Der Felgenbruch an Rene Rasts BMW M4 GT3 beim DTM-Saisonauftakt in Oschersleben war eines der großen Themen des Wochenendes. Die Beschädigung am rechten Hinterrad schickte den dreifachen Champion bei seinem ersten DTM-Einsatz für BMW im Sonntagsrennen chancenlos ins Kiesbett. Vorzeitiger Feierabend für Rast, der dank seines fünften Platzes am Samstag als bestplatzierter BMW-Pilot den elften Rang in der Gesamtwertung belegt.

Der Vorfall setzte BMW in Alarmbereitschaft, schließlich hatte sich erst am vorangegangenen Wochenende beim 24h-Rennen Nürburgring ebenfalls ein Felgenbruch an einem M4 GT3 ereignet. Beim Eifelklassiker erwischte es das BMW Junior Team, ein vorzeitiger Ausfall des Trios Max Hesse/Dan Harper/Neil Verhagen war die unschöne Folge. War zunächst die Rede von einem Reifenschaden, stellte sich im Nachgang ein Problem an der Felge des Junior-Team-BMW heraus.

BMW-Motorsportchef: "Nehmen Angelegenheit sehr ernst"

"Wir hatten zwei Probleme innerhalb kurzer Zeit, deshalb nehmen wir die Angelegenheit definitiv auch sehr ernst", sagte BMW-Motorsportchef Andreas Roos am Rande der 24 Stunden von Le Mans im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Es ist aber nicht so, dass es weltweit Probleme gibt und wir einen Felgenbruch nach dem anderen haben."

In Le Mans, wo unter anderem BMW-Werksfahrer und Motorrad-Legende Valentino Rossi im Rahmenprogramm antrat und sogar einen Sieg einfuhr, traten keine weiteren Probleme an den Felgen auf. Auch beim vorigen 6-Stunden-Rennen der GT World Challenge in Paul Ricard blieb es ruhig um den BMW M4 GT3, der Anfang 2022 den BMW M6 als Top-Kundensportler abgelöst hat.

Roos über Felgenbrüche: "Wir sprechen von Einzelfällen"

Roos bestätigte die Felgenschäden beim 24h-Rennen Nürburgring sowie in Oschersleben, wollte die Angelegenheit aber in Relation setzen: "Wenn man überlegt, wie lange das Auto schon fährt und wie viele tausende von Felgen im Einsatz sind, dann sprechen wir von Einzelfällen. Das muss man einfach relativieren. Jetzt ist solch ein Vorfall zweimal hintereinander aufgetreten. Wir sind aber das gesamte vergangene Jahr ohne jegliche Probleme gefahren."

Tatsächlich drehen zahlreiche BMW M4 GT3 in den Händen von Kundenteams weltweit ihre Runden bei bekannteren und weniger bekannten Rennen. Den Felgenhersteller, der die Produkte für den GT3-BMW liefert, wollte Roos aus Respekt vor den eigenen Partnern nicht nennen. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com handelt es sich um das britische Unternehmen Rimstock, das seit Jahrzehnten Felgen für unterschiedliche Engagements im Motorsport entwickelt. Beim BMW M6 GT3 hatte BMW auf den deutschen Hersteller BBS vertraut.

Rene Rast startet für Schubert-BMW in der DTM 2023, Foto: ADAC
Rene Rast startet für Schubert-BMW in der DTM 2023, Foto: ADAC

Neuer Kontrollmechanismus für BMW-Kundenteams

"Das ist nicht ideal", räumte BMW-Rennsportleiter Roos ein. "Aber ich glaube, dass wir es jetzt im Griff haben. Wir waren froh, dass in Paul Ricard keine Probleme aufgetreten sind." Aus Sicherheitsgründen hatte BMW M Motorsport ein Update seiner Technischen Informationen an die Kundenteams herausgegeben, wie bei weiteren Einsätzen mit den Felgen zu verfahren ist. Dabei handelt es sich nicht um Vorgaben bezüglich der Fahrzeugeinstellung, sondern um Kontrollmechanismen.

Roos bestätigte: "Man muss nach jedem Einsatz kontrollieren, ob Risse in der Felge zu sehen sind. Es ist definitiv kein Gewaltbruch, sondern deutet sich an. Deshalb glauben wir, dass wir es im Moment kontrollieren können, bis eine langfristige Lösung gefunden ist." Bei der Masse an weltweit eingesetzten BMW M4 GT3 ist es natürlich nicht möglich, 'über Nacht' tausende neue Felgen produzieren zu lassen. Das Thema dürfte bei BMW nach den zwei prominenten Vorfällen am Nürburgring und in Oschersleben aber noch längst nicht zu den Akten gelegt worden sein.

Felgenschaden schon in der Entwicklungsphase

Auch nicht, weil es schon in der Vergangenheit Probleme mit den Felgen gab. Vor ziemlich genau zwei Jahren sorgte ein Unfall von Sheldon van der Linde auf der Nürburgring-Nordschleife für ein verspätetes Renndebüt des damals noch in der Entwicklung befindlichen BMW M4 GT3. Der amtierende DTM-Meister crashte bei den Test- und Einstellfahrten, woraufhin BMW das Auto zurückzog und auf den geplanten Start beim vierten NLS-Saisonrennen 2021 verzichtete.

Roos, der damals noch bei Audi Sport angestellt und nicht in die erste Entwicklungsphase des M4 involviert war: "Ja, es gab damals ein Thema damit. Darauf wurde allerdings mit Änderungen an der Felge reagiert. Sie haben Entwicklungsschleifen durchlaufen. Das ist heute nicht mehr die Felge von damals. Der Stand ist heute ganz anders als der, den Sheldon damals auf der Nordschleife hatte. Dann ist die Felge bei Tests und das ganze letzte Jahr weltweit ohne Probleme gelaufen."

Am kommenden Wochenende gastiert die DTM zum zweiten Rennwochenende der Saison 2023 im niederländischen Zandvoort. 'Felgen-Opfer' Rast kann das Treiben seines BMW-Teams Schubert Motorsport sowie des neuen Kundenteams Project 1 nur aus der Ferne beobachten. Der 36-Jährige ist stattdessen, wie vertraglich vereinbart, für McLaren in der Formel E im Einsatz, die zeitgleich in Portland (USA) startet. Anstelle von Rast übernimmt BMW-Werksfahrer Dries Vanthoor den #33 Schubert-BMW an der Seite von Teamkollege Sheldon van der Linde.