In der DTM steht mit dem Wochenende in Hockenheim in drei Wochen noch das große Finale auf dem Programm. Danach beginnt die lange Winterpause, in der es auch darum gehen wird, die vielen Regeländerungen, die es für die Saison 2015 gab zu verfeinern und Rückschlüsse aus den Rennen zu ziehen. Audis DTM-Leiter Dieter Gass äußerte sich nun über seine Erkenntnisse und kritisierte dabei offen die Performance-Gewichte.

Performance-Gewichte müssen überarbeitet werden

"Das sind Diskussionen, die geführt werden müssen. Entscheidungen wird es aber nicht mehr dieses Jahr, sondern kommendes Jahr geben. Daher rate ich dazu, kühlen Kopf zu bewahren und keine Schnellschüsse abzugeben", sagte Gass. Eine Änderung sei jedoch alternativlos. "Dass es unglücklich ist, wie die Rennergebnisse dieses Jahr gelaufen sind, ist offensichtlich. Ob allerdings die Performance-Gewichte alleine verantwortlich sind, ist eine andere Sache", sieht Gass auch deutliche Leistungsschwankungen der einzelnen Hersteller.

Ein großer Fan ist Gass allerdings von dem neuen Qualifying-Format. Sowohl am Samstag, als auch am Sonntag haben die Fahrer 20 Minuten Zeit, eine möglichst perfekte und freie Runde zu zeigen. Gerade am Ende der Session, wenn die Grip-Verhältnisse am besten sind, sei es eine tolle Show. "Alle wollen am Ende nochmal mit neuen Reifen fahren, das ist echte Action auf der Strecke. Bis zum Schluss ist nicht klar, wer auf der Pole steht. Den Höhepunkt gibt es zum Schluss, das ist super", schwärmt er.

Die Qualifyings bieten viel Action, Foto: DTM
Die Qualifyings bieten viel Action, Foto: DTM

Während die Qualifyings Spannung garantieren, geht es in den Rennen oftmals ruhiger zu. Gerade die Sonntage seien Gass' Ansicht nach ausbaufähig. Die Lösung sieht er in weicheren Reifen, die schneller abbauen. Allerdings schließt er eine Einführung bereits im kommenden Jahr aus. "Das wird schwierig, denn irgendwann muss man die Reifen auch entwickeln. Das klappt nun nicht mehr", merkt er an.

Ein interessanter Gedanke sei es trotzdem. "Wir sollten Reifen haben, die stärker abbauen und zum Beispiel speziell für Oschersleben entwickelt werden, wo wir kaum Reifenverschleiß haben. Wenn wir dann in Oschersleben einmal stoppen und in Zandvoort viermal, wäre das top", findet Gass. "Solange Reifen sicher sind und nicht kaputtgehen, dürfen sie auch abbauen", verpasst er der Formel 1 einen kleinen Seitenhieb.

Weniger Aerodynamik führt nicht zu mehr Spannung

Von den vielfach geforderten Beschneidungen der Aerodynamik, um so das Überholen zu erleichtern, hält Gass allerdings nichts. "Sicher ist: Wir können die Zeit nicht zurückdrehen. Wir sind im Jahr 2015, 1992 kommt nicht zurück. Die Autos werden nicht aussehen wie 1992 und die Fahrer werden nicht so fahren wie damals", stellt er klar. "Wir verfügen über gewisse Erkenntnisse über das Kurvenfahren. Und wenn ich den Abtrieb um 50 Prozent reduziere, wird der Fahrer genau so unspektakulär in die Kurve fahren, aber halt viel langsamer. Ich bezweifle, dass das dem Zuschauer gefällt", glaubt der Audi-Verantwortliche nicht, dass allein weniger Grip zu mehr Fehlern führt.

Ebenfalls reserviert sieht er die Entwicklung des DR-Systems. Seine eigentliche Funktion habe es etwas verfehlt. "DRS ist nicht dazu da, Überholmanöver zu kreieren, damit ein langsamerer Fahrer einen schnelleren überholen kann. Es soll Überholmanöver eines schnelleren Fahrers erleichtern. Aber es sollen nicht plötzlich langsamere Autos an schnelleren vorbeifahren", kritisiert er.