Mit Sandro Holzem (Project-1-BMW) und Maximilian Paul (GRT-Lamborghini) feiern zwei Neulinge am kommenden Wochenende auf dem Nürburgring (04.-06. August) ihre Premiere im DTM-Starterfeld 2023.

Dabei ist Holzem kein gänzlich unbeschriebenes Blatt. Den 19-Jährigen hatte Project-1-Teamchef Hans-Bernd Kamps schon länger auf seinem Radar. Für seinen geplanten DTM-Einsatz im BMW M4 GT3 in der laufenden Saison mussten wegen seiner Unerfahrenheit im GT3-Rennsport allerdings Vorrausetzungen geschaffen werden.

Das hatte das Team aus Lohne bereits im Mai und damit noch vor dem Saisonauftakt in Oschersleben gegenüber Motorsport-Magazin.com bestätigt. "Wir planen mit dem jungen Nachwuchstalent Sandro Holzem einen Einstieg im Laufe der DTM-Saison 2023", gab Teammanager Marcel Jürgens-Wichmann dabei die Zielsetzung vor. "Er wird durch unsere Experten auf seine DTM-Premiere vorbereitet. Intensive Testfahrten und Gaststarts außerhalb der DTM, beispielsweise im ADAC GT Masters, stehen hierbei auf der Agenda."

Project 1 ist in der Rennszene auch durch seine Nachwuchsförderung und die damit verbundene akribische Vorbereitung bestens bekannt. "Wir wollen beweisen, dass wir jungen Talenten mit unserer Ausbildungspyramide vom BMW M2 Cup über die GT4 Germany und das ADAC GT Masters den Sprung bis in die DTM ermöglichen", betonte Teamgründer Hans Bernd Kamps die Entscheidung, einem Youngster die Chance zu geben, es bis an die Spitze des deutschen Motorsports zu schaffen. "Dabei waren wir von Anfang an in einem guten Austausch mit dem ADAC und BMW, die uns bei diesem Vorhaben tatkräftig unterstützt haben."

Voss: Holzem hat seine Feuertaufe bestanden

ADAC-Motorsportchef Thomas Voss bestätigte im Rahmen einer Pressekonferenz beim Sport-Informations-Dienst (SID) in Köln gegenüber Motorsport-Magazin.com die Entscheidung, dass Holzem als Gaststarter für das DTM-Event auf dem Nürburgring die Zulassung bereits am vergangenen Freitag erhalten hätte. Damit vergrößert sich das Teilnehmerfeld auf die vom ADAC anvisierte Zahl von insgesamt 28 Startern.

"Er hat vor zwei Wochen im ADAC GT Masters seine Feuertaufe bestanden und ist gemeinsam mit Marco Wittmann (der den zweiten Project-1-BMW pilotiert, d. Red.) auf den vierten und zweiten Platz in den beiden Rennen gefahren", zollte Voss dem DTM-Debütanten Holzem Lob für seinen fehlerfreien Job am Nürburgring, wo der bisherige GT4-Fahrer zuvor schon im GTC-Race sein Können gezeigt hatte.

DTM-Rookie Holzem mit intensiver Vorbereitung

Zuvor war Holzem vom neuen DTM-Team Project 1 intensiv auf seine ersten Rennen im BMW M4 GT3 vorbereitet worden. Laut Kamps zählten dazu private Testfahrten unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf einem der weltweit größten und herstellerunabhängigen Automobil-Prüfgelände, dem Automotive Testing Papenburg (ATP), 85 Kilometer vom Teamsitz in Lohne entfernt sowie in Oschersleben, Zandvoort und zuletzt zwei Tage nach dem ADAC GT Masters noch einmal auf dem Nürburgring.

Im Teamkollegen, dem zweimaligen DTM-Champion Marco Wittmann, hatte Holzem einen perfekten Lehrmeister, was seine durchaus guten Leistungen zuletzt auf dem Eifelkurs auch beweisen. Für den ADAC gab es also keinen nachvollziehbaren Grund, das gewünschte Ansinnen von Kamps vor Saisonbeginn noch weiter hinauszuzögern.

