Wann bist du zum ersten Mal mit dem Motorsport in Kontakt gekommen?
Robert Wickens: Ich kann mich nicht mehr selbst daran erinnern, weil ich erst zwei oder drei Jahre alt war. Aber von meinen Eltern weiß ich, dass ich ein schwieriges Kind war, das viel geweint hat. Sie konnten nichts finden, was mich glücklich machte. Ich gab einfach keine Ruhe. Sie gaben mir ein Spielzeug, aber ich wollte nicht damit spielen. Eines Tages lief ein Formel-1-Rennen im Fernsehen und ich stand wie erstarrt vor dem Fernseher. Also dachte sich mein Vater: "Okay, vielleicht mag er Autos." Er besorgte mir ein Spielzeugauto und ich spielte damit. Dazu schenkte er mir einen Spielteppich mit einer aufgemalten Strecke drauf. Sobald ich genug Autos hatte, sah ich mir die Rennen im Fernsehen an und stellte sie auf dem Teppich nach. Das war wahrscheinlich das erste Mal, dass ich Motorsport erlebt habe. Ich malte sogar die Reifenmarkierungen auf. Wenn eines der echten Autos im TV beschädigt war, ging ich in die Werkstatt meines Vaters, schlug mit einem Hammer auf mein Spielzeugauto und crashte es. Das würde dann in einem Rennen einfach in der Mauer hängen und draußen sein.

Wie war es für dich, mit einem älteren Bruder aufzuwachsen?
Robert Wickens: Als wir ganz klein waren, ich fünf und er zehn, bauten wir immer Lego-Autos, um damit Demolition Derbys auszutragen. Etwas später, als er ein Teenager war, stritten wir uns öfter mal. Aber sobald wir beide junge Erwachsene waren, war unser Verhältnis unglaublich. Ich kann mich nicht einmal an das letzte Mal erinnern, dass wir einen heftigen Streit hatten. Das muss mindestens zehn Jahre her sein. Das ist wirklich cool, und er hat mich immer sehr unterstützt. Natürlich hat mich meine ganze Familie immer unterstützt, aber mein Bruder ganz besonders. Er gab seine Teenager-Jahre auf. Er ging nach der Schule geradewegs in die Kart-Werkstatt und arbeitete dort. Seine ganze High-School-Zeit, wichtige, charakterbildende Jahre, verschrieb er dem Kart-Sport. Zum Glück realisierte er für sich auch eine großartige Karriere im Kart-Sport, also verfolgte er auch etwas, das er liebt.

Dein Bruder ist also ebenfalls ein im positiven Sinne Motorsportverrückter?
Robert Wickens: Ja, ich habe sehr viel Glück, dass mein Bruder genauso viel Leidenschaft für den Motorsport hat wie ich, aber anstatt zu fahren, ist er an der technischen Seite interessiert. Das machte mir die Technik auch viel bewusster. Ich denke, wenn wir einfach nur für einen Mechaniker bezahlt hätten, wäre ich vielleicht nicht so nah dran gewesen wie es mit ihm der Fall gewesen ist - es war eine Familienangelegenheit. Es gab immer Hilfsarbeiten wie Saubermachen, die ich erledigen konnte. Er kümmerte sich um alles andere und ich fühlte mich verpflichtet, ihm zu helfen. Das Auge fürs Detail, das ich in meinem Leben habe, habe ich zu 100 Prozent ihm und seiner Arbeitseinstellung im Motorsport zu verdanken.

Dein Bruder hat deine Karriere also entscheidend mitgeprägt?
Robert Wickens: Definitiv. Selbst wenn ich jetzt im Winter nur ein Kart-Rennen in Florida fahre, stelle ich mir immer die Frage: Wird Trevor sich über das, was ich hier mache, aufregen, weil es nicht gut genug ist? Also verbringe ich Stunden damit, etwas so perfekt wie möglich zu machen und dann kommt er und sagt: "Das ist Mist, das kannst du besser." Ich verbringe so viel Zeit damit und er erklärt mir dann: "Nein, mach' es einfach so. Das ist viel einfacher." Und ich denke mir: Ach, verdammt! Ich glaube, es geht immer noch darum, ihn zu beeindrucken. Er ist immer noch mein großer Bruder und ich will ihm zeigen, was ich kann.

