Mike Hailwood, Randy Mamola, Eddie Lawson und Loris Capirossi. Was haben diese Motorrad-Legenden gemeinsam? Als einzige konnten sie mit drei verschiedenen Herstellern in der Königsklasse gewinnen. Seit diese MotoGP heißt ist das jedoch keinem Fahrer mehr gelungen. Capirossi siegte mit Yamaha und Honda noch in 500ccm-Zeiten, nur auf Ducati in der MotoGP. Selbst Legenden wie Valentino Rossi und Jorge Lorenzo blieb diese Errungenschaft verwehrt. Rossi scheiterte auf Ducati, Lorenzo auf Honda. Die Saison 2024 hat nun aber gleich drei Piloten zu bieten, die dies schaffen könnten. So stehen ihre Chancen.

Alex Rins: Die nächste Sieg-Sensation auf schwachem MotoGP-Bike?

Eigentlich hat Yamaha-Neuzugang Alex Rins auf dieser Liste nichts zu suchen, musste er im Vorjahr doch die schwache Honda fahren. Doch bei seinem Sensationsauftritt in Austin interessierte das den Spanier wenig. Aus dem Nichts holte er Hondas ersten Sieg seit langem und fügte seiner Liste an Herstellern mit Sieg einen weiteren hinzu. Zuvor hatte er bereits fünfmal für Suzuki triumphiert.

Mit seinem Sensationsauftritt in Austin hat sich Alex Rins in Position für den Rekord gebracht, Foto: LAT Images
Mit seinem Sensationsauftritt in Austin hat sich Alex Rins in Position für den Rekord gebracht, Foto: LAT Images

2024 könnte der 28-Jährige also das Triple an japanischen Herstellern vollmachen. Eine einfache Aufgabe wird das aber wohl nicht. Seit dem Sachsenring 2022 wartet Yamaha auf einen Sieg. Der letzte Sieg, der nicht von Ausnahme-Pilot Fabio Quartararo eingefahren wurde, liegt noch deutlich weiter zurück. Maverick Vinales siegte beim Saisonauftakt 2021 in Katar. Die Testeindrücke aus Valencia deuteten zudem daraufhin, dass Yamahas MotoGP-Projekt weiterhin stagniert.

Dennoch hat Rins bewiesen, dass in der Lage ist, sich schnell an ein neues Motorrad zu gewöhnen. An bestimmten Wochenenden war er in seiner Karriere immer wieder zu außergewöhnlichen Leistungen in der Lage. Sollte die Yamaha auf einer Strecke gut laufen, so muss er aber auch noch seinen hochkarätigen Teamkollegen schlagen. Dass Rins sich als erster diese Marke sichert, erscheint also eher unwahrscheinlich.

Jack Miller: Regenspezialist mit Schwierigkeiten auf der KTM

Nummer zwei auf der Liste ist KTM-Pilot Jack Miller. Der Australier siegte 2016 in Assen sensationell auf der Privat-Honda von Marc VDS. Später ließ er dann in seinen beiden Jahren im Ducati-Werksteam weitere drei Siege folgen. Bereits 2023 hätte er also den Rekord holen können. Dem Sieg am nächsten kam er mit KTM beim Saisonfinale in Valencia, als er in Führung liegend zu Sturz kam.

Jack Millers erste KTM-Saison war oftmals enttäuschend, Foto: LAT Images
Jack Millers erste KTM-Saison war oftmals enttäuschend, Foto: LAT Images

Insgesamt war das erste KTM-Jahr von 'Thriller Miller' aber mehr als Enttäuschung zu werten. Nach starkem Start fiel er im Saisonverlauf immer weiter hinter Teamkollege Brad Binder zurück. Dieser und auch Testfahrer Dani Pedrosa kamen mit dem neuen Carbon-Chassis der Mattighofener viel besser zurecht als Miller. Abgesehen vom Rennen in Valencia war der Australier in der zweiten Saisonhälfte nie im Spitzenfeld zu finden. Um einen Sieg zu holen, muss Miller sich besser an die RC16 anpassen.

