Was war das für ein tolles DTM-Spektakel, als Timo Glock am Sonntag in Assen gehörig die starke Audi-Armada aufmischte und zeitweise auf dem zweiten Platz fuhr. Audi gegen (einen) BMW auf Augenhöhe, da wurden Erinnerungen an Zeiten wach, die Fans während der aktuellen Class-1-Ära leider viel zu selten erlebten.

Ja, das Racing ist gut in der zweiten und leider schon letzten Saison mit den 600 PS starken Turbo-Autos. Keine Taktikspielchen auch dank Teamorderverbot, das Audi-Werkssextett schenkt sich nichts auf der Rennstrecke. Die DTM ist unter normalen Umständen der spannendste und schnellste Markenpokal auf der Welt.

Es liegt aber nicht in der Tradition der über 30-jährigen Tourenwagenserie, dass ein Hersteller konstant Fünffach-Siege - drei aus acht Rennen - einfährt. Heute wünscht man sich schon fast die teilweise faulen Kompromisse aus der Vergangenheit zurück. Die DTM lebt vom Kampf der Marken auf höchstem Niveau. Und auf Augenhöhe.

Audi-Fights und engste Zieleinläufe der Geschichte sind schön und gut, aber mit dem Kampf mindestens zweier Marken erreicht die DTM eine andere Qualität. Das hat sie über viele Jahre hinweg bewiesen und ist dem Tod mehrfach erfolgreich auch durch Zusammenhalt der Macher von der Schippe gesprungen.

Hätten die BMW-Fahrer heute die Möglichkeit, aus eigener Kraft Rennen zu gewinnen - dazu sind sie trotz der beiden durch äußere Umstände begünstigten Siege nicht in der Position - würde die DTM noch viel mehr Aufmerksamkeit erreichen.

Stattdessen überschattet der monatelange Eiertanz um die weiter ungewisse Zukunft der einst populärsten Rennserie in Deutschland das sportliche Geschehen. Dieses Schicksal wird den Turbo-Rennwagen nicht gerecht. Sie sind automobile Meisterwerke (waren auch teuer genug...), deren Ablaufdatum viel zu früh erreicht worden ist.

Zwei Beispiele: In Assen waren die DTM-Autos der aktuellen Generation drei Zehntelsekunden schneller als 750 PS starke und 750 Kilogramm leichte Superleague-Formula-Boliden. Und auf dem sieben Kilometer langen Kurs von Spa-Francorchamps fehlten Rene Rast auf seiner schnellsten Runde weniger als zehn Sekunden auf den 1.000 PS starken und weniger als 900 Kilo schweren, hochentwickelten Toyota TS 505 Hybrid aus der Langstreckenweltmeisterschaft.

Statt den äußerst anspruchsvollen und durchaus zukunftsträchtigen Vierzylinder-Turbowagen zu applaudieren, verstrickt man sich in völlig unnötige, nationale Kleinkriege mit dem ADAC und diskutiert über die Frage, was ein Profi-Rennfahrer (sind übrigens nicht alle in der DTM) ist, wie man vermeintlichen Amateurmotorsport definiert und wie im Falle einer ITR-Abwicklung die übrig gebliebene Kohle verteilt wird (einfach ausgedrückt, aber höchstwahrscheinlich auf den Punkt gebracht).

So bleibt nur zu hoffen, dass BMW auf den kommenden mittelschnellen Strecken Nürburgring und Zolder den Anschluss zu Audi findet und die immer noch zahlreich vorhandenen DTM-Fans im Anschluss wieder über einen packenden Markenkampf diskutieren können. Die DTM und ihre aktuellen Rennautos hätten einen solchen Abschied verdient.