Das zurückliegende Rennwochenende in Malaysia durfte Ducati-Star Francesco Bagnaia dabei als einen weiteren kleinen Schritt in Richtung MotoGP-WM-Titel 2023 bewerten. Seinen Vorsprung von 13 Punkten konnte er zwar 'nur' um einen Zähler ausbauen, allerdings zeigte sich 'Pecco' nach dem Sprint am Samstag durchaus besorgt um seine Rennpace und fürchtete einen größeren Punkteverlust gegen Konkurrent Martin nach dem Hauptrennen am Sonntag.

Doch nach einer souveränen Leistung musste sich Bagnaia nur Teamkollege Bastianini und Alex Marquez geschlagen geben. Konkurrent Martin konnte er hinter sich halten und somit ein wichtiges Zeichen im Kampf um den Titel setzen.

Bagnaia ließ Martin im Rennen in Malaysia hinter sich, Foto: LAT Images
Bagnaia ließ Martin im Rennen in Malaysia hinter sich, Foto: LAT Images

An den zurückliegenden Rennwochenenden war der Pramac-Pilot meist der schnellste Fahrer auf der Strecke und somit Bagnaia, teilweise deutlich, überlegen. Das erkannte auch 'Pecco' nach dem Rennen in Malaysia. "Es war wichtig Jorge zu besiegen. Es war das erste Mal seit Österreich, dass ich wirklich schneller war", ist der Italiener überzeugt. "Ich habe ihn zwar auch in vergangenen Rennen besiegt, aber nur, weil er Probleme hatte", sprach der amtierende Weltmeister den Sturz Martins aus Indonesien und die falsche Reifenwahl seines Kontrahenten in Australien an.

Bastianini zurück an der Spitze: Zünglein an der Waage im WM-Kampf?

Für Bagnaia gab es neben dem Malaysia-Erfolg über Martin noch ein weiteres positives Zeichen im Kampf um die Krone der Königsklasse. Teamkollege Enea Bastianini fand in Sepang zurück zu alter Stärke und konnte im Rennen seinen ersten Saisonsieg feiern. Bastianini befand sich das gesamte Wochenende auf Augenhöhe mit Bagnaia, im Qualifying sicherte sich der WM-15. den dritten Startplatz.

Im folgenden Sprint war 'La Bestia' sogar schneller als sein Stalllgefährte, verzichtete allerdings auf ein Überholmanöver und fuhr den vierten Platz nach Hause. Anschließend versicherte Bastianini, dass ein Überholmanöver gegen Bagnaia zu riskant gewesen wäre. "Es war heute nicht mein Ziel, auf das Podium zu fahren. [...] Heute war das Risiko einfach zu groß." Am Samstag bemühte sich Ducati anschließend, zumindest offiziell nicht von Teamorder zu sprechen.

Die Ducati-Piloten Francesco Bagnaia und Enea Bastianini im MotoGP-Sprint von Sepang.
Am Samstag verzichtete Bastianini auf ein Manöver und gab Bagnaia Rückendeckung, Foto: LAT Images

Eine Stallorder durch die Teamleitung ist im Rennsport zwar durchaus üblich, wird allerdings von Fans und Experten als kritisch betrachtet. Zusätzlich würde eine Teamorder Jorge Martin schaden, der zwar nicht in den roten Werksfarben unterwegs ist, dennoch aber ein offizieller Ducati-Pilot ist und die identische Behandlung wie die Werkspiloten erfahren soll.

Bastianini holt Rennsieg - und sichert 'Pecco' Hilfe zu

Nur einen Tag später gab es dann keine Zweifel, am Sonntag hielt sich Bastianini nicht mehr zurück. Nach einem Überholmanöver in der ersten Runde des Rennens setzte sich der WM-Dritte der Vorsaison früh an die Spitze des Feldes und gab diese Führung über die Gesamtdauer des Rennens nicht mehr ab. Bastianini feierte folglich seinen ersten Rennsieg der Saison und die lang ersehnte Rückkehr an die Spitze der MotoGP.

Nach dem Rennen wurde Bastianini in der Pressekonferenz auf seine Rolle im WM-Kampf zwischen Bagnaia und Martin angesprochen. "Natürlich bin ich hier, um schnell zu sein, um zu gewinnen. Aber ich arbeite auch für Ducati. Ich werde auch in Zukunft für Ducati und für ihn [Pecco, Anm.] arbeiten", ließ Bastianini verlauten. Eine klare Positionierung im Hinblick auf die zwei verbleibenden Rennwochenenden der Saison in Katar und Valencia.

Malaysia 2023 - Der erste Bastianini-Sieg seit Aragon 2022, Foto: LAT Images
Malaysia 2023 - Der erste Bastianini-Sieg seit Aragon 2022, Foto: LAT Images

Bagnaia wird sich im direkten Duell auf die Dienste seines Teamkollegen verlassen können. Dienste, die Jorge Martin von seinem Teamkollegen wohl nicht erwarten kann: Pramac-Teamkollege Johann Zarco ist, abgesehen vom Sensationssieg in Australien, schon lange nicht mehr auf dem Niveau des Spaniers und kämpft aktuell eher um Top-10-Platzierungen. Da das Arbeitsverhältnis zwischen Ducati und Zarco nach der aktuellen Saison endet, wird das Interesse des Franzosen an einer Stallorder zusätzlich gering ausfallen. Enea Bastianini könnte damit zum Zünglein an der Waage im WM-Kampf werden, sollte er Martin in Katar und Valencia wichtige Punkte abnehmen können.

Martin statt Bastianini auf Werks-Bike? Ducati-Boss: Mal sehen! (06:34 Min.)

Bastianini kämpft um Verbleib im Werksteam

Ganz uneigensinnig wäre eine Pro-Pecco-Arbeit des Italieners nicht. Bastianini kämpft nach einer enttäuschenden Saison noch um den Verbleib im Werksteam. Obwohl 'La Bestia' bereits beim Misano-Grand-Prix als Werksfahrer für 2024 bestätigt wurde, kamen in den letzten Wochen immer wieder neue Gerüchte auf, Martin könnte Bastianini zur neuen Saison im Werksteam beerben.

Sogar die Ducati-Spitze selbst hatte am Freitag in Sepang die Gerüchte befeuert, als Sportdirektor Paolo Ciabatti erklärte: "Es stimmt, dass Martins derzeitige Leistung eine Tatsache ist, die wir berücksichtigen müssen. Es wurde noch keine Entscheidung getroffen, wir werden sehen. […] Wir können dieses Leistungsniveau nicht ignorieren."

Bastianini kämpft um den Verbleib im Werksteam, Foto: LAT Images
Bastianini kämpft um den Verbleib im Werksteam, Foto: LAT Images

Sollte Bastianini in den letzten beiden Rennen das Niveau aus Malaysia halten können und zusätzlich 'Pecco' Bagnaia zum Titel verhelfen, indem er Jorge Martin schlägt, wird er starke Argumente für einen Verbleib im Werksteam auf seiner Seite haben.