Ferrari droht in dieser Saison die totale Blamage. Von Mercedes spricht niemand mehr, selbst Red Bull scheint nicht annährend in Schlagdistanz. Läuft es normal, ist auch Williams auf und davon. Kommt es knüppeldicke, zieht auch noch Force India am Traditionsrennstall vorbei. Ferrari wäre dann Fünfter bei den Konstrukteuren.

Doch wie konnte es so weit kommen? Ferrari betont zwar ständig, dass es am F14 T keine einzelne Schwachstelle gebe, doch so richtig kauft das den Italienern niemand ab. Die Power Unit aus Maranello gilt als größtes Defizit. Vor allem der viel zu klein geratene Turbolader wird von vielen als Hauptursache gesehen.

Erst kürzlich musste deshalb Motorenchef Luca Marmorini Maranello verlassen. Im Blog von Leo Turrini spricht Marmorini nun erstmals nach seinem Abschied. Besonders gut kommt sein langjähriger Arbeitgeber dabei nicht weg. Vor allem Chefdesigner Nikolas Tombazis steht dabei im Kreuzfeuer der Kritik.

Luca Marmorini musste Ferrari verlassen, Foto: Ferrari
Luca Marmorini musste Ferrari verlassen, Foto: Ferrari

"Ich habe die Power Unit mit einer bestimmten Größe konzipiert, die kleiner ist als jene von Mercedes und Renault, weil wir vom Projektleiter des Autos, von Herrn Tombazis, darum gebeten wurden", so Marmorini. "Wir sollten die Power Unit sehr kompakt mit kleinen Kühlern halten, weil das Leistungsdefizit von den Aerodynamik-Vorteilen kompensiert würde. Das würde uns einen Vorteil gegenüber den von Mercedes und Renault befeuerten Auto geben."

Das Leistungsdefizit blieb tatsächlich, doch wirklich von der Aerodynamik kompensiert wurde es nicht. Der Plan, die gesamte Power Unit etwas kleiner zu dimensionieren, sich dafür Packaging-Vorteile und einen geringern Kühlbedarf einzukaufen, ging nicht auf. Zwar sind die aerodynamischen Verbesserungen am F14 T im Vergleich zu seinem Vorgänger - vor allem im Heckbereich - deutlich zu sehen, doch die verbesserte Aerodynamik kann den Power-Verlust keineswegs kompensieren.

Mattiacci nur zweimal gesehen

Auch für Neu-Teamchef Marco Mattiacci gibt es von Marmorini keine warmen Worte. "Ich wollte es Marco Mattiacci erklären, als er Domenicali ersetzt hat. Aber ich habe mit Mattiacci in drei Monaten nur ein paar Worte gewechselt. Wir haben uns zweimal gesehen: Das erste Mal bei der Begrüßung und das zweite Mal, als er mir den Brief gegeben hat, der meinen Abschied aus der Firma bestätigt hat."

Den von Mattiacci eingeschlagenen Weg halt Marmorini für gefährlich. Mattiacci würde die Pläne aus seinem bisherigen Business, nämlich aus der Serienproduktion von Ferrari, auf die Rennabteilung übertragen. Dabei setzt der Neu-Teamchef vermehrt auf junge, unerfahrene Ingenieure. "Ferrari geht damit das Risiko ein, das Fundament, auf dem viele Erfolge in der Vergangenheit basierten, zu beschädigen."

Geleitet würden diese unerfahrenen Leute auch noch Ratgebern, die bislang noch nichts gezeigt hätten und trotzdem blindes Vertrauen genießen. "Wen ich mit diesen Beratern meine? Pat Fry und James Allison."

Gerüchte, wonach Marmorini bereits bei Renault unterschrieben hätte, dementierte er. Generell habe er mit dem derzeitigen Reglement die Lust verloren. "Aber um ehrlich zu sein, der Grand-Prix-Sport hat seinen eigenen Charme. Vielleicht ändere ich meine Meinung schon in einem Monat und stehe dann wieder in der Boxengase..."