., Foto: DTM
., Foto: DTM

Habt ihr euch auch mal gezankt, wie es Brüder eben manchmal so tun?
Robert Wickens: Wann immer wir gestritten haben, habe ich es wahrscheinlich selbst heraufbeschworen. Wir hatten sehr emotional aufgeladene Auseinandersetzungen. Zum Beispiel nach einem Rennen, wenn ich einen blöden Move gemacht hatte ... Weil er mein Bruder ist, hatte er das Recht, mich anzuschreien. Wir haben uns meistens nach dem Rennen gestritten. Nur einmal, als wir noch zur gleichen Schule gingen, ist es eskaliert. Wir spielten Mario Kart und er war etwas älter als ich, also ging er ein bisschen strategischer vor. Ich führte das ganze Rennen und in der letzten Runde warf er mich mit einer roten Muschel ab - eine Sekunde vor der Ziellinie. Ich flog durch die Luft und er gewann - jedes Mal.

Ich war so sauer, dass ich irgendwann den Controller nach ihm warf und ihn im Gesicht traf, was ich natürlich nicht wollte. Mein Bruder war immer etwas kräftiger als ich. Er wurde so sauer - es war so als ob mich ein Bär angriff. Ich kam gerade so davon, aber er schlug gegen den Türrahmen und brach sich die Hand. Das wusste ich aber nicht, weil ich mich nicht umgedreht hatte und zur Tür rausgerannt war, als ob ich um mein Leben rennen müsste. Später am Tag rief mich der Schuldirektor zu sich ins Büro. Da dachte ich mir nur: Was habe ich jetzt schon wieder angestellt? Ich hatte nichts falsch gemacht. Aber mein Bruder war bei ihm und sagte: "Ich wollte nur, dass du weißt, dass ich okay bin." Das war unsere einzige körperliche Auseinandersetzung.

Was war der beängstigendste Moment in deinem Leben?
Robert Wickens: Ich habe das Gefühl, dass mir in meiner Jugend allerhand seltsame Dinge wiederfahren sind. Zum Beispiel gingen meine Mutter und ich einmal Erdbeeren pflücken. Ich liebte Erdbeeren über alles, aber heute bin ich dagegen allergisch, was witzig ist. Wir gingen oft dorthin. Eines Tages begann es plötzlich zu regnen. Der Regen war so stark, dass wir die Straße vor uns nicht mehr sehen konnten. Es begann zu hageln und wir fuhren auf den Parkplatz des Einkaufszentrums in der Nähe unseres Hauses. Dann kam ein Tornado die Straße entlang gefegt, auf der wir gerade noch gefahren waren. Er rauschte an uns vorbei und so viel Zeug wurde gegen unser Auto geschleudert. Ich war noch sehr jung und hatte danach für ein ganzes Jahr jede Nacht einen Traum von einem Tornado. Weil ich immerzu diese Träume von Tornados hatte, war ich irgendwann, als ich älter wurde, nicht mehr sicher, ob dieses Erlebnis ein Traum oder Realität war. Vor einigen Jahren fragte ich dann meine Mutter: "Mom, waren wir in einem Tornado als ich jünger war?" Und sie bejahte es. Es war wirklich verrückt, das Auto bewegte sich auf dem Boden, es wurde angehoben. Das war richtig beängstigend.

Wie war es für dich später im Privatleben: Als junger Rennfahrer waren sicherlich viele Mädchen an dir interessiert...
Robert Wickens: Ich bin an sich eine sehr schüchterne Person. Es dauert, bis ich jemanden richtig kennengelernt habe und mich wohlfühle. Erst dann öffne ich mich. Vielleicht kann ich null flirten, aber ich war noch nie ein Frauenheld oder so etwas in der Art. Ich war kein Rennfahrer-Player, der die Grid Girls ansprach. Ich hatte Teamkollegen, die im Paddock Mädchen ansprachen und dann mit ihnen abzogen. Aber daran hatte ich kein Interesse. Ich war da, um Rennen zu fahren. Ich wollte keine Mädels ansprechen. Ich hatte so hart gearbeitet, um dorthin zu kommen. Ich wollte das nicht wegschmeißen, nur weil ich Mädchen im Kopf hatte und mich nicht auf meine Aufgaben konzentrieren konnte.

