Ein völlig verkorkstes Rennwochenende in Assen endete für Fabio Scherer mit dem aufsehenerregendsten Unfall und dem ersten Rot-Abbruch der DTM-Saison 2020. Beim regnerischen Sonntagsrennen verlor der Schweizer Serienneuling in der Schlussphase die Kontrolle über seinen Audi und krachte mit hoher Geschwindigkeit in die Streckenbegrenzung.

"Ich verlor das Auto auf der Geraden", sagte der 21-Jährige. "Der Einschlag war ziemlich heftig. Und es wird ein paar blaue Flecken geben. Aber ich bin okay." Beim Aufprall in der 22. Runde riss sich Scherer die Frontpartie des WRT-Audi ab und schleuderte zurück in Richtung der Strecke.

Der Crash löste eine Safety-Car-Phase und anschließende Unterbrechung für 20 Minuten aus, um die Streckenbegrenzung zu reparieren. Auslöser dürfte die Strategieentscheidung des belgischen Privatteams gewesen sein, Scherer trotz schwieriger Bedingungen mit Slicks fahren zu lassen.

In Runde 17 wechselte er von Regen- auf Slickreifen; das ging bei stärker werdendem Regen vier Runden lang gut. Eine Runde vor Scherer hatte Teamkollege Harrison Newey riskiert, die Hankook-Slicks aufziehen zu lassen. In der Runde des Abfluges verlor auch der unerfahrene Brite die Kontrolle und rumpelte mit seinem Audi von der Strecke über die Wiese.

"Wir hatten den Wechsel auf Slicks riskiert, das ging aber nicht auf", sagte der Sohn von Formel-1-Designer Adrian Newey, der das Rennen nach einem weiteren Reifenwechsel mit einer Runde Rückstand auf dem letzten Platz beendete.

Die Szene erinnerte stark an das verregnete Qualifying 2019 in Brands Hatch. Bei abtrocknenden Streckenbedingungen schnallte das WRT-Team seinen beiden Rookies Pietro Fittipaldi und Jonathan Aberdein Slick-Reifen auf die Audis mit dem Ergebnis, dass beide Fahrer wenig später verunfallten. Fittitpaldis Auto war zu schwer beschädigt, um am folgenden Rennen teilnehmen zu können.

"Ein schreckliches Wochenende", bilanzierte Scherer nach seinem achten DTM-Rennen am Sonntag. "In den Qualifyings hatten wir Schwierigkeiten und in den Rennen ging auch einiges schief." Der Nachwuchsfahrer war in Assen mehrfach Gesprächsthema in der Rennleitung.

Im Qualifying am Samstag kassierte Scherer eine Rückversetzung um fünf Plätze in der Startaufstellung, weil er Robert Kubica blockiert hatte. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison waren sich die beiden Rookies, die meist auf den letzten Plätzen herumfahren, ins Gehege gekommen.

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Das Ausmaß der Strafe hielt sich in Grenzen, Scherer landete ohnehin auf dem letzten Startplatz. Eine nachträgliche Disqualifikation vom Zeittraining wegen unerlaubter Arbeiten unter Parc-Fermé-Bedingungen änderte nichts am Resultat.

Im nachfolgenden Rennen legte sich Scherer mit dem halben BMW-Werkskader an. Zunächst musste er seinen Platz an Sheldon van der Linde zurückgeben, nachdem er den Südafrikaner und Sonntagssieger abgedrängt hatte. Später drehte Scherer seinen Streckengegner Marco Wittmann herum und kassierte dafür eine Durchfahrtsstrafe.

Damit noch nicht genug: Im selben Rennen kam es auch noch zu einem Vorfall mit Philipp Eng. Für das Abdrängen des BMW-Piloten kassierte Scherer eine 30-Sekunden-Ersatzstrafe. Am Sonntag folgte schließlich der Unfall. Scherer hat als einziger der 16 Fahrer noch keinen Punkt erzielt und belegt den letzten Platz in der Gesamtwertung hinter Robert Kubica, der in Assen mit Platz zehn seinen ersten DTM-Zähler ergatterte.