Bereits beim letzten DTM-Event auf dem Nürnberger Norisring wurde spekuliert, dass Holzem auf seinen geplanten DTM-Gaststart am Nürburgring gezielt vorbereitet würde. Laut Voss fuhr Holzem zuletzt am Ring sogar den BMW, den er nun auch am kommenden Wochenende auf dem 3,629 km langen Sprintkurs der Kurzanbindung der Grand-Prix-Strecke des Nürburgrings pilotieren wird. "Wir standen von Planungsbeginn an mit Hans-Bernd Kamps und BMW in Kontakt und waren uns über die Schritte bis hin zur jetzigen Genehmigung einig. Es gab keine Diskussionen", betonte Voss und wies damit auch Kritik am Handeln des ADAC zurück.

DTM-Gaststart: Schmale Gratwanderung

Mit Blick auf Holzem stellte der ADAC-Motorsportchef zudem die hypothetische Frage: "Hatten Tim Heinemann (Neuling im Porsche-Team Toksport-WRT, d. Red.) oder Alessio Deladda (SSR-Lamborghini) mit ihren bisher gezeigten Leistungen einen Anspruch auf einen DTM-Startplatz?"

Während Sim-Racer Heinemann bei seinem DTM-Debüt in Oschersleben gleich zweimal auf das Podium fuhr und aktuell mit 40 Zählern Rang neun in der Tabelle belegt, ist Deledda neben GRT-Pilot Mick Wishofer noch punktlos.

Dass ein Gaststart in der DTM eine schmale Gratwanderung sein kann, hat in der vergangenen Saison Theo Oeverhaus bewiesen, als er im Walkenhorst-BMW nach einem Restart für große Verwirrung an der Spitze gesorgt hatte dabei völlig von der Rolle war. Für Voss kein Grund, den Nachwuchsfahrer an den Pranger zu stellen. "Der Fehler lag aus meiner Sicht nicht bei Oeverhaus, sondern seinem Team, das diese brenzlige Situation hätte verhindern können."

Fahrerwechsel bei GRT-Lamborghini

Genauso spannend wie die Personalie Holzem ist eine weitere, die Motorsport-Magazin.com recherchiert hat und die inzwischen von zwei dem Team nahestehenden Quellen auch bestätigt wurde.

Demnach soll Maximilian Paul, seit 2019 Starter im ADAC GT Masters, ab dem Nürburgring-Event Rennen im Lamborghini Huracan GT3 EVO2 des Grasser Racing Teams (GRT) in der DTM bestreiten. Bereits 2021 bestritt der gebürtige Dresdner zwei DTM-Rennen auf dem Red Bull Ring für das frühere Team T3 Motorsport.

Der 23-jährige Paul, im ADAC GT Masters 2022 an der Seite von Lamborghini-Werksfahrer Marco Mapelli Gesamtelfter, kommt nach unseren Informationen wegen angeblicher finanzieller Probleme des gebürtigen Wieners und aktuell in Salzburg lebenden Mick Wishofer stattdessen nun bei der Mannschaft um Teamchef Gottfried Grasser zum Einsatz.

DTM-Starterfeld auf dem Nürburgring 2023

TeamFahrerAuto
Abt SportslineKelvin van der Linde / Ricardo FellerAudi R8 LMS GT3 Evo II
Liqui Moly Team EngstlerLuca EngstlerAudi R8 LMS GT3 Evo II
Schubert MotorsportSheldon van der Linde / Rene RastBMW M4 GT3
Project 1Marco Wittmann / Sandro HolzemBMW M4 GT3
Mercedes-AMG Team WinwardLucas Auer / David Schumacher Mercedes-AMG GT3 Evo
Mercedes-AMG Team HRTLuca Stolz / Arjun Maini Mercedes-AMG GT3 Evo
Mercedes-AMG Team LandgrafMaro Engel / Jusuf Owega Mercedes-AMG GT3 Evo
KÜS Team BernhardLaurin Heinrich / Ayhancan Güven Porsche 911 GT3 R
Manthey EMAThomas Preining / Dennis Olsen Porsche 911 GT3 R
Toksport WRTChristian Engelhart / Tim Heinemann Porsche 911 GT3 R
GRT Grasser Racing TeamClemens Schmid / Maximilian PaulLamborghini Huracan GT3 EVO2
SSR PerformanceMirko Bortolotti / Franck Perera / Alessio DeleddaLamborghini Huracan GT3 EVO2
Emil Frey RacingJack Aitken / Thierry VermeulenFerrari 296 GT3
Tresor Orange1Patric Niederhauser / Mattia Drudi Audi R8 LMS GT3 Evo II