., Foto: LAT Images
., Foto: LAT Images

Die Geschichte, wie du deine Freundin über Tinder kennengelernt hast, ist relativ bekannt. Aber wie war es, als ihr euch das erste Mal getroffen habt?
Robert Wickens: Dafür muss ich etwas ausholen, denn aufgrund unserer Berufe hat es eine Weile gedauert, bis wir uns tatsächlich getroffen haben. Zunächst habe ich natürlich Fotos von ihren Cosplays, aber auch ganz normale Bilder mit unterschiedlichen Frisuren in ihrem Profil gesehen. Ich war mir nicht ganz sicher und dachte, sie ist vielleicht Friseurin. Jetzt weiß ich, dass sie auch Perücken trug. Aber damals dachte ich mir: Das ist ein bisschen seltsam, aber süß und auch interessant. Leider war es kein Match. Da ich danach im Flieger saß und dann einen Freund im Krankenhaus besuchte, war ich mit den Gedanken aber woanders und bemerkte gar nicht, dass sie mir eine Nachricht geschrieben hatte. Weil ich so abgelenkt war, schien es für sie so, als ob ich mich rarmachen würde. Aber das wollte ich gar nicht. Ich war nie ein Typ, der Spielchen spielte. Ich bin sehr direkt. Das ist es, was ich will und das ist, wie ich bin. Ich werde nie lügen oder irgendetwas vorspielen. Aber weil ich so beschäftigt war, schien ich für sie schwierig zu kriegen zu sein. Dadurch war sie noch interessierter, denn ich wirkte wohl sehr souverän. Dabei versuchte ich das gar nicht. Ich schaute nur nicht auf mein Telefon, weil ich in diesem Moment andere Dinge im Kopf hatte.

Irgendwann hast du dann aber doch schneller geantwortet, oder?
Robert Wickens: Ja, als ich abends ins Hotel fuhr, starteten wir mehr zu chatten. Alles war okay und nachdem ich nach Hause geflogen war, lud ich sie zu einem Fußball-Spiel des Toronto FC ein. Aber sie kam nicht, weil sie niemanden hatte, der mitkommen konnte. Auf dem Heimweg vom Spiel rief sie mich über Facetime an, um zu überprüfen, ob ich echt war. Ein Freund hatte zu ihr gesagt: "Wenn er nicht annimmt, ist er ein Fake." Danach musste ich für das nächste DTM-Rennen wieder weg, ich glaub' es war am Lausitzring. Wir trafen uns also auch in den folgenden drei Wochen nicht, aber wir sprachen jeden Tag und starteten eine Art virtuelle Beziehung. Als ich für das Formel-1-Rennen in Montreal zurück nach Kanada flog, ging es direkt vom Flughafen zum ersten Date. Eine Woche später hatten wir unser zweites Date, bevor ich wieder zurück nach Europa musste und auch sie zu einer Show geflogen ist. Durch unsere Berufe war es ein ungewöhnlicher Start, der sich etwas länger als normal hinzog.

., Foto: LAT Images
., Foto: LAT Images

Rob, welcher Moment war für deine Karriere am wichtigsten? Gab es eine Situation, in der dein Leben, wenn du anders entschieden hättest, eine ganz andere Richtung eingeschlagen hätte?
Robert Wickens: Es gab viele verschiedene Phasen. Erstmal als ich ungefähr zwölf Jahre alt war. Wenn meine Eltern in diesem jungen Alter nicht entschieden hätten, es konsequent durchzuziehen, hätte meine Karriere niemals stattgefunden. Das war für mich die große Sache. Aber ich wusste genau, was ich machen wollte. Es stand nie außer Frage, ob es wirklich das war, was ich wollte. Die erste Entscheidung lag aber nicht in meinen Händen. Es waren meine Eltern und mein Bruder, die entschieden haben, mich zu unterstützen.

Wie ging es dann weiter?
Robert Wickens: Der nächste Scheideweg war ein paar Jahre später, als meine Eltern wirklich alles auf eine Karte setzten und ihr Haus verkauft haben. Damals setzten sie mich hin und sagten: " Ist es wirklich das, was du willst? Es wäre keine Schande, wenn du jetzt aufhörst. Wir müssen wissen, ob das die Karriere ist, die du willst." Im Alter von 14 Jahren musste ich ganz klar sagen: "Ja, das ist es, was ich machen will." Das war eine schwierige Zeit für mich. Meine Eltern mussten das Haus verkaufen, nur um die Schulden zu begleichen, die sie über die Jahre für meinen Sport angehäuft hatten. Ich war nur ein 14-jähriges Kind und wollte in gewisser Weise auch noch eine normale Kindheit haben. Ich war eigentlich sehr unfair gegenüber meinen Eltern. Ich sagte immer, ich will mit meinen Freunden abhängen. Ich wollte nicht umziehen oder die Schule wechseln. Ich wollte meine Freunde von Montag bis Freitag sehen und am Wochenende Motorsport betreiben. Es fiel mir in dieser Zeit sehr schwer, diese Opfer zu bringen. Heute fühle ich mich deswegen schlecht, denn ich war sehr selbstsüchtig. Meine Eltern machten wirklich alles für mich und ich erwartete noch mehr. Deshalb habe ich heute ein schlechtes Gewissen, aber damals war das wohl der nächste Scheideweg.

