Es dauerte keine sieben Minuten, da leuchtete der Name 'Pedro Acosta' am Freitagmittag um 13:52 Uhr erstmals in einem MotoGP-Training ganz oben auf. Der Superrookie aus dem GasGas-Lager war soeben in seiner dritten fliegenden Runde Bestzeit gefahren. Es ist ein Bild, an das sich MotoGP-Fans wohl früher gewöhnen dürfen als gedacht. Denn das erste Ausrufezeichen Acostas war am Freitag in Katar beileibe keine Ausnahme.

Der 19-jährige Spanier hielt sich an seinem ersten Tag im Rahmen eines MotoGP-Rennwochenendes konstant auf den vordersten Plätzen und befand sich gegen Ende des 1. Freien Trainings sogar auf Bestzeitkurs. Einzig eine späte 'Timeattack' von Jorge Martin und Aleix Espargaro verhinderte dies. Platz drei im ersten MotoGP-Training seiner Karriere mit lediglich 0,071 Sekunden Rückstand spricht dennoch für sich. Und auch im chaotischen FP2, welches auf nasser Strecke abgehalten werden musste, war Acosta sofort ganz vorne mit dabei und wurde erneut Dritter - obwohl er in dieser 45-minütigen Session ein MotoGP-Bike überhaupt zum ersten Mal im Nassen bewegte.

Pedro Acosta sammelte in FP2 seine ersten MotoGP-Erfahrungen im Nassen, Foto: Tech3 Media
Pedro Acosta sammelte in FP2 seine ersten MotoGP-Erfahrungen im Nassen, Foto: Tech3 Media

GasGas-Teamchef jubelt: Acosta ist besonders!

Seinen ohnehin schon starken Eindruck aus den Wintertestfahrten konnte Acosta damit nochmal überbieten und im MotoGP-Paddock die nächste Lobeshymne lostreten. "Er ist schnell", kann GasGas-Teamkollege Augusto Fernandez nur staunen. Teamchef Herve Poncharal wird noch deutlicher: "Wie ihr wisst, hatten wir schon viele Moto2-Weltmeister bei uns und wir respektieren alle als großartige Fahrer, aber ich muss schon sagen: 'Er ist besonders. Er ist anders. Er ist besser!'"

Dieser Meinung ist auch Johann Zarco, der am Freitag gar nicht mehr aus dem Schwärmen herauskam. "Ich dachte, dass er in den ersten paar Grand Prix vielleicht noch etwas Zeit gebrauchen könnte, aber das tut er nicht. Er war hier sofort schnell", erkannte der Franzose und meint: "Wenn er nicht von Anfang an an der Spitze kämpft, dann nur wegen dem neuen Wochenendformat, das er so nicht kennt." Anders als in den Nachwuchsklassen werden in der MotoGP seit 2023 bekanntlich auch Sprints gefahren, das Qualifying findet früher statt und auch die zehn direkten Q2-Plätze werden früher vergeben. Das wiederrum liefert MotoGP-Rookies nur wenig Zeit sich an neue Rennstrecken zu gewöhnen und Dinge auszuprobieren.

Durch die Wintertests in Katar hat Acosta auf dem Losail International Circuit einen Erfahrungsvorsprung, sein wahres Leistungsniveau wird sich wohl erst ab Portimao zeigen. Zumindest Zarco zweifelt aber nicht daran, dass der GasGas-Rookie auch im restlichen Saisonverlauf ganz vorne dabei sein wird. "Er fährt auf natürliche Weise so gut. Ich verfolge ihn seit der Moto3 und er ist einfach magisch. Mit 20 Jahren [Acosta wird erst im Mai 20 Jahre alt, Anm.] so natürlich zu fahren ... ich bin wirklich beeindruckt. Ich bin mir sicher, dass Brad [Binder] ordentlich mit ihm zu kämpfen haben wird", scherzt er.

Ebendieser Brad Binder war in den vergangenen Jahren die klare Speerspitze im KTM-Lager, doch diese Zeiten scheinen mit der Ankunft Acostas vorbei. "Er ist wirklich beeindruckend. Die Art und Weise, wie er das Motorrad fährt, ist fantastisch. Wir können noch ganz viel von ihm lernen", verrät der Südafrikaner, der am Freitag bereits seine Daten mit denen des neuen Markenkollegen verglichen hat. "Er war schon im Test sehr konkurrenzfähig und hat das heute bestätigt. Mich hat aber besonders beeindruckt, wie stark er im Nassen war. Er war so schnell in solch schweren Bedingungen", lobte auch Pramac-Pilot Jorge Martin.

Pedro Acosta happy: Schwachstelle Regen endlich besiegt

Doch was sagt Acosta selbst zu einem gelungenen MotoGP-Einstand in Katar? Der Youngster übt sich in Zurückhaltung: "Ich bin ohne Erwartungen hergekommen. Das ist das Schlimmste, was du haben kannst. Ich versuche es einfach nur zu genießen, in der MotoGP und bei diesem Team zu sein. Aber ihr könnt ja sehen, dass ich grinse, wenn ich meinen Helm abnehme. Ich muss glücklich und dankbar sein, hier sein zu dürfen."

Pedro Acosta scheint seine Regen-Schwäche überwunden zu haben, Foto: Tech3 Media
Pedro Acosta scheint seine Regen-Schwäche überwunden zu haben, Foto: Tech3 Media

Während der junge Spanier also weiterhin nicht selbst auf den Acosta-Hypetrain aufspringen will, freute er sich am Freitag zumindest über seine gezeigte Leistung auf nassem Apshalt in FP2. Denn in den Nachwuchsklassen hatte sich der GasGas-Rookie bislang keinen Namen als Regenspezialist gemacht - eher im Gegenteil: "Es stimmt, dass ich letztes Jahr in Teilen der Saison nicht so schlecht war, aber der Start war ein Desaster. Ich erinnere mich, dass mein schlechtestes Resultat in einem Regenrennen in Argentinien kam." Ein deutlich abgeschlagener 12. Platz, um genau zu sein.

Spätestens dort wurde Acosta bewusst, dass er an seiner Leistung im Nassen arbeiten muss, will er sich einmal mit den ganz Großen des Sports messen. Schon im Vorjahr gelangen erste Fortschritte, beim Regenrennen auf Phillip Island immerhin noch Platz neun, nachdem er schon auf der Sichtungsrunde gestürzt war und anschließend vom Ende des Feldes starten musste. "Wir haben über den Winter nochmal hart daran gearbeitet", erklärt Acosta und jubelt: "Wir haben einen großen Schritt nach vorne gemacht. Darüber müssen wir glücklich sein."