Das beste Resultat in der zweiten Saisonhälfte weist aber auf eine weitere Chance hin. In Japan wurde Miller im Regen sechster. Im Nassen und insbesondere bei Mischbedingungen ist der 28-Jährige ein ausgewiesener Spezialist. Sollte Miller in solchen Umständen zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, dann muss ihm ein Sieg jederzeit zugetraut werden. Aus eigener Kraft heißt der KTM-Siegkandidat aktuell aber wohl Brad Binder.

Maverick Vinales: Endlich der Aprilia-Durchbruch?

Der letzte Kandidat auf der Liste ist mit Sicherheit der Aussichtsreichste. Aprilia-Werksfahrer Maverick Vinales siegte bereits in seinem zweiten MotoGP-Jahr für Suzuki, ehe er in den Folgejahren insgesamt achtmal für Yamaha ganz oben stand. Seit seinem Wechsel zu Aprilia 2021 fährt er der Sehnsucht nach dem Sieg aber hinterher, während Teamkollege Aleix Espargaro bereits drei Triumphe für Noale verbuchen konnte.

Maverick Vinales war bereits mehrmals nah dran am Aprilia-Sieg, Foto: LAT Images
Maverick Vinales war bereits mehrmals nah dran am Aprilia-Sieg, Foto: LAT Images

Dennoch darf Vinales als heißester Kandidat gelten, denn der Spanier war bereits mehrfach ganz nah dran am Sieg für Aprilia. 2023 fehlten in Portimao (+0.687), Barcelona (+0.377) und Indonesien (+0.306) weniger als eine Sekunde auf den Sieger. Auch in Silverstone (+0.426) 2022 war 'Topgun' bereits ganz nah dran. Eigentlich erscheint es also nur eine Frage der Zeit zu sein, bis Vinales den Rekord einsackt.

Eigentlich, denn leider hat sich der Spanier auch den Ruf erarbeitet, eine Art 'Bestzeitkönig' zu sein. Ein Fahrer, der ohne Zweifel großen Speed hat, aber im entscheidenden Moment nicht konsequent durchzieht oder gar versagt. Gutes Beispiel war das Saisonfinale in Valencia 2023. Vinales sicherte sich Pole-Position. Die Ergebnisse: Vierter im Sprint und gar nur Zehnter im Rennen. Letzteres war auch einer Strafversetzung geschuldet, weil er im Warm Up nicht auf die Flagge mit dem orangenen Punkt reagierte und sein beschädigtes Bike nicht zur Sicherheit abstellte. Genau mit solchen Fehlern stellt sich Vinales immer wieder selbst ein Bein. Vom reinen Potential her gibt es aber keinen Zweifel, dass er Kandidat Nummer Eins auf den ersten Sieg mit drei verschiedenen Herstellern in der MotoGP ist.

Auch in der MotoGP-Saison 2025 noch die Chance für die drei Kandidaten?

Blicken wir auf das weitere Feld, so fällt auf, dass es keinen einzigen weiteren Fahrer im Feld gibt, der bereits für zwei Hersteller gewonnen hat. Gleich fünf Fahrer könnten dies aber in der Saison 2024 nachholen. Marc Marquez ist der offensichtliche Kandidat. Auch Franco Morbidelli dürfte auf der Pramac-Ducati durchaus gute Chancen haben. Für Miguel Oliveira, Joan Mir und Johann Zarco wird die Sache wohl schwieriger. Letzterer ist aber ohnehin kein Kandidat für den Rekord 2025, da sein Vertrag bei LCR-Honda noch bis in diese Saison läuft.

Q&A: MotoGP vor Ausverkauf? Show gegen Sport (20:59 Min.)

Die anderen vier Fahrer müssten erst einmal 2024 gewinnen und dann 2025 zu einem Hersteller wechseln, bei dem sie noch nicht gewonnen haben. Erneut erscheint Marc Marquez der einzige einigermaßen wahrscheinliche Kandidat, falls er 2025 zu KTM gehen sollte. Alex Rins, Jack Miller und Maverick Vinales könnten also auch über 2024 hinaus gute Chancen auf den Rekord haben. Dabei gilt es aber auch zu beachten, dass auch ihre Verträge bei ihren aktuellen Herstellern nach 2024 auslaufen.

Jetzt seid ihr gefragt. Kann es einer der drei 2024 schaffen, oder sogar mehrere? Sagt es uns in den Kommentaren.