., Foto: DTM
., Foto: DTM

Hattest du auch einmal Zweifel an deiner Motorsport-Karriere?
Robert Wickens: Ich habe nur einmal wirklich in Frage gestellt, ob der Motorsport das Richtige für mich ist, und zwar 2009 nach meinem Jahr in der Formel 2. Das war das schlimmste Jahr meines Lebens. Ich lebte in England und war absolut nicht glücklich. Ich konnte mir kein Auto leisten, wohnte bei einem Kumpel in Silverstone. Wer Silverstone kennt, der weiß, dass da gar nichts los ist. Es ist ein kleines Dorf im Nirgendwo. Ich musste 15 km mit einem geliehenen Fahrrad fahren, um zu dem Fitnessstudio zu kommen, in dem ich trainierte. Es war ein seltsames Leben. Unser Haus hatte zu Beginn noch nicht einmal Internet. Ich musste also in die Kneipe um die Ecke gehen, um dort das WiFi zu benutzen. Die Saison war okay, ich gewann die ersten paar Rennen und dann hatte mein Auto immer wieder technische Defekte. Ich hatte sieben technisch-bedingte Ausfälle in 14 Rennen. Die Meisterschaft war futsch und dann kam auch noch mein Teamkollege Henry Surtees bei einem schrecklichen Unfall ums Leben. Wir kamen gut miteinander zurecht, er war jung und auf dem Weg nach oben. Das ganze Jahr war einfach nur schrecklich. Zu allem Überfluss ließ mich Red Bull, in deren Nachwuchsprogramm ich war, am Ende des Jahres auch noch fallen. Das war wahrscheinlich der Tiefpunkt in meinem Leben.

Wie hast du dich davon erholt?
Robert Wickens: Ich fragte mich: Was zur Hölle mache ich jetzt? Ich wurde Zweiter in der Meisterschaft und verlor meinen Förderer, weil ich den Titel nicht gewonnen hatte. Es war nicht meine Schuld, aber das war auch mein einziges Argument. Das war wirklich meine erste richtige Erfahrung, wie unbarmherzig der Motorsport sein kann. Ich war für fünf Jahre in ihrem Förderprogramm und ich verstand nun, dass es eine knallharte Welt ist. Wenn du keine Leistung ablieferst, bist du draußen. Ich wurde immer noch Zweiter, hatte sechs Podestplätze bei sieben Zielankünften. Ich stand fünf Mal auf der Pole Position. Wenn ich ins Ziel kam, war ich immer da. Ich sagte zu ihnen: "Kommt schon, ich war immer noch der beste Fahrer im Programm. Ich habe nur sieben Rennen beendet und das lag nicht in meiner Hand." Aber die Antwort lautete nur: "Ja, aber du hast nicht gewonnen." Motorsport ist manchmal einfach grausam. Ich dachte mir: Was mache ich jetzt? Mein bester Freund ist gerade gestorben, ich hatte das schlimmste Jahr meines Lebens. Was ist, wenn das für immer so weitergeht? Ist das wirklich das, was ich machen will? Ich hatte keine Förderer mehr, es war wieder alles bei null. Was soll ich machen? Wie finde ich Geld, um weiter Rennen fahren zu können?

., Foto: DTM
., Foto: DTM

In diesem Moment erfuhr dein Leben eine Wende: Du bekamst eine großartige Chance in der GP3 Serie. Wie kam das zustande?
Robert Wickens: Status Grand Prix, für die ich 2007 und 2008 in der A1GP Serie gefahren bin, suchte nach einem Fahrer, mit dem sie Rennen und hoffentlich die Meisterschaft gewinnen konnten. Ich hatte einfach nur unheimliches Glück, dass das Team mich mochte, als wir das erste Mal zusammengearbeitet haben. Ich war ihre erste Anlaufstelle, noch bevor sie einen Startplatz hatten. Zum Glück gab es ein paar kleine kanadische Firmen, mit deren Hilfe wir genügend Geld auftreiben konnten, um mich im Team zu platzieren. Das Jahr lief gut und ich wurde Zweiter in der Meisterschaft. Aber es war auch etwas frustrierend, denn es war das vierte Mal, dass ich in einer Meisterschaft in Europa Zweiter geworden war. Ich dachte mir: "Wann gewinne ich endlich mal eine Meisterschaft?"

