Der erste Renneinsatz des brandneuen BMW M4 GT3 muss verschoben werden. BMW plante eigentlich, den Sportwagen an diesem Wochenende beim vierten Lauf der Nürburgring Langstrecken-Serie (NLS) einzusetzen. Nach einem Unfall am Freitagabend bei den Test- und Einstellfahrten wird das Auto nicht bei der 52. Adenauer ADAC Rundstrecken-Trophy an den Start gehen. DTM-Pilot Sheldon van der Linde hatte - wie BMW selbst einräumt - wegen eines technischen Defekts die Kontrolle über sein Rennfahrzeug verloren und schlug in die Streckenbegrenzung ein. Ein Fahrfehler des BMW-Werksfahrers kann damit ausgeschlossen werden.

Die Beschädigungen am Auto waren so stark, dass sie über Nacht nicht repariert werden konnten. Das teilte der Autobauer aus München am Samstagvormittag mit. Fotos vom Abtransport des Autos zeigen, dass entgegen anders lautender Gerüchte, nicht abgehoben und über die Streckenbegrenzung hinweg geflogen ist. BMW M Motorsport untersucht derzeit die Ursache für den Unfall im Detail. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com wurde das Unfallfahrzeug zunächst zum RMG-Teamsitz nach Andernach gebracht, wo die Untersuchungen stattfinden.

Wie einem Instagram-Post van der Lindes zu entnehmen ist, blieb der Südafrikaner bei dem Zwischenfall unverletzt. Diese Informationen wurden Motorsport-Magazin.com vor Ort bestätigt.

Der vom Entwicklungsteam RMG eingesetzte BMW M4 GT3 mit der Startnummer 55 war mit van der Linde hinter dem Steuer am Freitagabend kurz vor Beendigung der bis 19:00 Uhr gehenden Testfahrten auf der Nordschleife des Nürburgrings in einen schweren Unfall zwischen den Streckenabschnitten "Sabine-Schmitz-Kurve" und "Hatzenbach" verwickelt. In diesem Bereich erreichen GT3-Sportwagen bis zu 200 km/h. Weil die Leitplanken an der Unfallstelle über mehrere Meter stark beschädigt wurden und ersetzt werden mussten, beendete der Veranstalter die Testfahrten vorzeitig mit der Roten Flagge.

"Es ist sehr schade, dass unsere bis dahin sehr erfolgreiche Test-Woche mit dem BMW M4 GT3 ein vorzeitiges Ende gefunden hat und wir das Renndebüt des Fahrzeugs, dem wir alle entgegengefiebert haben, verschieben müssen", sagt Mike Krack, Leiter BMW M Motorsport. "Durch den Aufprall wurde das Fahrzeug beschädigt, und so haben wir entschieden, unsere Teilnahme am NLS-Lauf am Samstag abzusagen. Diese Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen. Aber für uns steht nun im Vordergrund, genau herauszufinden, was die Ursache für den Unfall war. Ein technisches Problem kann in der Entwicklungsphase eines neuen Fahrzeugs immer vorkommen. Und genau dazu dienen diese intensiven Testfahrten: In der Entwicklungsphase potentielle Schwachstellen zu identifizieren und diese für die Zukunft zu beheben. Das werden wir nun tun."

BMW testete in Spa-Francorchamps und am Nürburgring

BMW absolvierte in den vergangenen Tagen eine intensive Testwoche mit dem neuen GT3-Sportwagen. Am Montag und Dienstag nahm das Auto an den offiziellen Testfahrten vor dem 24-Stunden-Rennen in Spa-Francorchamps teil. Die erste Testmöglichkeit auf der Ardennenachterbahn verlief laut BMW reibungslos. Am Steuer saßen Augusto Farfus, Marco Wittmann und Nick Yelloly, die ein positives Fazit zogen.

Nick Yelloly, der zuletzt am Red Bull Ring mit dem aktuellen GT3-Auto von BMW, dem M6 GT3 von Schubert Motorsport, ein Podestergebnis im ADAC GT Masters einfuhr, sagte: "Am ersten Tag sind wir viel im Nassen gefahren, während es am zweiten Tag trocken war. So hatten wir die Gelegenheit, bei allen Bedingungen viele Runden mit dem BMW M4 GT3 zu absolvieren. Das Auto hat sich fantastisch angefühlt, lief wie ein Uhrwerk, und die Balance ist hervorragend. Wir haben in Spa-Francorchamps sehr viel Testarbeit in den verschiedensten Bereichen erledigt. Dass uns dazu noch die Bestzeit gelungen ist, war natürlich ein schöner Bonus."

