'Target laptimes' ist das große Thema vor dem Rennwochenende auf dem Norisring. Oder auch: gezielte Rundenzeiten. Und zwar so groß, dass der Deutsche Motorsport Bund aktiv eingreifen musste. Bei den Rennen in Nürnberg wird der Kontakt zwischen Fahrer und Kommandostand noch weiter eingeschränkt. Renndirektor Sven Stoppe hat die Teammanager und Fahrer informiert, dass ab sofort die Anzeigetafeln an der Boxenmauer von den Teams nur noch sehr eingeschränkt genutzt werden darf.

Mehr als die Aufforderung zum Boxenstopp darf nun nicht mehr auf den Tafeln angezeigt werden. Hintergrund sind die Vorkommnisse beim Rennwochenende in Ungarn in Verbindung mit der Regeländerung, dass der Erfolgsballast nun nach der Renn-Performance und nicht nach dem Ausgang des Qualifyings verteilt wird.

Missbrauch in Budapest

In Budapest sollen den Fahrern in den ersten 28 Runden bestimmte Zeitvorgaben per Boxentafel gemacht worden sein, um nach Möglichkeit später kein Zusatzgewicht aufgebrummt zu bekommen. Im Fernsehen waren die Boxentafeln nicht sichtbar, doch bestimmte Zahlen- und/oder Buchstabenkombinationen sollen die Fahrer angehalten haben, eine bestimmte Rundenzeit nicht zu überschreiten.

Damit sich das nicht wiederholt, dürfen die Teams ab sofort und für den Rest der Saison nur noch auf zu absolvierende Boxenstopps hinweisen. Um sicherzustellen, dass selbst in dieser einfachen Variante keine 'Codes' übermittelt werden, müssen die Teams ihre Tafeln vor einem Rennen sogar abfotografieren und exakt definieren, wie die Anweisung für einen Boxenstopp aussieht. Eine mögliche unterschiedliche Anordnung der Buchstaben könnte intern erneut als Code definiert werden.

Die aktuelle Reglementänderung basiere auf einer Renndirektor-Entscheidung, was in solchen Fällen aufgrund der Kurzfristigkeit nicht ungewöhnlich sei, teilte die ITR in einer Meldung mit. Damit soll der neue Kurs der DTM weiter fortgeführt und vor allem gesichert werden: Der Fahrer soll im Mittelpunkt stehen und kein Erfüllungsgehilfe des Kommandostandes mehr sein.

System nicht ganz ideal

"Wir haben uns für Budapest darauf geeinigt, dass wir das System ändern wollen", sagte Mercedes-Sportchef Uli Fritz am Freitag am Norisring. "Da haben wir alle zugestimmt. Dann kam die Änderung und wir haben noch in Budapest festgestellt, dass es nicht ganz ideal ist. Der DMSB hat für dieses Rennen hier noch einmal nachgebessert. Dann ist die Frage, ob man das jetzt für die nächsten Rennen, bis zum Ende des Jahres oder vielleicht sogar für die nächste Saison so umsetzen kann."

Beim Saisonauftakt in Hockenheim hatten die Hersteller ausgeschlossen, dass die Boxentafel 'missbraucht' werden könnte. In Folge der Erfolgsballast-Regel wurden die Verantwortlichen allerdings kreativ. Nicht auszuschließen, dass sich die Teams unter der extremen Einschränkung der Kommunikation noch weitere Maßnahmen einfallen lassen, um sich und ihren jeweiligen Fahrern Vorteile zu verschaffen.

So wird der Erfolgsballast verteilt

Seit dem Ungarn-Wochenende nach dem Rennen aus den 28 schnellsten Rennrunden jedes Autos (48 Runden am Norisring) ein Mittelwert gebildet und diese Mittelwerte innerhalb der Marken erneut gemittelt. Diese Markenmittelwerte werden dann miteinander verglichen um die neuen Performance-Gewichte zu bestimmen.

Fall 1: Liegen die Markenschnittzeiten alle innerhalb von 0,1 Prozent, bekommt kein Hersteller Gewicht ein- oder ausgeladen.
Fall 2: Beträgt der Unterschied zwischen zwei Herstellern weniger als 0,1 Prozent und liegt ein Hersteller zwischen 0,1 und 0,2 Prozent, so bekommen die zwei schnelleren Hersteller 2,5 kg zugeladen und der langsamere Hersteller darf 2,5 kg ausladen.
Fall 3: Liegen zwei Hersteller innerhalb von 0,1 Prozent und der dritte Hersteller mehr als 0,2 Prozent zurück, müssen die schnelleren Marken 5 kg zuladen und der langsamere Hersteller darf 5 kg ausladen.
Fall 4: Beträgt der Unterschied von zwei Herstellern zum schnellsten Hersteller zwischen 0,1 und 0,2 Prozent, so bekommen der schnellere Hersteller 2,5 kg zugeladen und die langsameren Hersteller dürfen 2,5 kg ausladen.
Fall 5: Ist ein Hersteller zwischen 0,1 und 0,2 Prozent vom schnellsten Hersteller entfernt und ein Hersteller mehr als 0,2 Prozent, so muss der schnellste Hersteller 5 kg zuladen. Der langsamste Hersteller darf 5 kg ausladen. Beim Hersteller in der Mitte ändert sich am Gewicht nichts.
Fall 6: Liegen zwei Hersteller weiter als 0,2 Prozent zurück, dürfen beide 5 kg ausladen, während die schnellste Marke 5 kg zuladen muss.

Dabei dürfen die Gewichtslimits von 1.095 kg im Minimum und 1.140 kg Maximum nicht gebrochen werden. Aktuell stehen die Mindestgewichte wie folgt: 1.122,5 Kilo bei Audi und Mercedes, 1.117,5 Kilo bei BMW.