Wenn die MotoGP 2024 in ihre Rekordsaison mit 22 geplanten Rennwochenenden startet, müssen die Hersteller der Königsklasse gut mit ihren Motoren haushalten. Ducati, KTM und Aprilia dürfen lediglich acht Triebwerke pro Fahrer einsetzen, Honda und Yamaha durch das neu gestaltete Concessions-Reglement zehn.

Zahlen, über die man in den Anfangsjahren der MotoGP nur müde gelächelt hätte. Denn damals wurde die Anzahl der Motoren noch nicht durch das Reglement limitiert. Die Hersteller konnten so viele Exemplare verwenden, wie sie wollten. "Als wir 2004 mit Valentino Rossi die Weltmeisterschaft gewinnen konnten, haben wir alleine in seinem Motorrad 40 völlig neue Motoren eingesetzt", erinnert sich sein damaliger Crewchief Jeremy Burgess im 'Real Risk'-Podcast.

2004 war die MotoGP noch eine echte Materialschlacht, Foto: MotoGP.com
2004 war die MotoGP noch eine echte Materialschlacht, Foto: MotoGP.com

Diese 40 Motoren teilten sich damals wohlgemerkt auf gerade einmal 16 Rennwochenenden auf. In der Yamaha-Box - und wohl auch bei vielen anderen der damals dauerhaft involvierten Hersteller Honda, Ducati, Kawasaki, Suzuki und Aprilia - wurden also ständig Motoren gewechselt. Ein gewaltiger Aufwand für die Crews, wie Burgess erklärt: "Die Zweitaktmotoren waren an der Strecke relativ einfach zu warten. Ein komplettes Aufbau eines Viertaktmotors (der Umstieg erfolgte zur Saison 2002, Anm.) dauerte aber oft 20 Stunden oder sogar länger. Wir hatten deshalb eigene Mannschaften nur für die Motoren, die über Nacht arbeiteten."

Ein System, das eine völlig neue Arbeitsweise in den Boxen nötig machte. "Als wir 2004 zu Yamaha gekommen sind, wurden die Motoren von den Mechanikern ausgebaut. Dann dauerte es viele Stunden, bis die neuen Motoren fertig waren. Die Mechaniker mussten in der Zwischenzeit in der Box warten. Deshalb habe ich dann angeordnet, dass sie die fertigen Motoren einfach bereitstellen sollen und die restliche Crew ist dann am Morgen zwei Stunden früher gekommen, um die Motoren wieder einzubauen", erklärt Burgess.

Die Yamaha-Crew war in den Anfangsjahren der MotoGP schwer beschäftigt, Foto: xpb.cc
Die Yamaha-Crew war in den Anfangsjahren der MotoGP schwer beschäftigt, Foto: xpb.cc

Anders wäre der Aufwand laut dem routinierten australischen Ingenieur, der vor seiner erfolgreichen Zusammenarbeit mit Valentino Rossi bereits sechs 500ccm-Titel mit Wayne Gardner und Mick Doohan gewinnen konnte, nicht zu stemmen gewesen: "Es hätte keinen Sinn gehabt, die Crew jedes Mal sechs Stunden warten zu lassen. Es ist wichtig, jedes Teammitglied so fit wie möglich in der Box zu haben und deine besten Leute nicht völlig auszuquetschen. Wenn du von deinen Mechanikern zu viel abverlangst, werden sie nicht die bestmögliche Leistung bringen."