Am Donnerstag, 08. Dezember um 12:00 Uhr dürfte das große Rätselraten über die Zukunft der DTM ein Ende haben. Der ADAC als neuer Eigentümer der Markenrechte wird die Traditionsserie ab 2023 erstmals ausschreiben und damit ein neues Kapitel in Motorsport-Deutschland aufschlagen. ADAC-Sportpräsident Dr. Gerd Ennser und ADAC-Motorsportchef Thomas Voss haben Medienvertreter zu einer Pressekonferenz am ADAC-Standort in München eingeladen.

Wie sich der ADAC die Zukunft der DTM nach dem angekündigten Ende der bisherigen Dachorganisation ITR GmbH unter der Führung von Gerhard Berger vorstellt, darüber wird bis zuletzt in der Renn-Szene spekuliert. Auch nach vielen Gesprächen mit erfahrenen und bestens vernetzten Motorsport-Insidern ist - das kommt heutzutage eher selten vor - nicht eindeutig klar, welches Szenario der ADAC ausgewählt hat.

Dabei stellt sich die Frage, seit wann das Konzept, das am morgigen Donnerstag präsentiert werden soll, eigentlich feststeht. Auffällig: Am Freitag vergangener Woche gab der ADAC in seiner Bekanntmachung, die DTM-Markenrechte zu übernehmen, keine Details, Strukturen oder Rennkalender bekannt. Die wichtigste Nachricht aus Sicht der zahlreichen Teams: "Für alle bisherigen Teilnehmer der DTM und des ADAC GT Masters wird es in der Saison 2023 Möglichkeiten geben, sich auf den Plattformen des ADAC zu engagieren."

Die Plattformen des ADAC, das waren bislang das 2007 gegründete ADAC GT Masters inklusive einiger eigener Rahmenrennserien sowie das seit 2021 bestehende ADAC Racing Weekend, das sich vorrangig an den Breitensport richtet. Drei Wochen vor dem Jahresende ist allerdings offen, wie viele Teams sich 2023 noch im deutschen Motorsport engagieren wollen. Die Tendenz ist schwindend, wie nicht zuletzt die Entscheidung des ADAC, die ADAC Formel 4 wegen zu geringer Teilnehmerzahlen 2023 gar nicht mehr auszuschreiben, gezeigt hat.

So müssen die Verantwortlichen des ADAC bei der durchaus schwierigen Frage nach dem Rennserien-Konzept zwingend berücksichtigen, wie viele Teams bereit oder in der Lage wären, 2023 wieder an den Start zu gehen. Zahlreiche Teams klagen seit Wochen wegen der lange andauernden Verhandlungen zwischen der ITR und dem ADAC über abgesprungene Sponsoren und/oder Teammitglieder, die verständlicherweise eine Planungssicherheit fordern.

Deshalb die berechtigte Frage: Gibt es überhaupt genug Interessenten, um wie bisher mit der DTM und dem ADAC GT Masters zwei eigenständige GT3-Plattformen in Deutschland zu betreiben? Immerhin kommt bei der Austragung eines Rennwochenendes auf professionellem und hohem Niveau mit Posten wie TV-Produktion, Rennstreckenmiete, Personal, Reisekosten, Vermarktung und viele weitere Details schnell eine zweistellige Millionensumme pro Jahr zustande.

Szenario 1: Rückkehr zu altem DTM-Format?

Vor diesem Hintergrund soll dem ADAC nach Informationen von Motorsport-Magazin.com sogar ein Konzept vorgelegt sein worden, dass eine Verschmelzung der beiden GT3-Rennserien im Jahr 2023 vorsieht. Die Idee: die Schaffung einer einzelnen GT3-Rennserie als Haupt-Event mit diversen Rahmenrennserien.

In diesem Szenario würde die DTM zu alten Zeiten zurückkehren, mit einem Sprintrennen (früher waren es 100 Kilometer), einer anschließenden, kurzen Reparaturpause und darauffolgend einem weiteren, zweiten Sprint über die gleiche Distanz am selben Sonntag. Hier würde jedes Team zwei Fahrer einsetzen, die je eines der Rennen bestreiten, womöglich ohne eine genaue Einteilung nach Fahrereinstufung. Dieses Format wäre im GT3-Rennsport weltweit einmalig und hätte demzufolge auch ein Alleinstellungsmerkmal.

