plötzlich zerschneiden ein Schrei und lautes Krachen die stille Nacht. Ein MP-19 ist beim Ausladen auf den Boden gekracht.

Folglich befinden wir uns nicht auf der Isla Nublar, sondern auf der inmitten des Sankt Lorenz Stroms gelegenen Ile de Notre Dame in Montreal. Die besagten Tiere sind somit auch keine Millionen Jahre alten Urwelttiere, die durch lästige Mückenstiche die Zeiten überdauerten, sondern ziemlich verschlafene Murmeltiere.

Letztere erhalten aber ohnehin keinen Zutritt zum Hochsicherheitstrakt des Jurassic Parc Fermé, wo der Milliardär Bernie keine Kosten und Mühen gescheut hat seine 20 fantastisch anzuschauenden Attraktionen hinter Kilometer langen Sicherheitszäunen vor den Augen nicht Unsummen zahlender VIP-Besucher zu verstecken und seine Blut saugenden Anwälte für den Slogan "Wir können verlangen, was wir wollen!" sorgen. Doch einige Chaostheoretiker warnen: "Der Fan findet seinen weg..."

Stirb gelangweilt

Silverstone, Großbritannien. Wildgewordene, terroristische Wetterfrösche haben sich im Race Control Tower der GP-Strecke verbarrikadiert und drohen damit alle Teams mit irrsinnigen Wettervorhersagen zu versorgen, wenn diese nicht mit "wahnsinnig lächerlicher Geschwindigkeit" um den Kurs rollen. Den Wagen des Weltmeisters lassen die Grünlinge deshalb als Demonstration ihrer Macht von der Strecke kreiseln.

Nach dem durchschlagenden Erfolg von Stirb gelangweilt begannen auf dem Hungaroring in Ungarn sofort die Dreharbeiten zum zweiten Teil: "Stirb gelangweilt – Jetzt erst Recht!".

Es kann nur einen geben...

Sie sind unter uns. Und sie sind unbezwingbar. Jedenfalls so lange bis man ihnen den Helm vom Kopf nimmt und an den Nagel hängt.

Denn getreu dem Motto "Es kann nur einen geben" streben sie stets danach immer die Nummer 1 zu sein. Und während der schottische Lowlander einem solchen Schicksal am Ende dieses Jahres geradeso knapp entging, ist der Kerpener Michael noch weit davon entfernt.

Der trojanische Nasenbär

Es ist eine der größten Sagengeschichten der modernen Formel 1. Der listige Rory und seine Mannen entwickeln im stillen Kämmerlein eine revolutionär aussehende Nase, deren Windkanalergebnisse alles andere als überzeugend sind.

Als eine smarte Doktorin die Scuderia in der Folge verlässt, nimmt sie diese Idee über das weite Meer mit auf die grüne Insel, wo die neue Schnauze den neuesten weiß-blauen Streitwagen schmücken und dessen Piloten zu Ruhm und Ehre verhelfen soll.

Doch die Aufsehen erregende Idee entpuppte sich schnell als trojanischer Nasenbär und Achillesverse der Weiß-Blauen. Eine Warnung welche man auch im ohnehin für Verschwörungstheorien aufgeschlossenen Reich der silbernen Stellwände aufmerksam notierte...

Bernies Twenty

Der Traum eines jeden Ganoven: Das berühmte Casino von Monaco während des F1-Grand Prix leer räumen. Eine unmögliche Mission? Gleichzeitig auch noch den größten Diamanten der F1Welt von einem Jaguar klauen? Also "Mission Impossible 2"? Nicht für Bernie und seine 20 Kumpanen, die früher einmal als "Zwanzig Idioten auf einem Laster (und keiner winkt)" bekannt waren.

Im Laufe des Coups stößt das Starensemble von Mr. Bernie natürlich auf einige Schwierigkeiten. So verliert der junge Österreicher im Gaunerteam den Edelstein nach einer irrwitzigen und spektakulären Verfolgungsjagd durch die engen Gassen von Monte Carlo bei einem Autounfall, weswegen sich die Ganovenbande nach dem gelungenen Coup auch noch als "Jäger des verlorenen Schatzes" betätigen muss.

Richter Bernie Ecclestone

Neben all diesen Kinostreifen bietet sich der Königsklasse des Motorsports dieser Tage aber auch die Chance auf ein tägliches TV-Format. Schließlich würde eine der zurzeit inflationär gesendeten Richtersendungen auch der F1 gut zu Gesicht stehen. Mit Bernie gegen die Banken, Bernie gegen die GPWC oder Ferrari gegen "die Neun" würde es jedenfalls genügend Stoff für etliche Staffeln geben...

Was wäre wenn...?

Und wie würde ein Film über die Formel 1 Saison 2004 wohl aussehen, wenn sich der Kopf hinter "Pulp Fiction, "From Dusk Till Dawn" oder "Kill Bill" Quentin Tarantino des Stoffes angenommen hätte?

Nun ja, es ist davon auszugehen, dass der in den letzten Jahren rapide angewachsene Teamschwund dann wohl erst Recht in ungeahnte Höhen schnellen würde und deshalb eine Acht-Auto pro Team Regel eingeführt werden müsste.

Der Prolog-Text im Star Wars Stil würde wohl so über die Leinwand scrollen: "Einst waren es 36 Formel 1 Rennställe. Doch dann kam Quentin Tarantino und da waren es nur mehr sechs..."