Lucas Auer gehört zu den Shooting-Stars der DTM-Saison 2017. Vor dem Rennwochenende auf dem Norisring belegt der Mercedes-Pilot den zweiten Platz in der Fahrerwertung mit nur einem Punkt Rückstand auf Spitzenreiter Rene Rast. Auers Qualitäten könnten bald auch in der Formel 1 gefragt sein. Der junge Österreicher könnte noch in diesem Jahr sein Test-Debüt in der Königsklasse des Formelsports geben.

Soweit sein soll es Anfang August in Budapest. Nach dem Rennwochenende in Ungarn steigen F1-Testfahrten an gleicher Stelle. Auer könnte dort für Mercedes-Motorenkundenteam Force India zum Einsatz kommen. Offiziell bestätigt ist Auers Einsatz bislang nicht. Der indische Rennstall will erst Mitte Juli sein Test-Aufgebot bekanntgeben.

Kontakt mit Force India

"Ich bestätige es auch nicht, aber wir haben Kontakt mit Force India", sagte Auer im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com am Freitag in Nürnberg. "Eine Bestätigung gibt es nicht. Aber wenn es so kommt, würde ich mich irrsinnig freuen. Das ist auch kein Geheimnis, das ist ein Ziel von mir. Aber alles Schritt für Schritt, ich muss hier in der DTM Leistung zeigen."

Der Testeinsatz bei Force India wäre ein wichtiger Schritt in Auers Plänen, nach Paul Di Resta, Pascal Wehrlein und Esteban Ocon als nächster Mercedes-DTM-Pilot den Sprung in die Formel 1 zu schaffen. Schlecht stehen die Chancen jedenfalls nicht für Auer, für Ocons aktuelles Team ins Cockpit zu steigen. Dass er in der DTM mit dem österreichischen Sponsor auf dem Auto fährt, der dieses Jahr groß bei Force India investiert hat, schadet natürlich auch nicht.

Dabei sind Testfahrten während der Saison ein seltenes Gut. Das Reglement erlaubt pro Team und Saison nur je vier Testtage. An zwei dieser vier Tage muss zudem ein Fahrer am Steuer sitzen, der in seiner Karriere nicht mehr als zwei F1-Rennen bestritten hat. Mercedes selbst lässt beim Ungarn-Test den jungen Briten George Russell ans Steuer.

Wolff: Test wäre super

Auer hat nicht nur das Talent, sondern auch starke Fürsprecher. Onkel Gerhard Berger ist DTM-Boss und pflegt nach wie vor beste Kontakte in die Formel 1. Zuletzt handelte er den Vertrag des zurückgetretenen Weltmeisters Nico Rosberg bei Mercedes aus. Auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff hält große Stücke auf den 22-jährigen Auer. "Es wäre wirklich gut, wenn Österreich wieder einen Formel-1-Fahrer hätte. Und wenn einer mit einem Test den Fuß in die Tür tun kann, wäre das super", sagte Wolff kürzlich der Nachrichtenagentur APA.

Auch Wolff wollte einen Testeinsatz seines Landsmannes nicht bestätigen, doch es sehe zumindest gut aus. Der Silberpfeil-Chef ist ebenfalls am Norisring unterwegs, nachdem die Formel 1 eine kurze Pause einlegt, bevor das Rennwochenende in Österreich ansteht. Der F1-Test wäre eine große Chance für Auer, Priorität hat aber erst einmal die DTM. "Ich muss hier Leistung zeigen, das ist mein Schlüssel zu allem", sagte er. "Egal, ob ich hier bleibe oder weg gehe. Der Rest kommt, oder auch nicht."

Der Nächste in der Mercedes-Reihe

Dass Auer auch im Formelsport schnell ist, hat er vor seiner DTM-Zeit bewiesen. Mit einem zweiten Platz beim prestigeträchtigen Macau Grand Prix in China verabschiedete er sich Ende 2014 in die DTM. In seinem dritten Jahr in der Tourenwagenserie scheint ihm angesichts der bisherigen Ergebnisse der Durchbruch gelungen zu sein.

Wolff zeigte sich von Auers Entwicklungskurve begeistert und würde ihm den nächsten Schritt gönnen. "Lucas wäre der nächste, der sich da einfügt und als Mercedes-Werksfahrer einen Formel-1-Test mit einem Mercedes-Motor fahren wird", sagte Wolff. "Es macht mich ein wenig stolz, dass sich der Luggi so positiv entwickelt. Ich kenne ihn ja viele Jahre. Das jetzt war seine ganz persönliche positive Entwicklung und deshalb freut es mich vor allem für ihn selbst."

Ekström fordert Mercedes auf

Auer hat sich in der DTM innerhalb kurzer Zeit einen guten Ruf erarbeitet - sogar bei der Konkurrenz. Audi-Veteran Mattias Ekström lobte seinen Marken-Kontrahenten in höchsten Tönen und forderte Mercedes gar auf, ihm eine Chance in der Formel 1 zu geben.

"Wenn der Junge keine Formel 1 fährt, dann fährt wahrscheinlich kein DTM-Fahrer mehr Formel 1", sagte Ekström am Lausitzring auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Er hat mehr als genügend Talent. Er hat gelernt, wie man DTM fährt, da kann man nur den Hut ziehen. In 16 Jahren habe ich noch nicht so viele Rennfahrer wie ihn erlebt: Sympathisch, korrekt, benimmt sich immer gut, ist brutal schnell und macht wenige Fehler."