Szenario 2: DTM und ADAC GT Masters separat?

Sollte sich aufgrund ausreichend vieler Einschreibungen auch aus finanzieller Sicht ergeben, zwei eigene GT3-Rennserien fortzusetzen, könnte alles wie bisher ablaufen: Die DTM trägt acht eigene Event-Wochenenden mit insgesamt 16 Rennen aus. Das ADAC GT Masters würde dann die Haupt-Attraktion im ADAC Racing Weekend bilden und bei sieben oder acht Events die Plattform dadurch zusätzlich aufwerten. Hintergrund zu diesem Szenario: Einige Szene-Kenner können sich schwer vorstellen, wie all die unterschiedlichen Rahmenrennserien auf einer einzigen Plattform unter einen Hut zu bekommen sein sollen. Andere Experten halten dagegen, dass dieses Szenario schon bei den gemeinsamen Events 2016 und 2017 auf dem Lausitzring funktioniert hat.

Szenario 3: Acht gemeinsame Wochenenden?

DTM und ADAC GT Masters tragen wie beim oben erwähnten Lausitzring-Event bis zu acht gemeinsame Rennwochenenden in der Saison 2023 aus. Beide Serien bestreiten je zwei Rennen, möglicherweise die eine Serie komplett am Samstag und die zweite alleine am Sonntag oder alternativ jede der beiden Serien ein Rennen am Samstag sowie am Sonntag. Dieses Szenario könnte Kosten bei der Organisation sparen und die TV-Partner mit ihren noch laufenden Verträgen (DTM mit ProSieben und ADAC GT Masters mit RTL-Nitro) würden sich nicht in die Quere kommen.

Szenario 4: Bis zu vier gemeinsame Events?

DTM und ADAC GT Masters könnten 2023 bis zu vier gemeinsame Rennwochenenden austragen - als ein Test für die Zukunft, in der es möglicherweise nur noch eine gemeinsame Plattform für beide GT3-Rennserien gibt. Zudem würden DTM und ADAC GT Masters bis zu vier weitere eigene Events veranstalten, um mindestens sieben Rennwochenenden pro Serie sicherzustellen.

Rennkalender 2023: Später Saisonstart?

Wegen der späten Entscheidung plant der ADAC offensichtlich, die Termine um mindestens einen Monat nach hinten zu verschieben. Dabei könnte es zu einer großen Überraschung kommen, denn das Pfingstwochenende am letzten Mai-Wochenende ist nach Informationen von Motorsport-Magazin.com für Oschersleben reserviert. Ausgerechnet also die Motorsport Arena in der Magdeburger Börde, um die die Hersteller und auch Ex-DTM-Chef Gerhard Berger trotz großen Zuschauer-Interesses in der Vergangenheit seit 2016 einen Bogen gemacht haben. Das Gegenteil war beim ADAC der Fall und Oschersleben deshalb ein fester Bestanteil des Rennkalenders mit dem GT Masters als Highlight.

Weitere Events sollen auf dem Hockenheimring, Lausitzring, Norisring, Nürburgring, Red Bull Ring und Sachsenring sowie im Circuit Park Zandvoort über die Bühne gehen. Zuletzt hieß es, die ursprünglich geplanten DTM-Rennen auf dem Salzburgring und in Vila Real würden vom ADAC aus Sicherheitsgründen und wegen zu erwartender Unfälle und damit verbunden hoher Kosten kein Thema sein.

Um Überschneidungen mit den drei großen 24h-Rennen auf dem Nürburgring und in Le Mans und Spa, der Formel-E-WM, der GT-World-Challenge (von SRO) und der Deutschen Rallye-Meisterschaft (wegen ADAC-Personal) aus dem Weg zu gehen, bleiben nur noch neun Termine übrig.

Die da wären: 16. - 18.06., 07. - 09.07 (laut der Stadt Nürnberg und des MC Nürnberg gilt dieses Datum als gesetzt), 21. - 23.07., 04. - 06.08., 25. - 27.08., 08. - 10.09., 22. - 24.09., 06. - 08.10. und 20. - 22.10.