Viele strahlende Gesichter bei Audi nach dem dreifachen Titelgewinn in der DTM 2017 - nur Mattias Ekström war nicht so gut gelaunt. Verständlich: Der Schwede verlor die Meisterschaft in letzter Sekunde an Rookie Rene Rast. Dabei war er mit einem Vorsprung von 21 Punkten zum Saisonfinale nach Hockenheim gereist. Bei den letzten zwei Rennen des Jahres lief allerdings vieles gegen Ekström, der so knapp an seinem dritten Titelgewinn nach 2004 und 2007 scheiterte.

Zwei nicht optimale Qualifyings und die ärgerliche Startplatzstrafe für das Sonntagsrennen kosteten den 39-Jährigen wohl die Meisterschaft. Ekström beendet seine womöglich letzte Saison in der DTM als Gesamtzweiter mit nur drei Pünktchen Rückstand auf Meister Rene Rast. Die Gerüchte über sein Karriereende in der Tourenwagenserie halten sich hartnäckig. Eki dazu: "Schauen wir mal."

Glock gönnt Ekström den Titel nicht

Viele im Fahrerlager hätten Ekström den Titel exakt zehn Jahre nach dem letzten Triumph gegönnt - einer nicht: Timo Glock. Der BMW-Pilot, selbst zeitweise Titelanwärter, teilte im Verlauf des Wochenendes mehrfach mit, dass er lieber Rene Rast, Mike Rockenfeller oder Jamie Green als neuen Champion sehen würde. So sollte es nach dem epischen Vierkampf der Ingolstädter Piloten auch kommen.

Glocks Grund: Ekström habe häufig Schützenhilfe durch Nico Müller erhalten, während die anderen drei Audi-Fahrer die Punkte aus eigener Kraft eingefahren hätten. Der junge Schweizer musste in Moskau, Zandvoort und am Nürburgring einiges an Kritik einstecken, weil er Titelfavorit Ekström abschirmte. Vor allem in der Eifel wütete Glock gegen Müller, nachdem er dem Audi sogar aufs Heck gefahren war, weil dieser vor Kurven früh auf die Bremse getreten hatte.

"Die Gerechtigkeit hat gesiegt, das ist Fakt", reagierte Glock in Hockenheim auf die Meisterschaft von Rast - und nicht von Ekström. "Wenn man am Ende einen Strich drunter macht, hat Rast die meisten Punkte geholt und ist verdient Meister."

Ärger über Audi-Verhalten

Schon am Freitag hatte Glock deutlich gemacht, wen er nicht als Champion sehen möchte. "Wenn der Mattias den Nico ordentlich eingestellt hat fürs Wochenende, dann hat er die besten Chancen", sagte er auf der DTM-Pressekonferenz. "Das hat er ja über die letzten Rennen demonstriert, wie man das maximiert und ordentlich hinbekommt. Am Ende würde es mich freuen, wenn Rene Rast oder Jamie Green oder Mike Rockenfeller den Titel gewinnen, weil die das mit eigener Kraft geschafft haben."

In dieser ganzen Angelegenheit richtete sich Glocks Ärger wohl weniger gegen die Person Mattias Ekström, sondern eher gegen das aus seiner Sicht unfaire Vorgehen seitens Audi. Mit Müller im Mittelpunkt, der zum Ekström-Beschützer auserkoren wurde, weil er selbst schon früh keine Chancen mehr auf die Meisterschaft hatte. "Jeder darf seine Meinung haben, er auch", reagierte Ekström im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com am Samstag relativ gelassen auf Glocks Ansagen.

Was Glock besonders wurmte: Er fühlte sich durch Müllers Vorgehen am Nürburgring seiner eigenen Titelchancen beraubt. Müller fuhr am Sonntag lange auf alten Reifen und bremste früher als üblich vor den Kurven. Dass er auf den Geraden hingegen schneller war, lässt darauf schließen, dass er mit einem sehr flachen Heckflügel ins Rennen geschickt wurde. Dafür liegt das Auto hingegen schlechter in den Kurven, was Verfolger ebenso Zeit kostete. So wie etwa Glock, der nicht vorbeikam.

"Jetzt ist aber mal gut"

Müller war sicherlich nicht begeistert - so wie jeder Rennfahrer - dass er nur bedingt seine eigenen Rennen fahren durfte und sich stattdessen in den Dienst der Titelfavoriten stellen musste. Er befolgte die Anweisungen des Kommandostandes, wohl nicht zuletzt, um seine Zukunft bei Audi sicherzustellen. Das gibt es aber nicht erst seit Müller, sondern seit vielen Jahren in der DTM.

Ein Verhalten, das Glock aber nicht akzeptierte: "Wenn diese Instruktionen für alle 18 Fahrer gelten, ist es ja trotzdem komisch, dass er da so heraussticht, weil er die Thematik bis zum Extrem ausgeführt hat. Mit Sicherheit bekommen wir alle unsere Anweisungen. Es gibt aber einen großen Teil der Fahrer, die den Instruktionen bis zu einem gewissen Punkt folgen und dann sagen: 'Jetzt ist aber mal gut'."