Portugal ist vorbei - mit einem Sieg für Sebastien Ogier. Eine Tatsache, die der Franzose wahrscheinlich selbst am wenigsten erwartet hatte. "Unglaublich, was für eine Achterbahn-Rallye hier in Portugal! Ich bin überglücklich über den Sieg", kommentierte der WM-Führende. Krank gestartet und dennoch die Führung übernommen und sogar noch einen Schockmoment am Sonntag überstanden, als die Kupplung seines Polo R WRC nicht mehr richtig wollte. "Als wir heute Morgen auf der ersten Prüfung das Problem mit der Kraftübertragung hatten, habe ich gedacht: 'Seb' das war's, die Rallye ist vorbei'", dachte der VW-Mann zurück.

Ein besonderes Lob gab es an seine Crew, die alle Schwierigkeiten aus dem Weg räumte und den Wagen in kürzester Zeit wieder voll einsatzfähig machte. Dabei konnte Ogier selbst niemand helfen, nachdem er zu Beginn der Woche unsicher war, ob ein Start überhaupt möglich sein würde. "Ich war ständig müde und meine Energiereserven waren komplett aufgebraucht", erinnerte sich Ogier, der das durch Adrenalin während des Fahrens aber weitestgehend ausblenden konnte. Über den Verlauf der Rallye habe sich sein Gesundheitszustand zwar verbessert, "topfit fühlt sich aber anders an". Mit nun bereits 54 Punkten Vorsprung auf seinen ersten Verfolger in der WM, Mikko Hirvonen, möchte der Franzose es bis zur nächsten Rallye in Argentinien nun ruhig angehen und so viel Kraft und Ruhe wie möglich tanken.

Weniger erfolgreich, aber ähnlich glücklich, reist Jari-Matti Latvala mit seinem dritten Rang aus Portugal ab. "Ich bin sehr glücklich und zufrieden, zum ersten Mal für Volkswagen auf dem Podium zu stehen", erklärte der Finne nach seiner überhaupt erst zweiten Zielankunft in diesem Jahr. "Der Anfang der Saison war schwierig für uns und unsere Pechsträhne ist jetzt endlich beendet." Die wichtigste Erkenntnis des 28-Jährigen: er kommt endlich mit dem Polo R WRC zurecht und sieht noch bessere Ergebnisse in der Zukunft.

Polo für Mikkelsen noch zu schnell

Das Ergebnis perfekt abgerundet hat der sechste Rang von Andreas Mikkelsen, der bei seiner ersten Rallye für Volkswagen auf ganzer Linie überzeugen konnte. Er konnte nach eigenen Aussagen auf jedem Meter dazulernen und viele Erfahrungen sammeln. Von der Power unter der Haube des Polo war der Norweger allerdings doch etwas überrascht. "Mit dem Polo geht alles viel schneller als ich es von den Super-2000-Fahrzeugen gewohnt bin", so Mikkelsen, der deshalb viel zu viele Informationen in seinem Aufschrieb hatte, die sein Copilot weder schnell genug vorlesen, noch er sie schnell genug aufnehmen und verstehen konnte. "Die Kurvengeschwindigkeiten sind enorm hoch. In Kurven, die im vierten, fünften oder sechsten Gang gefahren werden, rufe ich deshalb noch nicht das ganze Potenzial ab", verriet der Norweger, der aber auch nicht volles Risiko gehen wollte.

Jost Capito ist stolz auf seine Mannschaft, Foto: Sutton
Jost Capito ist stolz auf seine Mannschaft, Foto: Sutton

Für Motorsportdirektor Jost Capito ging die Freude noch deutlich weiter, denn neben dem Sieg war die Rallye Portugal eine Bewährungsprobe für den Polo R WRC. "Sie war die erste typische Schotter-Rallye der Saison und gleichzeitig eine der anspruchsvollsten im Kalender bisher", so Capito, der mit Stolz erkannte, dass das Team auf Augenhöhe mit Citroen und Ford unterwegs ist. "Platz eins, drei und sechs sind ein herausragendes Teamresultat, das wir der fahrerischen Klasse unserer Piloten verdanken. Ein großes Kompliment gilt den Ingenieuren und Mechanikern, die ebenfalls großartige Arbeit geleistet und unseren dritten Sieg trotz einiger Kinderkrankheiten dieses nagelneuen Autos gesichert haben", bezog sich Capito auf die Akkordarbeit der Mannschaft im Service am Sonntagvormittag. "Wir sind vom Tempo her vorn dabei und können offenbar unsere Gegner in Fehler treiben, ohne selbst welche zu machen. Das zeigt, dass wir unsere Ziele für die Saison eventuell noch einmal anpassen müssen."