1. Wie konnte Ekström gewinnen?

Die richtige Taktik und das nötige Quäntchen Glück verhalfen Mattias Ekström zu seinem ersten DTM-Sieg seit Valencia 2011 und seinem ersten seit dem Reglementswechsel 2012, wenn man den Quasi-Sieg am Norisring 2013 nicht mitzählt. Ekström fuhr nach der Strafversetzung im Qualifying auf harten Reifen los. Genau das sollte sich als goldrichtig erweisen. Wichtig war, dass er sich von den anderen Fahrern auf dem Standardreifen in der ersten Phase des Rennens absetzen konnte. Das erste Safety Car ließ die Abstände der Piloten auf dem weichen Reifen zusammenschrumpfen.

Ekström musste aber bis zur Rennhalbzeit warten, um auf den weichen Reifen zu wechseln. Als Resultat seines Vorsprungs auf die anderen Fahrer, die auf Standardreifen gestartet waren, befanden sich im zweiten Teil des Rennens, als es zu mehreren SC-Phasen kam, mehrere auf Optionsreifen gestartete Fahrer, die nun auf Standardreifen unterwegs waren, zwischen ihm und seinen direkten Gegnern. Ebenfalls entscheidend: Der reifenschonende Audi ermöglichte es Ekström, auch in der Schlussphase davon zu ziehen, während der weiche Reifen bei Mercedes und BMW schon wieder abbaute.

Mattias Ekström beendete eine lange Durststrecke, Foto: Audi
Mattias Ekström beendete eine lange Durststrecke, Foto: Audi

2. Was geschah mit Pole-Setter Rockenfeller?

Mike Rockenfeller war der tragische Held des Zandvoort-Rennens. Von der Pole Position gestartet, fiel er zunächst hinter Marco Wittmann zurück, erkämpfte sich die Führung aber nach dem ersten Safety Car wieder auf der Strecke, weil beim BMW die Reifen bereits eingingen. Doch genau dieses reifenschonende Verhalten des Audi RS5 DTM sollte dem abgelösten Meister zum Verhängnis werden: Wittmann kam notgedrungen an die Box, Rockenfeller blieb draußen und rannte ins offene Messer aka das zweite Safety Car. Da unter SC in der DTM nicht gestoppt werden darf, war Rocky gekniffen.

Er versuchte, sich danach wieder einen Vorsprung herauszufahren, denn seine Reifen gaben das durchaus noch her. Kaum hatte er einen Vorsprung, der ihm wenigstens noch ein paar Punkte gerettet hätte, kam jedoch das Safety Car wieder heraus und der Vorsprung war abermals weg. Besonders tragisch: Eigentlich wollte Rockenfeller gerade reinkommen. Danach waren auch seine weichen Reifen durch, doch es machte sowieso keinen Unterschied mehr. Der Vorsprung war weg, und Rockenfeller fiel ganz ans Ende des Feldes zurück. Letztlich wurde er 17.

3. Was war los mit Glock beim Vorstart?

Timo Glock kämpfte nur im hinteren Mittelfeld, Foto: Mercedes-Benz
Timo Glock kämpfte nur im hinteren Mittelfeld, Foto: Mercedes-Benz

Das Rennen ging gerade in seine Einführungsrunde, da ereignete sich bereits das erste Drama: Timo Glock blieb beim Start in die Einführungsrunde stehen und musste daraufhin von der letzten Position ins Rennen gehen. "Der erste Gang ist nicht reingegangen, warum weiß ich nicht", erklärte der frühere Formel-1-Pilot. "Wir hatten das ganze Wochenende über Probleme mit der Kupplung am Wochenende. Ich habe das Auto aus und wieder an gemacht, dann ging er rein." In die Punkte kam er nicht mehr, am Ende wurde Glock 12.

4. Was ist so speziell an Ekströms Sieg?

Eine zentnerschwere Last muss Dieter Gass von den Schultern gefallen sein, als Mattias Ekström nach 43 Runden als Erster die Zielflagge sah. Der Schwede beendete nicht nur seine seit 2011 anhaltende Durststrecke, sondern auch diejenige von Audi, die 14 Monate anhielt. Seit dem Sieg von Mike Rockenfeller in Moskau 2013 haben die vier Ringe nicht mehr gewonnen - die längste Durststrecke, die Audi jemals in der DTM durchgemacht hat. Auch von Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich gab es Glückwünsche: "Dieser Sieg war mehr als überfällig und tut der ganzen Mannschaft gut, die sehr hart dafür gearbeitet hat."