Du hast 2011 zum ersten Mal eine Meisterschaft in Europa gewonnen. Hast du dich danach erneut am Scheideweg befunden?
Robert Wickens: Ganz genau. Mein Herz schlug für die Formel 1. Ich war damals Reservepilot bei Marussia Virgin Racing und durfte in Abu Dhabi ein Freitagstraining bestreiten. Ich stellte mich gut an und war nur ein Zehntel hinter Timo Glock, der damals dort Stammfahrer war. Ich fuhr den Young Driver Test und alles lief gut, viele andere Teams äußerten Interesse an mir. Alles lief toll, aber dann brauchte jeder Geld. Also alles wieder auf Anfang: Wie sollte ich dieses Geld auftreiben? Wir verhandelten für die Saison 2012 mit Marussia Virgin Racing. Sie sagten mir, dass ich eine bestimmte Summe Geld auftreiben musste. Das schafften wir und damit war meine Seite erfüllt. Dann kam aber ein Fahrer mit viel mehr Geld und sie sagten: "Sorry, wir nehmen ihn, außer du treibst in den nächsten zwei Wochen so und so viel Geld auf." Das war unmöglich für mich.

., Foto: LAT Images
., Foto: LAT Images

Was hast du stattdessen gemacht?
Robert Wickens: Nach dem Young Driver Test war auch Toto Wolff, der damals Teilhaber von Williams und HWA war, auf mich zugekommen und hatte mich gefragt, ob ich Interesse an einem DTM-Test hätte. Ich sagte natürlich ja. Er arrangierte für mich Ende 2011 einen Test und ich liebte das Auto auf Anhieb. Es hat richtig Spaß gemacht, mit dem Team zu arbeiten. Aber ich war mir noch nicht sicher, ob ich die Formel 1 wirklich schon aufgeben wollte. Ich verhandelte die ganze Zeit weiter mit Marussia und als sich das zerschlagen hat, sagte ich mir: "Okay, die Formel 1 kann mir gestohlen bleiben." Und ganz ehrlich, ich glaube, das war die beste Entscheidung, die ich jemals getroffen habe.

Du trauerst der Formel 1 also nicht hinterher?
Robert Wickens: Im Nachhinein lässt sich sagen, dass ich großes Glück hatte. Ich bereue nichts in meinem Leben ... noch nicht. Das ist das Wichtigste. Ich war immer wieder in diesen Scheideweg-Situationen, diesen Momenten, in denen ich entscheiden musste, welchen Weg ich gehen würde. Ich habe mich dabei immer auf mein Bauchgefühl verlassen und meine Eltern unterstützten mich dabei. Auch bei meinem Wechsel in die DTM vertraute ich auf dieses Bauchgefühl. Das war wahrscheinlich das Schwierigste, was ich jemals machen musste. Denn solange ich mich zurückerinnern kann, war es mein Traum, in der Formel 1 zu fahren. Ich hatte gerade meinen Fuß in der Tür und war so nah dran. Ich glaubte immer noch daran, dass ich es schaffen konnte. Aber ich wusste auch, dass die DTM ein einmaliges Angebot war.

Wie sah dein Entscheidungsfindungsprozess damals aus?
Robert Wickens: Ich musste die Vor- und Nachteile abwägen, es war eine schwierige Entscheidung. Mercedes erwartete eine Antwort von mir. Also entschied ich einfach: Okay, ich bin fertig mit der Formel 1 und damit, mich mit Geld herumzuschlagen und allem, was dazu gehört. Denn Fakt war, dass Mercedes mich haben wollte, die anderen wollten nur mein Geld haben. Deshalb entschied ich mich für die DTM und bereue es nicht im Geringsten. Denn wo wäre ich jetzt in der Formel 1? Ich würde jedes Jahr ums Überleben kämpfen, um aus einem kleinen Team in ein besseres aufzusteigen. Klar, du weißt nie was passiert wäre. Aber die Tatsache, dass ich hierhergekommen bin und mich in der DTM behaupten kann, spricht für sich selbst. Es war eine schwierige Entscheidung, aber ich bin sehr glücklich damit, wie es ausgegangen ist.