BMW M Motorsport hat zweifelsohne eine gute Wahl getroffen, als ein Ersatzmann für den dreimaligen DTM-Champion Rene Rast gefunden werden musste, dessen Programm in der Formel E mit McLaren Priorität hat.

Auserkoren wurde BMW-Werksfahrer Dries Vanthoor, der den BMW M4 GT3 aus seinen Einsätzen in verschiedenen GT3-Rennserien und von 24h-Rennen schon bestens kennt. Auch GT3-Experten trauten dem Belgier im Schubert-BMW eine gute Rolle zu. Dries Vanthoor enttäuschte die Fachleute nicht. Er lieferte eindrucksvoll ab, obwohl es nach dem Qualifying überhaupt nicht danach ausgesehen hatte.

"Meine Push-Runde war im letzten Sektor nicht gut genug. Bei dem sehr starken und ausgeglichenen Teilnehmerfeld kostet jeder kleine Fehler einige Zehntel- oder sogar Hundertstelsekunden und dann stehst Du da, wo ich platziert war - eben nicht vorne, sondern bestenfalls im Mittelfeld oder noch weiter hinten", meinte Vanthoor im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com selbstkritisch. "Mein zweiter Versuch war leider noch schlechter und damit konnte ich die erhoffte Startposition in den Top-10 vergessen."

Ihm sei klar gewesen, dass Startplatz 16 alles andere als eine gute Ausgangsposition gewesen sei und damit eine Top-Platzierung auch außer Reichweite gelegen hätte. "Trotzdem habe ich versucht, das Beste daraus zu machen. Schließlich wusste ich ja, von welchen Positionen Sheldon (van der Linde, Teamkollege) und Marco (Wittmann, Markenkollege) ins Rennen gehen würden."

Vom Start weg an zeigte Dries Vanthoor, dass er gewillt war, die Scharte im Qualifying auszubügeln und den Angriffsmotor zu zünden. "Ich hatte den Speed von Sheldon und war aggressiv, aber nicht übermütig. Das Auto war top, was die Voraussetzung war, dass ich mir das Rennen gut einteilen und die Reifen perfekt managen konnte."

Dabei fiel auf, dass Vanthoor jede Chance kompromisslos nutzte, einen Konkurrenten nach dem anderen hinter sich zu lassen. "Unser Paket war dafür gut genug, der Boxenstopp solide (in 7,3 Sekunden) und ich habe keine Fehler gemacht. Auch die Tatsache, mit kalten und nicht wie ich es aus anderen GT3-Rennserien kenne, mit vorgewärmten Reifen zu fahren, hat sich für mich nicht negativ bemerkbar gemacht."

Obwohl es mit Platz neun nicht das erhoffte Resultat wurde, war Vanthoor mit seiner persönlichen Leistung zufrieden, schließlich verbesserte er sich um sieben Plätze auf Rang neun, was sonst niemandem gelang. "Ich werde weiter hart daran arbeiten, unter die Top-5 zu kommen. Das ist mein Ziel für das zweite Rennen am Sonntag. Sheldon und Marco haben bewiesen, dass das möglich ist..."

Wie von Experten vermutet, hat Dries Vanthoor das in ihn gesetzte Vertrauen zurückgezahlt und tatsächlich für mächtig Furore gesorgt - zumindest im ersten Rennen am Samstag. Zuvor hat der jüngere und 25 Jahre alte Bruder von Porsche-Werksfahrer Laurens Vanthoor mit BMW bereits das 24-Stunden-Rennen in Dubai, die 9 Stunden von Kyalami und einen NLS-Lauf gewonnen!

Vanthoor gehört trotz seines relativ jungen Alters schon jetzt zu den besten GT3-Fahrern der Welt. Bereits 2019 gewann Dries die 24h Nürburgring und ließ 2022 einen weiteren Gesamtsieg mit Audi folgen. Beim diesjährigen Eifelmarathon belegte er mit Marco Wittmann, Sheldon van der Linde und Maxime Martin den zweiten Platz im ROWE-BMW - nur 26 Sekunden hinter dem siegreichen Frikadelli-Ferrari.

Vanthoor machte schon 2018 internationale Schlagzeilen mit dem Triumph beim 12-Stunden-Rennen in Bathurst, bevor er von 2020 bis 2022 dreimal in Folge den Sprint-Cup der GT World Challenge gewann. Der Belgier ging zu Audi-Zeiten meist für seinen heimischen Rennstall WRT an den Start - die Erfolgsmannschaft von Teamchef Vincent Vosse ist bekanntermaßen ebenfalls zu BMW M Motorsport gewechselt und hat Vanthoor als 'Geschenk' mitgebracht.