5. Warum musste das Safety Car so oft auf die Strecke?

Gleich viermal musste das SC in Zandvoort ausrücken. In der sechsten Runde krachte Adrien Tambay in der Marlborobocht in die Leitplanke. Ob hier ein SC wirklich nötig war, ist umstritten. Der Audi war schnell geborgen und nach nur zwei Runden ging es weiter. Doch in Runde 18 kam es zum Crash zwischen Juncadella und Farfus. Diesmal gab es keinen Zweifel am Einsatz des Führungsfahrzeugs, denn die gesamte Strecke war mit Trümmern übersät. Nur vier Runden nach dem Restart kollidierten Nico Müller und Christian Vietoris. Da Müller an einer gefährlichen Stelle im Reifenstapel steckte, musste das SC für vier weitere Runden ausrücken. Die vierte Gelbphase wurde in Runde 45 von Gary Paffett ausgelöst, der sich an derselben Stelle wie Tambay ablegte.

Im Rennen tonangebend: Das BMW-Safety-Car, Foto: BMW Motorsport
Im Rennen tonangebend: Das BMW-Safety-Car, Foto: BMW Motorsport

6. Wer sah im Rennen die Ziellinie nicht?

Als erster Fahrer strich Adrien Tambay die Segel. In Runde vier verabschiedete sich der Audi-Pilot durch einen Fahrfehler in die Bande. In Runde 16 stellte Paul di Resta seinen beschädigten Boliden in der Box ab, nachdem er in Runde neun mit Felix da Costa kollidiert war. Nur eine Runde später war auch das Rennen von Augusto Farfus beendet. Daniel Juncadella hatte den Brasilianer in die Leitplanken geschoben. Im 25. Umlauf warf Nico Müller ein starkes Rennen weg - auch hier nach Feindkontakt - Christian Vietoris hatte den Youngster abgeschossen, der Unfall wurde aber als Rennunfall eingestuft. In Runde 34 war schließlich auch für Gary Paffett Feierabend - Abflug ins Kiesbett.

7. Warum traf das Safety Car Marco Wittmann weniger hart?

Marco Wittmann gehörte gleichzeitig zu den Gewinnern und Verlierern der Safety-Car-Phasen. Schon das erste Safety Car half dem Meister einerseits, weil es ihm Rockenfeller zumindest für drei Runden vom Leib hielt. Andererseits kostete es ihn wertvolle Sekunden an Vorsprung auf die mit Standard-Pneus gestartete Konkurrenz.

Das zweite Safety-Car kam Wittmann da schon gelegener - zumindest im Duell mit Rockenfeller. Während Wittmann die Box bereits angesteuert hatte, verpasste es der Audi-Pilot, den Boxeneingang rechtzeitig zu erreichen. So musste der Polesetter auf den Options draußen bleiben und zerstörte sich Reifen und Rennen. Wittmann hingegen musste sich da schon längst nicht mehr mit dem Gedanken an Reifenwechsel quälen und konnte sein Rennen in Ruhe beenden - auch wenn ihn die Safety Cars Nummer drei und vier schließlich den möglichen Sieg kosteten.

8. Warum wurden Spengler und Juncadella nachträglich bestraft?

Dieser Abschuss brachte Juncadella 30 Strafsekunden ein, Foto: DTM
Dieser Abschuss brachte Juncadella 30 Strafsekunden ein, Foto: DTM

Zweimal musste das Ergebnis nach der Zielflagge korrigiert werden: Bruno Spengler und Daniel Juncadella erhielten beide 30-Sekunden-Strafen. Der Ex-Meister erhielt seine Strafe noch während des Rennens für die Kollision mit Green, doch konnte er diese nicht mehr antreten, weshalb er unmittelbar nach dem Zieleinlauf zurückgestuft wurde. Daniel Juncadella entging während des Rennens einer Strafe für den Abschuss von Augusto Farfus, da die Rennkommissare sich erst die Incident Cameras anschauen wollten. Nach der Auswertung wurde er nachträglich mit 30 Strafsekunden belegt.

9. Welche Titel fuhr BMW in Zandvoort ein?

Nach dem Fahrertitel bei letzten Rennen räumte BMW weiter fleißig ab: Das BMW Team RMG holte dank des zweiten Platzes von Marco Wittmann und des sechsten Endrangs von Maxime Martin den Titel in der Teamwertung. "Das ist der Lohn für all die harte Arbeit der vergangenen Wochen, Monate und Jahre", jubelte Teamchef Stefan Reinhold. Und das RMG-Team durfte noch einen dritten Titel feiern: Maxime Martin ist dank des sechsten Ranges "Rookie of the Year". Der Belgier war ekstatisch: "Es macht mich stolz, in dieser hart umkämpften Serie als bester Neuling ausgezeichnet zu werden!" Die einzige Meisterschaft, die noch offen ist, ist die Herstellerwertung. Hier liegt BMW 21 Punkte vor Audi.