Am Freitag setzte BMW das Testprogramm auf dem Grand-Prix-Kurs und der Nordschleife des rund 100 Kilometer entfernten Nürburgrings fort. Neben Unfallfahrer van der Linde kam auch Jens Klingmann zum Einsatz. "Wir waren am Freitag zum zweiten Mal mit dem BMW M4 GT3 auf der Nordschleife unterwegs, und ich habe mich ab der ersten Runde im Auto sehr wohlgefühlt", erklärte Klingmann. "Der positive Eindruck vom letzten Mal hat sich eindeutig noch einmal bestätigt, und durch die zwischenzeitliche Weiterentwicklung wurde das Fahrzeug noch weiter optimiert. In den Passagen, in denen der BMW M6 GT3 schwächer war, sind mit dem BMW M4 GT3 deutliche Fortschritte gelungen, und gleichzeitig wurden die Stärken des M6 beibehalten. Ich ziehe ein sehr positives Fazit: Das Auto fühlt sich gut an und gibt ab der ersten Runde sehr viel Vertrauen."

Im Rahmen des 24h-Rennens Nürburgring Anfang Juni 2021 hatte BMW-M-Chef Markus Flasch in einem exklusiven Interview mit Motorsport-Magazin.com zum Entwicklungsstand des BMW M3 GT3 mögliche Probleme eingeräumt: "Wir haben mehr als 14.000 Testkilometer abgespult und liegen voll auf Kurs. Ja, es gab ein paar Gerüchte und da war auch ein bisschen etwas dran. Auf der Zielgeraden haben wir aber noch einmal ordentlich Gas gegeben. Ich war nicht von Anfang an sehr happy, aber mittlerweile bin ich es." Das vollständige Interview erscheint in der kommenden Ausgabe der Printausgabe von Motorsport-Magazin.com.

Zeitplan für den neuen GT3-Renner von BMW

Motorsport-Magazin.com berichtete bereits über die BMW-Pläne, den neuen GT3-Boliden in diesem Jahr außerhalb der Wertung bei verschiedenen Veranstaltungen im Rennbetrieb zu erproben. Neben NLS-Läufen sind auch DTM-Einsätze möglich. Der BMW M4 GT3 soll im September homologiert und Anfang 2022 an die ersten Kunden ausgeliefert werden.

Für die Entwicklungsarbeit ist inzwischen RMG zuständig. Der ehemalige DTM-Rennstall von Stefan Reinhold übernahm das Projekt vom Traditions-Team Schnitzer Motorsport, nachdem BMW die über 50 Jahre dauernde Zusammenarbeit mit dem Unternehmen nicht fortgesetzt hatte.

Das nächste Rennen der Nürburgring-Langstrecken-Serie ist das 61. ADAC Reinoldus-Langstreckenrennen, welches in zwei Wochen am 10. Juli stattfindet. Das Rennwochenende besteht aus einem Doppellauf. Denn auch am Sonntag, 11. Juli, findet ein Rennen statt, nämlich das 44. RCM DMV Grenzlandrennen. Ob das unfreiwillig verschobene Renndebüt an jenem Wochenende über die Bühne geht, entscheidet BMW nach Abschluss der Untersuchungen. Die Veranstaltung würden dem Automobilhersteller den Vorteil bieten, den BMW M4 GT3 innerhalb von nur 28 Stunden zwei harten Wettbewerben unterziehen zu können.

Ein ausführliches Exklusiv-Interview mit Markus Flasch lest ihr in der kommenden Print-Ausgabe von Motorsport-Magazin.com. Neben dem neuen BMW M4 GT3 geht es darin auch um das LMDh-Projekt und die Formel E. Du willst mehr solche Artikel lesen? Dann sichere dir drei Ausgaben zum Vorzugspreis. Darin findest du in jeder Ausgabe neben interessanten Interviews auch spannende Technikerklärungen, History-Erlebnisse, spektakuläre Hochglanzbilder und noch viel mehr. Worauf wartest du noch? Sichere dir das Motorsport-Magazin preiswerter, früher als im Einzelhandel und bequem zu dir nach Hause!